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Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Titel: Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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anderen Seite des Flusses vermuten? Das rauschende Gewässer wälzte sich inzwischen mit naturgegebener Macht über Steine und Felsen und bedeckte mit schwappender Gier die breiten Ufergebiete, an denen sie sich gestern noch mit Estella ausgeruht hatte. Der starke Strom ließ nicht einmal mehr erahnen, dass nur einen Tag zuvor die Möglichkeit bestanden hatte, ihn zu Fuß zu bewältigen und darin zu planschen. Sammy zitterte. Ihr Magen knurrte. Sie sah zu dem Pferd. Sicher hatte auch Estella Hunger. Sie würde die Stute später zur Uferböschung führen müssen, wo Gräser und Büsche wuchsen. Der Hunger ließ ihr keine Ruhe. Sie stand auf und durchwühlte die Satteltaschen. Vielleicht fand sich ja noch etwas Essbares darin. In der hintersten Ecke ertastete sie eine rechteckige Schachtel – und starrte Sekunden später enttäuscht auf ein Päckchen Zigaretten. Das warwirklich das Letzte, worauf sie gehofft hatte. Ratlos lehnte sie sich gegen einen Felsen und sah in die Ferne. Was konnte sie nur tun? Nervös spielten ihre Finger mit der Zigarettenpackung und schoben den Deckel immer wieder auf und zu. Schließlich hielt sie inne, den Blick auf die Pappschachtel gerichtet, deren Deckel nun offen stand. Verblüfft entdeckte sie in der Schachtel ein Feuerzeug. Schon oft hatte sie bei ihren Großeltern die Kerzen auf dem Esstisch anzünden dürfen. Sie griff nach dem Feuerzeug und hoffte inständig, dass es nach all dem Regen noch funktionierte. Erfreut betrachtete sie gleich darauf die kleine unscheinbare Flamme. Jetzt wusste sie, was sie zu tun hatte.
    Barney Mandijarra und Sarah waren gleich nach einem hastig eingenommenen Frühstück aufgebrochen. In zügigem Tempo ritten sie wieder genau dorthin, wo sie am Tag zuvor die Suche hatten abbrechen müssen. Sarah war nervös. Der gestrige Platzregen hatte vermutlich alle Spuren verwischt. Auch Barney war heute ungewöhnlich einsilbig. Sarah schüttelte beinahe unmerklich den Kopf, als müsste sie sich gewaltsam von diesen negativen Vorzeichen befreien. Sie mussten Samantha einfach finden. Instinktiv hatte Sarah gespürt, dass Oliver sich von ihr entfernte. Die Angst um seine Tochter schien ihn versteinert zu haben. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkt hatte, wie Barney angehalten hatte. Fast wäre sie mit ihrer Stute auf sein Pferd geprallt. »Was ist los?«
    Er sah sie verwundert an. »Na, hier haben wir doch gestern aufgehört zu suchen. Erinnerst du dich denn nichtmehr?« Er war abgestiegen und ging, sich aufmerksam umschauend, hin und her.
    Sarah saß ebenfalls ab. »Ich hab nicht aufgepasst.« Sie beobachtete Barney bei der Arbeit und stutzte, als er sich plötzlich aufrichtete und in eine bestimmte Richtung wies. »Riechst du nichts?«
    Sarah hob schnuppernd die Nase. »Rauch, oder?« Sie sah ratlos aus. »Ein Buschfeuer? Nach all dem Regen?« Barney schüttelte den Kopf. »Ich denke, das ist die Kleine. Los, komm mit!«
    Als sie das Flussufer erreichten, entdeckten sie Sammys qualmendes kleines Feuer sofort auf der anderen Flussseite. Sarah sprang begeistert von einem Fuß auf den anderen. Ihre Stimme klang vor Aufregung durchdringend, als sie versuchte das Rauschen des Wassers zu übertönen. »Sammy! Sammy, kannst du uns hören?« Sie wedelte aufgeregt mit den Armen, und Barney tat es ihr nach. »Hier! Hier sind wir!«
    Sammy hüpfte ebenfalls auf und ab. »Ja! Ich bin hier!« Angestrengt versuchte sie herauszufinden, ob ihr Vater bei den Reitern war. Als sie ihn nicht entdeckte, schluckte sie eine Sekunde lang ihre Enttäuschung hinunter. Dann aber winkte sie wieder heftig. Hauptsache, man hatte sie gefunden. Jetzt würde sie bald wieder zu Hause sein. Ihre Erleichterung war so groß, dass sie sich zum ersten Mal wirklich darüber freute, Sarah zu sehen.
    Barney und Sarah hatten ihre Pferde an einem Baum angebunden und standen dicht an der Uferböschung. Sarahs Hände formten einen Trichter, als sie rief: »Geht es dir gut, Sammy? Ist alles in Ordnung?«
    Sammy nickte und schrie zurück: »Ja, ich bin okay!« Ein wenig schaudernd betrachtete sie die reißenden Wassermassen. Hoffentlich musste sie dort nicht hindurch. Gespannt beobachtete sie die beiden am anderen Ufer.
    Barney beratschlagte sich mit Sarah. Sie erfuhr, dass es etwa zwei Kilometer flussaufwärts eine alte Holzbrücke gab. Von dort aus wollten sie Samantha erreichen. Während Barney die Pferde wieder losband, durchdrang Sarahs Stimme nochmals das rauschende Wasser.
    »Sammy?

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