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Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Titel: Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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eine Krawatte um. Und Teresa? Auf jeder Party stand sie sofort im Mittelpunkt, scharte die männlichen Gäste um sich und ließ sich nie lange bitten, einen perfekten Flamenco vorzutanzen. Wolfgang setzte sich aufs Bett, um sich die neuen glänzenden Schuhe zuzubinden. Als er sich wieder aufrichtete, wanderte sein Blick unwillkürlich auf Sarahs Bettseite. Wie oft hatte sie sich morgens dort noch ein wenig geräkelt, ihm beim Ankleiden zugesehen und ihn beraten? Er strich sich über die Schläfe und meinte förmlich ihre Stimme zu hören. »Nein, die Krawatte passt nicht so gut dazu. Nimm lieber die silbergraue.« Er seufzte und stand auf, um ein Sakko auszuwählen. Teresa wollte heute noch groß ausgehen. Doch das, was ihn zu Anfang so angezogen hatte, ihr sprudelndes Temperament und ihre ausgelassene Lebensfreude, fand er mittlerweile schon manchmal exzentrisch und kapriziös. Es wurde anstrengend, ihren ständig neuen Einfällen stets gut gelaunt nachzukommen. Immer öfter dachte er an Sarah und fragte sich, wohin sie wohl verschwunden war. Aber weder von ihren Eltern noch von ihren Brüdern hatte er darauf eine Antwort erhalten. So freundlich er damals in die Familie aufgenommen wurde, so bestimmt ließen sie ihn jetzt spüren, dass alles allein seine Schuld war. Er grübelte. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Ob er nochmals einen Versuch starten sollte, herauszufinden, wo sie war? Es musste doch eine Möglichkeit geben, mit ihr zu sprechen. Er zuckte zusammen, als es an der Tür klingelte. Nach Aftershave duftend, machte er sich wenig später auf den Weg nach unten, wo Teresa ans Auto gelehnt auf ihn wartete.
    David Berndes war gerade nach Hause gekommen und hatte seine kleine Tochter Rebecca aufgefangen, die sofort auf ihn zugestürmt war. Er genoss es, die zarten Arme seines Kindes um den Hals zu spüren, drückte die Kleine an sich und sog den Duft ihres Kindershampoos ein.
    »Hallo, meine Süße. Wo steckt denn die Mama?«
    Anja streckte den Kopf aus dem Kinderzimmer.
    »Oh, hallo. Du bist schon da? Ich habe dich gar nicht kommen hören.« Sie trat lächelnd heran und zog Rebecca an einem ihrer Zöpfe. »Aber unsere Tochter war in einem früheren Leben anscheinend einmal ein Deutscher Schäferhund. Ihr entgeht einfach nichts.« Sie reckte sich, um ihren Mann zu küssen, bevor sie ihm das Kind abnahm. »Komm, Mäuschen. Wir beide räumennoch das Spiel weg, dann kann der Papa sich in Ruhe umziehen, ja?«
    Sie waren gerade wieder im Kinderzimmer verschwunden, als das Telefon klingelte. David zerrte im Gehen an seiner Krawatte und löste den obersten Knopf seines Oberhemdes, während er mit der freien Hand nach dem Hörer griff und sich meldete. »Berndes.«
    »Hallo, David. Hier ist Wolfgang.«
    Davids Gesicht verfinsterte sich augenblicklich. Er unterdrückte jedoch den Wunsch, sofort aufzulegen.
    »Ja, Wolfgang, was gibt’s?«
    Wolfgang schluckte. Er spürte, dass er bei Sarahs älterem Bruder keinen Blumentopf gewinnen würde, dennoch bemühte er sich, die alte Vertrautheit aufleben zu lassen. Schließlich hätte er in einigen Monaten sein Schwager werden sollen.
    »Ich wollte dich fragen, ob du etwas von Sarah gehört hast.« Er zögerte. Als einen Moment keine Antwort kam, fügte er hinzu: »Ehrlich, David, ich vermisse sie, und ich möchte wenigstens noch einmal mit ihr reden. Sie hat mir ja gar keine Chance für Erklärungen gegeben.«
    David genoss es, Wolfgang zappeln zu lassen. Er hatte noch nie große Sympathien für den Lebensgefährten seiner Schwester gehegt, aber als er erfahren hatte, was vorgefallen war, war er entschlossen gewesen, jeden Kontakt zu ihm abzubrechen. Langsam zog er sich die Krawatte aus dem Hemdkragen und legte sie auf den Schuhschrank im Flur.
    »Weißt du, Wolfgang, das hättest du dir vorher überlegen müssen. Meine Schwester will im Moment nicht mit dir sprechen, und das respektiere ich, okay? Nebenbei bemerkt kannst du dir weitere Anrufe sparen, sie ist verreist.«
    Wolfgang schwieg einen Augenblick betreten. Er war es nicht gewohnt, so abgekanzelt zu werden. Frostig verabschiedete er sich und legte auf.
    David legte den Hörer ebenfalls auf, zuckte kurz mit den Schultern und griff nach seiner Krawatte. Anja hatte die Kinderzimmertür geöffnet und sah ihn fragend an. »Wer war’s denn?«
    David wandte sich an der Schlafzimmertür zu ihr um und blieb stehen. »Wolfgang Born. Er wollte wissen, wo Sarah steckt.«
    Anja kam hinter ihm her. »Ehrlich? Na, da ist ihm wohl

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