Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)
Sonne beleuchtet. Zwischen den Ästen entdeckte Daniel einen Gelbkehlenvogel, der misstrauisch Sammy und den Hund beobachtete, die ihr Spiel inzwischen wieder aufgenommen hatten. Der Vogel legte den Kopf schräg, und sein gelber Schnabel und der weiße Bauch hoben sich deutlich von seinem graubraunen Federkleid ab. Als der Ball gefährlich nahe neben dem Frangipani landete, stieß er einen durchdringenden Warnruf aus und flog davon.
»Ich verstehe dich doch, Pat, aber wenn es um Oliver oder Sammy geht, schießt du einfach manchmal übers Ziel hinaus.« Sie schwieg verstockt, und er fuhr fort: »Wir waren uns doch einig, dass Oliver sein eigenes Leben führen soll, oder nicht?«
Sie nickte jetzt grimmig. »Ja, aber nicht auf Kosten von Sammy.«
Daniel runzelte die Stirn. »Ich kann nichts Verwerfliches daran finden, dass Oliver sich darum bemüht, Sammy an seine Freundin zu gewöhnen. Er versucht aufrichtig, das fair ablaufen zu lassen. Schließlich findet Sammy Sarah nicht morgens in seinem Bett vor, oder?«
Patricia fuhr herum. »Daniel!«
Er zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Stimmt doch. Ich weiß, dass Sammy unser fröhlicher Wirbelwind ist, Patricia. Die Kleine ist unser Lebensinhalt geworden, der Lichtstrahl unserer alten Tage. Aber ich weiß auch, dass sie sich darin sonnt, von allen hier abgöttisch geliebt zu werden. Das hat sie einerseits stark und selbstbewusst gemacht, aber andererseits ist sie dadurch auch manchmal zu einer verwöhnten kleinen Zicke geworden, bei der nur mehr der eigene Wille zählt.«
Patricia starrte ihn zornig an. »Das ist nicht wahr!«
Er nickte bekräftigend und lächelte dabei. »O doch, das ist wahr. Und das kann man durchaus realistisch feststellen und die Kleine trotzdem weiterhin lieb haben.« Er griff nach ihrer Hand, die auf der Arbeitsfläche der Einbauküche lag. »Pat, du kannst doch nicht ernsthaft wollen, dass unser Sohn für immer allein bleibt. Was hat er denn in den letzten Jahren für ein Leben geführt? Was hatte er für ein Schicksal! Witwer zu werden mit neunundzwanzig Jahren! In diesem Alter mit einer vierjährigen Tochter allein dazustehen!« Daniel drückte ihre Hand. »Aber er hat es geschafft. Er ist Sammy ein guter Vater, und endlich hat er auch die Trauer um Kelly überwunden. Endlich kommt er wieder einmal aus seinem Schneckenhaus heraus. Es ist ein großes Glück, dass er sich wieder verliebt hat, Pat. Für mich wäre es kein schönes Gefühl, meinen Sohn allein – ohne eine wirkliche Lebenspartnerin, die alles mit ihm teilt – zurücklassen zu müssen, wenn ich einmal abtrete. In ein paar Jahren wird Sammy ihr eigenes Leben führen, vielleicht fortgehen, vielleicht im Ausland studieren oder arbeiten, wer weiß? Verstehst du, Pat, warum er jetzt diese Chance auf ein neues Glück nicht ausschlagen darf?« Patricia seufzte tief. Als sie Daniel ins Gesicht sah, lächelte sie zaghaft. »Du hättest in die Politik gehen sollen, Dan.«
Er lachte leise und zog sie an sich. »Du wirst Sammy also nicht mehr immer sofort Asyl gewähren, wenn ihr drüben bei Oliver etwas nicht passt?«
Sie sah betrübt aus. »Aber ich kann der Kleinen doch nicht das Haus verbieten.«
Er grinste vielsagend und schlang beide Arme um sie. »Nein, aber du kannst ja vielleicht einmal keine Zeit haben. Oder du könntest dir anhören, worum es geht, und dich eventuell auch einmal auf Olivers Seite schlagen.«
Sie legte den Kopf an seine Brust. »Ich will es versuchen.«
»Wie wäre es, wenn wir sie am Wochenende alle drei zum Barbecue einladen? Draußen im Garten wird unser Zusammentreffen mit Sarah dann ganz locker und unverkrampft, meinst du nicht?«
Patricia gefiel der Gedanke nicht besonders, aber sie wusste, dass ihr Mann keinen Grund für ein Nein akzeptieren würde, und nickte schließlich.
Sarah schaute ungläubig auf, als Oliver ihr zwei Tage später von der Einladung erzählte. Sie bemerkte seineFreude darüber und versuchte ihr Unbehagen zu verbergen. Nach den bisherigen Begegnungen mit Olivers Eltern hatte sie keine Sehnsucht danach, öfter als unbedingt nötig Patricias eisiges Gesicht zu sehen. Im Grunde war sie froh gewesen, dass sich der Kontakt nur auf unvermeidbare, zufällige Treffen beschränkt hatte. Sie seufzte unhörbar. Sie liebte Oliver und wollte mit ihm zusammenbleiben. Nun, dann ließ sich der Kontakt zu seinen Eltern wohl kaum vermeiden.
Als Oliver bei ihr eintraf, um sie abzuholen, wünschte sie sich brennend, dass sie beide nicht zu
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