Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
Vom Netzwerk:
Karte.«
    Die zerknitterte Karte lag neben McGreenerys Leichnam. Camille musste sie fallen gelassen haben, als sie auf den Stein zugesprungen war. Sie ging hinüber und machte einen großen Bogen um McGreenerys leblosen Körper.
    »Wir sollten uns auf den Weg machen«, sagte Ira. Er schob den Stein in den Sack mit den Vorräten und bot Samuel dann seine Schulter an, um ihn die Treppe hinauf zu stützen. »Es ist bereits Vormittag, und wir müssen noch wilden Bestien davonlaufen, Löchern ausweichen und mordsmäßige Spinnen zerquetschen, bevor wir es zur Lady Kate zurückschaffen.«
    Camille hob die Karte auf. Oscar nahm Camilles Arm und half ihr auf die erste Felsstufe hinauf.
    »Nun, wenn wir kein trauriger Haufen sind!«, rief Ira, als sie die Treppe hinaufhumpelten, ein jeder von ihnen verletzt. Während sie kletterten, waren ihr Schnaufen und ihr gequältes Ächzen gleichzeitig erheiternd und entmutigend – sie hatten wirklich einen weiten Weg vor sich, bevor sie den Meerbusen erreichen würden. Camille war völlig erschöpft. Der Umandu hatte wahrscheinlich etwas von ihrer Lebenskraft aus ihr herausgesaugt, um Oscars Lebenskraft wiederherzustellen. Sie spürte immer noch das seltsame Gefühl der Energie des Steins in ihren Fingerspitzen, aber vielleicht war es nur die Aufregung darüber, Oscar zurückzuhaben.
    Ihr Vater hatte gesagt, dass er da sein würde, um sie zu führen. Eine solche Bemerkung wies nicht auf Zorn oder Enttäuschung hin. Tatsächlich konnte sie nicht glauben, dass ihr Vater ihr die Entscheidung ihres Herzens jemals verübeln würde. Camille hoffte nur, dass sie selbst es nicht tun würde. Aber ein Kloß in ihrem Hals blieb. Sie sehnte sich immer noch danach, in die starke, beruhigende Umarmung des Mannes zu sinken, der ihr so lange alles bedeutet hatte.
    »Samuel, ist mit deinem Bein alles in Ordnung?«, fragte Camille. Ihr Bruder stützte sich auf Iras Schulter, während er um Felsbrocken herumhumpelte.
    »Wie mein lieber Vater sagte: Ich habe Glück, dass er sentimental war.«
    Iras Gelächter hallte durch die Kuppel.
    »Wirst du dann mit uns nach San Francisco kommen?«, fragte Oscar Samuel, während er Camille half, die letzte Steinstufe zur gewölbten Öffnung zu erklimmen.
    »Wenn meine Schwester mich haben will«, antwortete Samuel und ergriff ihre Hand. »Es tut mir leid, Camille, du hattest recht, was meinen Vater betraf. Ich hätte auf dich hören sollen. Und auf unsere Mutter.«
    Sie zerzauste ihm das Haar und die Worte »unsere Mutter« erfüllten sie mit einem warmen Gefühl.
    »Samuel, es tut mir leid. Ich weiß, dass du nur mit McGreenery gegangen bist, um sie zurückzuholen«, sagte Camille.
    Ihr Bruder schnitt eine Grimasse, als Sonnenlicht ihn ins Gesicht traf. »Ja, ursprünglich. Genauso, wie du ursprünglich diesen ganzen weiten Weg auf dich genommen hast, um deinen Vater zurückzuholen.«
    Camille hatte das Gefühl, als würden hundert scharfkantige Glasscherben ihr Herz durchschneiden. Samuel sprach weiter, bevor irgendjemand bemerken konnte, dass sie aufgehört hatte zu atmen.
    »Aber es ist in Ordnung, Camille.« Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sanft. »Es ist in Ordnung. Das Leben … das Leben ändert sich einfach, denke ich. Es geht weiter.«
    Ihr Bruder ließ ihre Schulter los und Camille holte zittrig Atem. Das Leben ändert sich einfach. Wie ein stürmischer Seewind, dachte Camille. Zuerst blies er die Segel in eine Richtung und dann änderte er ohne die geringste Vorwarnung den Kurs.
    »Ich denke, es wird mir gefallen, einen kleinen Bruder zu haben«, stellte sie fest.
    Sie und Samuel teilten ein unzertrennliches Band, selbst wenn die Frau, die sie miteinander verband, tot war. Der Tod konnte dieses Band nicht zerschneiden. Und der Tod konnte sie nicht von ihrem Vater trennen, solange sie es nicht zuließ.
    Samuel und Ira erreichten den Eingang und gingen den steilen Hügel hinunter. Oscar legte seine feste Hand um Camilles Nacken. Sie liebte es, wenn er das tat, und sie lehnte sich an ihn. Gemeinsam schauten sie über die Landschaft, über die von Bäumen bedeckten Hügel und hinaus zu der rissigen Salztonebene.
    »Von hier aus sieht sie beinahe schön aus«, bemerkte sie. Sie konnte den Meerbusen nicht sehen, wo die Lady Kate vor Anker lag. Sobald sie ankamen, würden sie nach San Francisco zurücksegeln, und Camille würde sich einer weiteren Welt von unbekannten Dingen stellen müssen. Sie würde Randall die Wahrheit sagen müssen,

Weitere Kostenlose Bücher