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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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behauptete?
    »Nun, Mr. Perfect …« Zulueta betonte den Namen reichlich ironisch. »Also …« Er nahm sein Notizbuch zur Hand. »Wie heißen Sie denn mit vollem Namen?«
    »Frederick James Windlesham Perfect.«
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie im zweiten Stock wohnen?«
    »Nein, tun Sie nicht«, sagte Freddy. »Dort wohnt meine Freundin. Natürlich bin ich ein häufiger Gast.«
    »Und wo wohnen Sie?«
    »Roughton Road 27, Hackney, London, E 9.«
    Davon hörte Inez jetzt zum ersten Mal. Vielleicht hatte er das aus einer momentanen Laune heraus erfunden. Aber man machte sich ja wohl strafbar, wenn man der Polizei eine falsche Adresse angab. Jetzt war Zeinab an der Reihe. Sie wirkte eindeutig gequält. Jones beschleunigte Freddys Abgang, indem er die Hintertür aufmachte und sie ihm aufhielt, während er sich langsam hindurchtrollte.
    »Ihr voller Name, bitte?«
    »Zeinab Suzanne Munro Sharif.«
    »Wo kam der Teil mit ›Suzanne Munro‹ her?«, schoss es Inez durch den Kopf. Vielleicht schlicht und einfach erfunden. Doch als Jones Zeinabs Wohnadresse wissen wollte, verzog sie widerspenstig das Gesicht.
    »Ich weiß gar nicht, wofür Sie die wollen. Das Ganze hat mit mir nicht das Geringste zu tun. Ich habe keine Mädchen mit Silberketten erwürgt.«
    »Miss Sharif, niemand bezichtigt Sie irgendeiner Sache. Dies ist reine Routine.«
    »Wenn ich sie Ihnen sage, versprechen Sie mir dann, dass Sie unter keinen Umständen dort auftauchen und meinen Paps hineinverwickeln? Wenn Sie das tun, bringt er mich um.«
    »Das ist nur für unsere Unterlagen bestimmt und absolut vertraulich.«
    In Inez’ Büchern stand bereits eine Adresse für Zeinab. Was wäre, wenn Zeinab eine neue Version angeben würde? Inez war ganz Ohr. Zeinab nannte eine Anschrift in Hampstead, in der Redington Road. Es handelte sich um dieselbe Adresse, die Inez von ihrer Verkäuferin an deren erstem Arbeitstag bekommen hatte. Eine gute Adresse im westlichen Teil von Hampstead Heath, wenn nicht sogar fast oben am Eaton Square.
    »Nun zu jenem Gentleman, den Sie als Ihren Verlobten bezeichnet haben …«
    »Er ist mein Verlobter. Und ich werde Ihnen nicht erzählen, wo er wohnt. Da müssen Sie ihn schon selber fragen.«
    Sie wirkte sehr erhitzt und ziemlich zerzaust, weil sie sich mit den Händen durch die Haare gefahren war. Während Inez Zulueta zwar die Namen einiger weniger Stammkunden nannte, sich aber weigerte, dies auch mit deren Adressen zu tun, begann Zeinab, sich vor dem vergoldeten Spiegel zu kämmen und ihr Make-up aufzufrischen. Eines stand fest: Dieses Mädchen verbarg etwas, nur was, wusste Inez nicht. War denn jeder ihrer Bekannten ein geübter Betrüger? Natürlich immer mit Ausnahme von Will, ihrer Schwester in Highgate und ein paar Freunden. Jeremy Quick vermutlich, Zeinab und Freddy garantiert. Ludmilla mit ihrem wechselnden Akzent und der angeblich russischen Herkunft höchstwahrscheinlich. Wie stand es mit Rowley Woodhouse? Einmal hatte ihr Zeinab auf der anderen Straßenseite einen Mann gezeigt und erklärt, dies sei er. Allerdings war er weder herübergekommen, um mit ihr zu reden, noch hatte er irgendwie Notiz von ihr genommen. Hieß das, man müsste … nun ja, Lernschwierigkeiten haben, bevor man durch und durch ehrlich sein könnte? War auch sie eine Betrügerin?
    Absolut nicht, dachte sie, während sie die Ladentür zumachte, die Zulueta und Jones bei ihrem Abgang offen gelassen hatten. Dann fielen ihr die Videos ein, die sie vor sämtlichen Besuchern verbarg, und der Fernseher, der abgeschaltet wurde, sobald jemand kam, und wie sie ein- oder zweimal darüber gelogen hatte, was sie gerade angeschaut hatte, als Jeremy oder Becky läuteten. Einzig und allein bei Will war sie ehrlich gewesen …
     
    Den Freitagabend hatte er bei Becky verbracht und den ganzen Sonntag. Als er am Freitag vor dem Fernseher sein Abendessen verspeiste und dabei fragte, ob er sonntags zum Mittagessen kommen könne, war sie so demoralisiert und erschöpft gewesen, dass sie nicht die Kraft zum Neinsagen besaß. Die Wahrscheinlichkeit, dass James anrufen würde, dass er jemals wieder anriefe, war gering gewesen, und doch war ein Fünkchen Hoffnung geblieben, an das sie sich klammerte. Gleichzeitig aber wusste sie schon im Voraus, wie verlegen sie Wills Existenz machen würde, welche Ausflüchte und Vorwände sie ersinnen würde, falls er es täte.
    Wills Freude über das Zusammensein mit ihr, besonders, weil er zwei Tage später schon wieder

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