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Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Titel: Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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zögerte und schaute auf Sarah hinunter. »Auch wenn sie es schafft, wird sie frühestens morgen zu sich kommen. Ich sage dir Bescheid, okay?«
    Wie betäubt sah Oliver ihnen nach, bevor er sich langsam umdrehte und ins Zimmer zurückging. Er wusste selbst nicht, was er dort wollte. Trotzdem hatte er das eigenartige Gefühl, dass in diesem Raum eine Antwort auf ihn wartete. Erschüttert ließ er sich auf das Bett sinken und rieb sich die Schläfen. Stille umgab ihn. Den toten Möbeln war alles egal gewesen. Stumm hatten sie zugesehen, wie Sarah versucht hatte, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Wie verzweifelt musste sie gewesen sein? Oliver saß vornübergebeugt, den Kopf auf die Hände gestützt, und hing seinen Gedanken nach. Die junge Frau in diesem Zustand vorzufinden hatte ihn mitgenommen. Insgeheim machte er sich große Vorwürfe, hatte er doch am Nachmittag schon instinktiv gespürt, dass sie etwas quälte. Er schrak zusammen, als Bill mit Eimer, Putzmitteln und Bürste die Tür aufstieß. Bedauernd sah er ihn an. »Kann ich dir dabei helfen, Bill? Komm schon, gib mir den Eimer.«
    Er griff danach und stellte ihn im Zimmer neben dem großen Blutfleck ab.
    Der alte Mann hatte ihm offenbar gar nicht zugehört.
    »Mein Gott, das arme Mädchen. Wird sie durchkommen, Oliver?«
    Dieser drehte gedankenverloren eine Dose Teppichschaum in den Händen. Die gleiche Frage hatte er sich selbst schon einige Male gestellt. Es sah sehr ernst aus. Sie hatte eine große Menge Blut verloren. Das allein brachte sie schon in einen äußerst kritischen Zustand. Dazu noch die vielen Tabletten, die sie geschluckt hatte, und obendrein der offensichtlich nicht mehr vorhandene Lebenswille, der es durchaus verhindern konnte, sie ins Leben zurückzuholen. Oliver riss sich zusammen, als er Bills besorgten Blick bemerkte.
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Es sieht nicht besonders rosig aus, aber bei Laura, John und Richard ist sie in sehr guten Händen. Wir müssen es abwarten.«
    Der alte Mann blickte ihm nun forschend in die Augen. Er kannte Oliver schon, seit er laufen gelernt hatte, und liebte ihn wie einen eigenen Enkel. »Woher wusstest du, dass etwas nicht in Ordnung war?«
    Oliver wich seinem aufmerksamen Blick aus. Es war ihm einfach peinlich, über Ahnungen oder Instinkte zu sprechen; auch hatte ihn die Dramatik der Rettungsaktion aufgewühlt und zu sehr an Kelly erinnert. Er schob jetzt die Unterlippe vor und zuckte ratlos mit den Schultern. »Ach, ich weiß auch nicht, Bill.« Er war in die Hocke gegangen und betrachtete ein wenig resigniert den Fleck. »O Gott, wie willst du den bloß wegkriegen? Kann ich dir dabei irgendwie helfen?«
    Energisch schüttelte Bill nun den Kopf.
    »So weit kommt es noch. Du kehrst jetzt zu deinem wohlverdienten Feierabend zurück, und ich weiß schon, was ich hier zu tun habe. Den Rest können morgen die Zimmermädchen erledigen. Los, Oliver!«
    Langsam ging Oliver die Treppe hinunter und betrat die ruhige Straße, die ihn nach Hause führen würde.

4
    D r. John Miles stieß mit der Schulter die Tür auf und verließ den OP. Noch im Gehen zog er die Handschuhe aus, warf sie in einen Abfallbehälter und befreite sich vom Mundschutz. Während er sich des OP-Kittels entledigte, betrat auch sein Kollege Dr. Richard McGregor den Raum. John hob den Kopf.
    »Na, was meinst du?«
    Richard ließ sich auf einer Bank nieder und seufzte. »Abwarten, würde ich sagen. Wir haben jedenfalls unser Möglichstes getan.« Nachdenklich betrachtete er einen Moment den Knauf an seiner Schranktür.
    »Warum hat sie das bloß gemacht?«
    John hatte sich ein frisches T-Shirt angezogen und stopfte es in den Hosenbund seiner weißen Arzthose. Er wandte sich zu seinem Kollegen um.
    »Keine Ahnung. Meine Erfahrung sagt mir, dass es Liebeskummer war. Das ist der häufigste Grund für Selbstmordversuche bei Frauen ihres Alters.«
    Richard schaute ihn vorwurfsvoll an. »Du sagst das, als müsstest du dich für irgendeine statistische Erhebung äußern.«
    John unterdrückte ein Schmunzeln und ließ sich neben seinem Kollegen auf die Bank fallen.
    »Natürlich lässt mich das nicht kalt, Richard. Aber wir müssen versuchen normal damit umzugehen. Die Probleme unserer Patienten dürfen nicht zu unseren eigenen werden, sonst sind wir ihnen keine Hilfe mehr. Das solltest du eigentlich wissen, oder?« Er klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter. »Na komm, trinken wir einen Kaffee. Den haben wir uns jetzt

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