Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Titel: Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
Vom Netzwerk:
Flüge nach Queensland. Zuvor wollten sie jedoch einen zweitägigen Abstecher nach Kangaroo Island machen. Er erinnerte sich noch ganz genau an Timothys Ausflugstipp. Zwischen seinem Vorschlag vor Sarahs Zimmertür und heute lag ihr Selbstmordversuch. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass ihr da was entgangen war.
    Von Cape Jervis aus, dem felsigen Ende der Halbinsel Fleurieu, konnten sie eine prächtige Aussicht auf die breite Backstairs Passage hinüber nach Kangaroo Island genießen. Als Sarah später mit Oliver an der Reling der Fähre stand, die sie von Cape Jervis nach Penneshaw auf Kangaroo Island bringen sollte, genoss sie es mit allen Sinnen, dass sie eine knappe Stunde auf See sein würden. Sie ließ sich den Wind ins Gesicht wehen und hörte Oliver zu, der ihr von den vielen Tieren erzählte, die es auf der drittgrößten Insel Australiens geben sollte. Immer mehr geriet die Niedergeschlagenheit, die sie seit ihrer Ankunft in Australien so fest im Griff gehalten hatte, ins Hintertreffen. Sie empfand regelrechte Vorfreude auf den Ausflug, als Oliver ihr berichtete, dass es dort mehrere Naturschutzgebiete gebe, in denen mancher Zaun einzig und allein dazu diene, die wild lebenden Tiere von den Picknickplätzen der Besucher fern zu halten, denn sie hätten den Menschen nie als Feind kennen gelernt. Für Sarah, die die meisten australischen Tiere nur aus Zoos in Deutschland kannte, war diese Aussicht verlockend.
    Schon wenig später folgte sie Oliver und der kleinen von einem Ranger geführten Besuchergruppe die Stufen zum Strand hinunter. Sie atmete tief den Geschmack von Meer und Brandung ein und konnte in der Ferne die Seelöwen in den flachen Wellen oder beim Sonnenbaden am Sandstrand erkennen.
    Sarah fühlte Aufregung und Freude, dass sie diese Tiere zum ersten Mal in ihrer natürlichen Umgebung erleben durfte. Obwohl der Ranger auf einen ausreichenden Abstand achtete, damit die Seelöwenfamilien nicht durch die Besucher gestört würden, konnte sie die kleinen und die oft beachtlich großen Tiere gut beobachten. Der weite weiße Strand, die rauschenden Wellen und der schier endlose australische Himmel erschienen ihr viel passender für die Seelöwen als die knallblauen Becken der Zoos, in denen sie diese Tiere bislang betrachtethatte. Erstaunt hörte Sarah, dass es sich um die größte Kolonie australischer Seelöwen handelte, denn es wurden schon mehr als fünfhundert Tiere hier an der Seal Bay gezählt.
    Später im Flinders Chase National Park hielt Sarah unwillkürlich den Atem an, als sie die ersten Koalas in einer Astgabel entdeckte. Ihr Herz klopfte vor Aufregung, denn diese Tiere waren für sie – gemeinsam mit den Kängurus – der Inbegriff für Australiens Tierwelt. Schon immer hatte sie die putzigen kleinen grauen Bären geliebt. Sie jetzt in natura zu erleben, versetzte sie in Entzücken.
    »Sieh doch, Oliver, dort drüben sitzen noch zwei. Und schau, dahinten ist ein kleiner Bär auf dem Rücken des großen.«
    Oliver lächelte über ihre Begeisterung. Es machte ihm unbändige Freude, dieses für ihn so neue Strahlen auf ihrem Gesicht zu sehen. Sie folgten ihrer geführten Rangertour. Beinahe ehrfürchtig streichelte Sarah einen zahmen Koala. Sie war erstaunt, dass er gar nicht so kuschlig war, wie sie es sich vorgestellt hatte. Lachend rümpfte sie die Nase und drehte sich zu Oliver um. »Er riecht wie ein Hustenbonbon.« Die unglaublich zutraulichen kleinen grauen Kängurus waren umso weicher. Zu Beginn der Abenddämmerung saß Sarah neben Oliver und vielen anderen Besuchern am Strand und wartete auf die berühmte allabendliche Heimkehr der kleinen Pinguine. Obwohl der touristische Charakter dieses Ereignisses sie zunächst ein wenig abstieß und sie außerdem zu frieren begann, war sie sofort fasziniert, als das einsetzende Stimmengemurmel ihr verriet, dass diePinguingruppe gesichtet worden war. Gerührt verfolgte sie den beschwerlichen Weg der kleinen Pinguine vom flachen Strand bis hinauf in die Dünen. Eigenartig ernsthaft watschelten die Tiere die sandigen Hügel hinauf, immer darauf bedacht, nicht den Anschluss an die Gruppe zu verlieren. Schließlich war auch der letzte kleine Genosse in der schützenden Dunkelheit der Dünen verschwunden, und nur die aufgeregten Töne aus der Ferne verrieten, wie sehr sich die wartenden Jungtiere über die Heimkehr ihrer Eltern freuten.
    Sarah war ganz erschlagen von den Eindrücken des Tages auf Kangaroo Island. Ihre Wangen waren gerötet, und

Weitere Kostenlose Bücher