Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)
vielleicht auch zu viele Eigenheiten durchgehen lassen.« Er setzte sich mit einer schwungvollen Drehung auf die Fensterbank. »Drei Jahre lang habe ich deine Mutter schmerzlich vermisst, und ganz sicher werde ich sie nie vergessen, denn du und dein unwiderstehliches Lächeln, ihr werdet mich jeden Tag an sie erinnern.« Er betrachtete seine Füße. »Ich habe es nicht geplant, aber es ist passiert. Sarah ist in mein Leben getreten und bedeutet mir sehr viel. Kannst du das denn nicht ein bisschen verstehen?«
Samantha blickte ihn immer noch trotzig an. »Ich will sie nicht bei uns haben! Sie gehört nicht zu uns!« Sie wandte sich abrupt ab. »Es war doch immer so schön mit uns beiden und Grandpa und Grandma ...«
»Sammy, du bist ungerecht. Ich soll lieber allein bleiben, damit sich für dich nichts ändert.«
Sie funkelte ihn zornig an. »Du bist nicht allein! Du hast schließlich mich!«
Oliver unterdrückte ein Lächeln. »Ich weiß. Und dass ich dich habe, macht mich sehr glücklich. Aber Sarah ist mir jetzt auch wichtig, Sammy. Wenn ich sie nicht mehr sehen dürfte, wäre ich sehr traurig. Ich habe sie lieb. Anders, als ich dich lieb habe, aber ich möchte sie nicht mehr hergeben.«
Er schwieg, denn er ahnte, dass das, was er gesagt hatte, schwer für sie zu ertragen war. Dennoch wollte er ihr nichts vormachen, sie nicht beschwichtigen oder hintergehen. Sie waren immer ehrlich zueinander gewesen und hatten alles miteinander besprechen können. Und er hoffte, dass es so blieb. Aber ein Leben ohne Sarah wollte er sich nicht mehr vorstellen. Nie hätte er geglaubt, sich nach Kelly noch einmal so zu verlieben, und doch war es geschehen. Er brauchte nur an Sarah zu denken, und schon fing sein Herz an schneller zu schlagen. Sie beide hatten so viel miteinander durchgestanden, dass er nun sein Glück kaum fassen konnte. Erliebte ihr Lächeln, ihren Humor, ihr weiches, seidiges Haar und ihre zarte helle Haut. Ohne dass er es groß hätte begründen können, wusste er, dass sie füreinander bestimmt waren. Es machte ihn traurig, mitzuerleben, dass Samantha Sarah so ablehnte. Er liebte seine kleine Tochter über alles, doch inzwischen befürchtete er immer mehr, dass sie Sarah in die Flucht schlagen könnte. Und auch seine Eltern hatten sie nicht gerade freundlich willkommen geheißen. Es ärgerte ihn geradezu, wie wenig sie in letzter Zeit Sammys Launen Einhalt geboten hatten und es außerdem zu tolerieren schienen, dass sie sich abfällig über Sarah äußerte. Er hegte sogar den Verdacht, dass ihnen das Verhalten der Kleinen gefiel. Es wurde ihm bewusst, dass er sich zum ersten Mal in seinem Leben wirklich von seinen Eltern distanzierte, denn es missfiel ihm, dass sie sich eine Meinung über Sarah gebildet hatten, ohne sie richtig kennen gelernt zu haben.
Er fuhr zusammen, als Samantha sich plötzlich umdrehte und aus dem Zimmer lief. Er seufzte tief. Verdammt, warum musste immer alles so kompliziert sein? Enttäuscht machte er sich auf den Weg nach unten und ging hinaus zu seinem Wagen. Er hatte keine Lust auf weitere Diskussionen. Sammys Kickboard lag vor den Treppenstufen des Nachbarhauses, und er war sich sicher, dass sie gerade von seiner Mutter getröstet wurde. Er zögerte einen Moment, bevor er sich doch noch einmal umdrehte, um zum Haus seiner Eltern zu gehen. Der Schlüssel steckte außen in der Tür, und er schloss auf. »Hallo! Mum? Dad?«
Seine Mutter kam aus dem Wohnzimmer. Die Begrüßung fiel ein wenig unterkühlt aus, und Oliver fühlte sich unbehaglich. Wütend auf sich selbst, riss er sich zusammen. Verdammt, er war schließlich erwachsen und konnte seine eigenen Entscheidungen treffen. Er hob das Kinn und sah seine Mutter fest an. »Sammy ist bei euch, nicht wahr?«
Sie nickte. »Ja, und das sollte dich nicht weiter erstaunen, oder?«
Oliver überhörte die Spitze und ging in die Hocke, um Nelson zu streicheln, der wie ein kleiner Gummiball freudig um ihn herumhopste und winselte.
»Ich fahre noch einmal in den Ort. Sammy wollte nicht mitkommen.«
Patricia musterte ihn. »Kein Wunder, oder?«
Oliver richtete sich jetzt auf. Er war wütend.
»Was soll das eigentlich, Mum? Wieso bist du so grantig? Ich verstehe dich nicht.«
Sie sah kurz über die Schulter ins Wohnzimmer, wo Sammy vor dem Fernseher saß, und zog die Tür hinter sich zu, bevor sie sich wieder ihrem Sohn zuwandte.
»Und ich verstehe nicht, wie du das alles deiner Tochter zumuten kannst. Merkst du denn gar nicht, wie
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