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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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stützte sich schwer auf ihre Schulter, als sie ihn ins Wohnzimmer führte.
    „Ich fühle mich nur so schwach. Ich muss gestern Abend gefallen sein, als ich vom Joggen kam. Oder es hat mir jemand eins über den Kopf gezogen. Jedenfalls habe ich einen irren Brummschädel und kann mich kaum auf den Beinen halten."
    Nach Alkohol roch er nicht, und seine bleiche Gesichtsfarbe und die dunklen Ringe unter den Augen zeigten deutlich, dass er nicht übertrieb.
    „Am besten, ich mache dir ein kräftiges Frühstück und koche dir eine heiße Milch mit Honig. Du bist ja total ausgekühlt."
    Stöhnend fiel Lars aufs Sofa und lehnte sich zurück.
    „Was hast du da an deinem Hals?", fragte Sabine und bog sanft seinen Kopf zur Seite. „Tut das weh? Hier hat es ein wenig geblutet."
    Lars verzog das Gesicht und fuhr mit den Fingerspitzen über die winzigen Wunden. „Ist nur ein Kratzer."
    Mit einem Seufzer ließ er den Kopf in die weichen Kissen sinken. Sabine zog ihm die Schuhe aus, bugsierte seine Beine auf das Sofa und breitete eine flauschige Decke über ihn.
    „Bist du überfallen worden?", fragte Sabine. „Kannst du dich an irgendetwas erinnern?"
    Lars strich noch einmal über die Wunden an seinem Hals. „Ein Vampir hat mich angefallen, mich ausgesaugt und dann einfach liegen gelassen", antwortete er schlaftrunken, schloss die Augen und schlief dann einfach ein.
    Sabine schüttelte ärgerlich den Kopf. „Das war eine ernst gemeinte Frage!", grummelte sie und ging dann in die Küche, um die Milch zu wärmen und Brote zu belegen. Als sie zurückkam, schlief Lars tief und fest. Sabine überlegte, ob sie ihn zum Frühstück wecken sollte, beschloss dann aber, erst einmal ihre E-Mails abzurufen.
    Ingrid berichtete ausführlich über einen neuen Schwarm, Thomas verteilte noch ein paar Sonderaufgaben an seine Crew, die Sekretärin bat um Vorschläge für den Abteilungsausflug, und ihr Cousin teilte ihr mit, dass er nun für acht Wochen nach Australien reisen würde und daher nicht erreichbar sei. Sabine wollte gerade die letzte Nachricht anklicken, da stutzte sie. Als Absender stand dort Sabine Berner, Betreff war keiner angeführt. Wer schrieb ihr unter ihrem eigenen Namen E-Mails? Rasch öffnete sie die Nachricht und überflog den Text.
    Liebste Sabine, nicht dass mich die Bewacher vor Ihrem Haus abhalten könnten, Sie zu besuchen. Auch die Telefonüberwachung ist kein Hindernis für mich. Und doch stören sie meine Muße, daher greife ich nun zu einem anderen Medium, um Ihnen zu versichern: Ich hin noch hier und ich beobachte jeden Ihrer Schritte mit Interesse. Wie ich sehe, stecken Ihre Ermittlungen noch in den Kinderschuhen. Ich biete Ihnen gerne meine Hilfe an. Sie müssen nur nach mir rufen. Legen Sie einen Brief auf Ihren Schreibtisch oder schicken Sie einfach eine E-Mail zurück. Ich bin für Sie da. Ich wache über Ihren Schlaf und ich sende Ihnen Ihre Träume.
    Sabine brütete noch über der E-Mail, als ihr Telefon klingelte.
    „Moin, Sabine, du musst sofort kommen, wir haben den Kerl!", tönte ihr Klaus Gerrets aufgeregte Stimme im Ohr.
    „Wen haben wir?", fragte sie abwesend und warf einen Blick auf die Uhr. Noch nicht mal sieben!
    „Den ollen Zuhälter von Ronja, Holger, äh, irgendwas!"
    „Was? Ich komme sofort! Wartet auf mich. Ich will beim Verhör dabei sein!"
    „Dachte ich mir schon", lachte Klaus. „Also dann, leg mal einen Zahn zu!"
    Eine halbe Brotscheibe in der Hand, sauste die Kommissarin ins Schlafzimmer und zerrte Unterwäsche, eine frische Jeans und einen hellgrauen Strickpulli aus dem Schrank. Kauend tappte sie ins Bad, zog sich an, putzte die Zähne und fuhr sich einmal mit der Bürste durch das Haar.
    Was sollte sie mit Lars machen? Der lag mit leicht geöffnetem Mund auf ihrem Sofa, grunzte vor sich hin und schlief offensichtlich friedlich und fest. Achselzuckend stellte sie sein Frühstück auf den Wohnzimmertisch, kritzelte ihm eine Nachricht auf einen Zettel, griff nach Jacke und Schal und eilte hinaus.
    Den Autoschlüssel in der Hand, stand sie einige Augenblicke auf der Straße, bis ihr einfiel, dass der Passat ja noch immer vor der Villa am Baurs Park stand.
    „Mist!"
    Mit langen Schritten lief die Kommissarin zum Bahnhof und fuhr dann mit der Ul nach Alsterdorf hinaus. Auf der Treppe vom Bahnsteig zur Straße stieß sie mit einer ihr inzwischen wohl bekannten Gestalt zusammen.
    „Guten Morgen, Frau Berner! Was gibt es Neues im Fall Ronja?"
    „Kein Kommentar! Lassen Sie mich

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