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Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Titel: Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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richtigen Weg war. Am Anfang war es ihr überaus schwer gefallen, in die Realität zurückzukehren, zumal diese Wirklichkeit in Form eines Krankenhausaufenthaltes auf einem anderen Kontinent ihr zunächst keinerlei Sicherheit gab. Sie bedauerte inzwischen ihren Selbstmordversuch und fragte sich beklommen, ob man sie hier nicht für verrückt oder gestört hielt. Nachdem man sie jedoch zunächst in Ruhe gelassen hatte und schließlich unbefangen und normal behandelte, ließ ihre verkrampfte Anspannung nach. Auch Olivers Besuche lenkten sie ab und munterten sie auf. Eine Physiotherapeutin kam jetzt regelmäßig vorbei und zeigte ihr krankengymnastische Übungen, die ihr dabei helfen sollten, die Beweglichkeit ihres Arms zurückzugewinnen. In den stillen Momenten, die sie für sich hatte, nagte ein Gefühl der Scham an ihr, wenn sie an ihre Familie in Deutschland dachte. Da sie sich alle sehr nahe standen, wusste sie, dass ihre Eltern und Brüder brennend darauf warteten, dass sie sich endlich meldete.
    Die Sonne schien ins Zimmer, blendete Sarah und unterbrach ihre Gedanken. Sie lehnte den Kopf zurück. Sie war sich einfach nicht im klaren darüber, was sie ihnen sagen sollte. Ihre Mutter würde spüren, was mit ihr los war. Ihr Blick fiel auf das Handy, das Oliver ihr dagelassen hatte. »Vielleicht überlegst du es dir ja und rufst sie doch noch an.« Seufzend zog sie mit der gesunden Hand die Schublade ihres Nachtschränkchens auf und nahm den gelben Notizzettel heraus, auf dem er die Vorwahl für Deutschland notiert hatte. Sie zögerte immer noch und rechnete aus, wie spät es jetzt in Deutschland war. Sie schloss die Augen und sah Sekunden später ihre Eltern im Wohnzimmer sitzen. Wahrscheinlich lief der Fernseher, ihr Vater hatte es sich in seinem Lieblingssessel bequem gemacht, und Luna, die quirlige junge Retriever-Hündin, lag nach einem langen Tag voller Unfug zu seinen Füßen. Ihre Mutter hatte sicher eine zerrissene Leggings von Rebecca vor sich, um sie zu flicken, und berichtete ihrem Vater vielleicht nebenbei davon, dass sich Luna bald unter der Garage durchgegraben habe. Sarah musste bei dieser Vorstellung unwillkürlich lächeln. Schließlich stand sie auf, griff nach dem Handy und ging damit durch die geöffnete Terrassentür ihres Krankenzimmers in den Garten der Klinik. Auf einer etwas abseits liegenden Parkbank, an die sich ein blühender Busch schmiegte, ließ sie sich nieder. Einen Moment verharrte sie mit geschlossenen Augen und atmete den Duft der Blüten ein. Sie fühlte, wie Nervosität sie ergriff, und hatte plötzlich Angst davor, dass der Mut sie verlassen könnte. Sie setzte sich entschlossen zurecht und tippte die Nummer ein. Mit klopfendem Herzen lauschte sie dem Freizeichen, bis ihre Mutter abnahm und sich meldete.
    »Hallo, Mama! Ich bin’s.”
    »Sarah! Wir haben uns schon solche Sorgen gemacht.
    Was ist denn passiert?«
    Sarah biss sich auf die Unterlippe. »Es geht mir jetzt wieder besser.« Das war nicht einmal gelogen.
    Die Stimme ihrer Mutter klang weich. »Wo steckst du denn, Liebling? Bist du schon bei Großvater und Großmutter?«
    »Nein. Ich wollte dort erst später hin. Sie hätten mir angemerkt, wie durcheinander ich bin. Ich will im Moment nicht über Wolf reden, Mama.«
    »Ist ja gut, Schatz. Aber wo bist du? Es ist so ein dummes Gefühl, nicht zu wissen, wo du dich aufhältst, verstehst du?«
    »Ja, tut mir Leid. Ich bin bis Melbourne geflogen und dann mit einem Mietwagen die Great Ocean Road entlanggefahren.« Sie machte eine Pause. »Mama, ich weiß jetzt, warum du noch immer Heimweh hast. Jedenfalls bin ich in einem Nest namens Warren Creek gelandet und habe mir ein Zimmer in einem kleineren Hotel genommen. Die Leute hier sind wirklich nett. Oliver hast du ja schon telefonisch kennen gelernt. Er hat mir sehr geholfen, als ich so durcheinander war.«
    Julia Berndes überlegte. Sie wollte nichts Falsches sagen. Außerdem musste sie sich immer mit aller Gewalt daran hindern, ihre erwachsenen Kinder nicht mehr als
    »Kinder« zu sehen.
    »Ich bin so froh, dass du dich gemeldet hast, Schatz.« Sie zögerte einen Moment. »Du weißt doch, dass ich immer für dich da bin, nicht?«
    »Ich weiß, Mama. Aber ich brauchte einfach Abstand -von allem. Auch wenn das nicht gerade leicht war.«
    »Sarah? Möchtest du, dass ich zu dir komme? Dass wir gemeinsam zur Farm fahren?«
    Erinnerungen an ihre Kindheit stiegen in Sarah auf. Nie war es vorgekommen, dass ihre Mutter sie einmal

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