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Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Titel: Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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nicht bemerken, denn er ist wirklich sehr krank.«
    Das Mädchen sah sie böse an. »Das ist alles deine Schuld. Nur weil er mit dir weggefahren ist, hat ihn diese blöde Schlange gebissen.«
    Sie drehte sich um und verbarg ihr Gesicht im Rock ihrer Großmutter, blickte sich dann aber noch einmal um. »Ich wünschte, sie hätte dich gebissen.«
    Sekundenlang herrschte Totenstille. Sarah senkte den Kopf und ließ die Arme hängen.
    »Ja, Sammy, ich wünschte auch, sie hätte mich gebissen.«
    Sie erhob sich, nickte Olivers Eltern zu, drehte sich um und ging den Gang entlang. Heather folgte ihr. Draußen vor der Klinik nahm sie ihre Enkelin wortlos in die Arme. Tränen liefen Sarah über das Gesicht. »Ach,Großmutter, was ist nur mit meinem Leben los? Alles läuft schief.«
    Selbst nach mehreren Tagen hätte Sarah nicht beschreiben können, wie die Möbel in ihrem Zimmer aussahen. Jede freie Minute saß sie an Olivers Bett. Obwohl es ihr gut tat zu sehen, wie rasch er sich erholte, ließ sie die Angst, ihn doch noch zu verlieren, nie ganz los. Die ersten Tage waren sehr kritisch gewesen. Viele Stunden verbrachte sie in seinem Krankenzimmer und wagte es nicht, sich sicher zu fühlen.
    Sarah führte dieses Wechselbad aus Angst und Hoffnung an ihre Grenzen. Sie war froh, dass es ihr nach den ersten Tagen doch noch gelungen war, ihre Großmutter auf die Farm zurückzuschicken, denn Heather hatte sie stets durchschaut und hätte bemerkt, wie sehr sie litt. Sarah war psychisch noch nicht so stabil, dass sie in sich selbst ruhte und die Kraft hatte, gut mit allem fertig zu werden. Sie hatte keinen Appetit und fand abends in ihrem Zimmer kaum Ruhe, da ihre Gedanken um Oliver kreisten und sie keine Entspannung finden ließen. Nach außen hin wirkte sie ruhig und gefasst, sodass niemandem auffiel, wie erschöpft und verzweifelt sie in Wirklichkeit war. Darüber hinaus litt sie sehr unter der Unnahbarkeit, die Olivers Eltern ausstrahlten. Samanthas Feindseligkeit trieb ihr immer wieder Tränen in die Augen, was die Kleine mit offensichtlicher Zufriedenheit erfüllte. Dennoch verzieh ihr Sarah jede böse Bemerkung, denn sie wusste, dass die Krankenhausatmosphäre sicherlich schlimme Erinnerungen an den Tod ihrer Mutter in ihr weckte. Sie tat Sarah Leid, obwohl die Kleine in ihr den Grund sah, dass es ihrem Vater jetzt so schlecht ging. Und auch bei Olivers Eltern spürte sie, wenngleich diese nicht viel mit ihr sprachen, unterschwellig eine Distanz, ja, die Neigung dazu, ihr ebenfalls die Schuld an Olivers Zustand zu geben. Besonders seiner Mutter gelang es kaum, eine gewisse Höflichkeit zu wahren. Sarah fühlte förmlich, dass sie ihr das Recht absprach, an seinem Bett zu sitzen. Oliver war in der ersten Zeit nach seinem Rückfall nicht in der Lage, viel zu sagen. Schmerzmittel, Antiserum und Antibiotika betäubten ihn und ließen ihn viel schlafen.
    Nach einer unruhigen Nacht, in der Sarah klar geworden war, dass sie diesen Zustand nicht mehr länger würde ertragen können, hatte sie beschlossen, auf die Farm zurückzukehren. Sie wollte jetzt, sehr früh am Morgen, noch einmal zu Oliver, denn zu dieser Zeit würde sie allein an seinem Bett sein. Der Abschied würde ihr so leichter fallen als unter den Augen seiner Eltern und seiner Tochter. Eine halbe Stunde später betrachtete sie still sein Gesicht. Zum ersten Mal nahm sie bewusst wahr, dass er gut aussah. Seine dunkelbraunen Locken passten zu seinem dunklen Teint und gaben ihm zusammen mit seinen Grübchen ein verschmitztes Aussehen. Obwohl sie sich besonders wegen seiner Tochter und seiner Eltern in der Nacht entschlossen hatte, zu ihren Großeltern zurückzukehren, fiel ihr die Vorstellung schwer, ohne ihn fortzugehen. Sie war sich inzwischen sicher, dass sie ihn liebte – undsie war darüber keineswegs glücklich. Sie wusste, dass es besser für sie gewesen wäre, ihren psychischen Zusammenbruch, den Selbstmordversuch und ihre enttäuschte Liebe zu Wolf erst einmal allein zu verarbeiten. Sie spürte, dass sie innerlich noch sehr verletzbar und unsicher war, eigentlich zu verletzbar, um schon das Risiko eingehen zu können, ihr Herz neu zu verschenken. Dennoch war es einfach passiert. Die Gefühle für Oliver waren ungefragt entstanden und ließen sich nicht mehr beiseite schieben, obwohl Sarah bei dieser neuen Liebe sehr um Kontrolle bemüht war. Nie wieder, das hatte sie sich geschworen, wollte sie so uneingeschränkt lieben, wie sie Wolf geliebt hatte.
    Sie seufzte

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