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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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verlor langsam seine Wirkung, und Furcht stieg in ihr auf. Er hatte sich nichts dabei gedacht, seinem eigenen Sohn ins Bein zu schießen. Samuel lag zu einer Kugel zusammengerollt neben ihr, während Ira und der letzte Matrose hinter der ovalen Steinplatte miteinander kämpften.
    »Wenn Sie mich erschießen wollen, tun Sie es endlich. Denken Sie, ich hätte Angst vor Ihnen?«, fragte Camille. Keine Kugel konnte schlimmer schmerzen als der Gedanke an ihren ertrinkenden Vater oder der Anblick von Oscar, der gurgelnd um Luft rang, während er in einer Lache seines eigenen Blutes lag. Sie starrte in den Gewehrlauf.
    »Sie sind ein Feigling. Herzlos und grausam, und nicht einmal der Teufel wird Sie wollen«, sagte sie.
    Ein einziger Schuss, und sie würde wieder mit ihrem Vater und Oscar zusammen sein. Sie würde sie beide haben. Vielleicht war das der Grund, warum der Umandu nicht funktioniert hatte. Ihr Herz war nicht in der Lage gewesen, eine Entscheidung zu treffen.
    McGreenery presste ihr den kühlen Stahl an die Kehle. Er bleckte die Zähne und verlor jede Unze Fassung und vorgespielte Anmut. Camille warf einen Blick auf Ira, der seinem Gegner endlich ein Messer in die Rippen rammte. Er zog die Klinge rechtzeitig heraus, um sie und McGreenerys Gewehr zu sehen. Aber statt auf sie zuzulaufen, hielt er inne und riss die Augen auf. Was tat er da?
    McGreenery prallte vorwärts. Das Gewehr und der Stein fielen klappernd zu Boden. Seine Lippen öffneten sich. »Was …?«, schnarrte er.
    Camille starrte ihn gleichermaßen verwirrt an. Ein scharfer Metalldorn ragte aus seiner Brust und glitzerte in dem einzigen Sonnenstrahl, der durch den Eingang der Kuppel fiel. McGreenery ging in die Knie und sein Angreifer wurde sichtbar.
    Oscar stellte einen Fuß auf McGreenerys Rücken, trat ihn vorwärts und zog eben den Speer heraus, den McGreenery benutzt hatte, um ihn zu töten.
    »Wollen wir doch mal sehen, wie Ihnen das gefällt«, sagte Oscar und warf den Speer weg.

Kapitel 24

    Camilles Augen tränten, und ihre Ungläubigkeit war so stark, dass sie an ihrem Herz zog wie der Sog in der Brandung. Sie berührte Oscars Brust, und das Blut, das sein Hemd bedeckte, war immer noch klebrig. McGreenery hatte sich geirrt. Sie hatte den Stein nicht verschwendet – Der Umandu hatte funktioniert!
    Oscar presste sie fest an sich. Seine Haut war immer noch kalt, aber eine rosige Färbung seiner Wangen und seiner Lippen verdrängte schnell das Blau. Camille zog sein Hemd ohne Hemmungen auf. Die klaffende Wunde war jetzt kaum mehr als ein Kratzer. Er fuhr mit den Händen durch ihr Haar und umfasste ihre Wangen mit den Fingern.
    »Du hättest nicht mich wählen sollen«, sagte er.
    Hinter ihnen näherte sich Ira, der wohl zum ersten Mal in seinem Leben sprachlos war. Er half Samuel hoch, dessen Wangen ganz bleich waren. Camille berührte Oscars Arme, seinen Bauch und sein Gesicht. Er war es wirklich. Die unerträgliche Trauer um ihn war wie ausgeknipst. Ihr Glück war so tief und stark, dass sie dachte, sie müsste platzen.
    »In der Nacht, in der die Christina untergegangen ist, bist du zu mir gerudert«, antwortete sie, und ihre Kehle schnürte sich beim Gedanken an ihren Vater zusammen. Sie schluckte den Kloß herunter. »Diesmal muss ich wohl das Bedürfnis gehabt haben, zu dir zu rudern.«
    Oscar küsste sie, seine Lippen waren noch immer kalt, aber voller Leben. Sie lehnte sich an ihn und klammerte sich an seine Brust, als könne er wieder verschwinden. Ira stieß einen spielerischen schrillen Pfiff aus. Samuel hustete. Oscar und Camille lösten sich widerstrebend voneinander und erröteten.
    »Heiliger Riesenstecher«, sagte Ira. Camille grinste, und es machte ihr nicht das Geringste aus, dass er wieder diesen ungehörigen Ausdruck benutzte. »Ich kann nicht glauben, dass dieser kleine Stein … Ich meine, Sie waren tot, mein Freund. Tot wie dieser Bursche hier.« Ira trat gegen McGreenerys Bein. Oscar nickte und rieb sich das verblassende rote Mal, als müsse er selbst spüren, dass die tödliche Wunde verschwunden war.
    »Ich war in dem Beiboot«, flüsterte er. Ira legte den Kopf schräg.
    »Wie bitte?«
    Camille nahm das Ohr von seiner Brust, wo sie auf den regelmäßigen Schlag seines Herzens hatte lauschen wollen. Sie schaute zu ihm auf, bevor sie das starke Schlagen hörte.
    »In dem Beiboot?«
    Oscar nickte abermals und zog die Brauen zusammen.
    »Ich habe deine Stimme gehört. In der Höhle«, sagte er zu Camille. »Diese Macht

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