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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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nicht auf dem Boden schlafen«, wandte sie ein, obwohl er auch nicht mit ihr in der Koje schlafen konnte. »Lass uns jetzt nicht darüber nachdenken. Das einzig Wichtige ist, Spencer’s Bay zu erreichen. Und dann den Stein, bevor McGreenery und Samuel dort eintreffen.«
    Wenn McGreenery und ihr Bruder zuerst ankamen, würde alles verloren sein. Sie würde ihren Vater noch einmal verlieren.
    Eine plötzliche Klangexplosion erschreckte Camille, und sie krümmte sich. Das unverständliche Singen erfüllte ihren Kopf und drosch auf ihre Trommelfelle ein. Das Trommeln und Ächzen war so gewaltig, dass sie kaum hören konnte, wie Oscar ihren Namen rief. Er hielt sie am Arm fest, um ihr Halt zu geben, als sich die Eindringlichkeit und das Tempo der magischen Klänge intensivierten. Es war seit Bendigo nicht mehr passiert, und sie hatte gehofft, dass es für immer aufgehört hatte. Camille hielt sich die Ohren zu, knirschte mit den Zähnen und vergrub den Kopf an Oscars Brust. Dann verschwand das Singen, genauso schnell wie es gekommen war. Ihre Ohren klingelten, aber der Lärm hatte aufgehört.
    »Camille? Camille!«, rief Oscar.
    »Ich kann dich jetzt hören«, sagte sie atemlos. »Es war der Gesang. Dieser gottverfluchte Gesang!«
    Oscar starrte sie verwirrt an.
    »Ich bin nicht verrückt, Oscar.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet«, erwiderte er. »Geht es dir gut?« Sie schüttelte den Kopf. Nein, es ging ihr ganz und gar nicht gut. Das Singen war zuvor nie so laut gewesen. Diesmal hatte es sie fast taub gemacht.
    »Es scheint, als würde, wann immer ich es höre, etwas Schreckliches folgen. Wie ein Signal, dass etwas Schlimmes passieren wird.«
    Oscar öffnete die Tür zu ihrer Kajüte. »Ich werde nach oben gehen und mich davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist. Wirst du hier allein zurechtkommen?«
    Das Klingeln in ihren Ohren verebbte. »Bleib nur nicht zu lange weg«, sagte sie, davon überzeugt, dass irgendetwas nicht stimmte.
    »Ich werde sofort zurückkommen. Und da es so aussieht, als würden wir einige Zeit miteinander allein sein«, er sah sich in der engen Kajüte um, und sein Blick fiel auf die Koje, bevor er sie unbehaglich wieder anschaute, »denke ich, wir sollten reden.«
    Camille drückte die Schultern zurück und vergaß für einen Moment das Singen. Sie nickte und Oscar schloss schnell die Tür und ließ sie allein in ihrem Gefängnis.
    Sie ging auf dem schmalen Stück Boden auf und ab. Würden sie über ihre Schlafsituation sprechen oder darüber, dass er sie in dem verwilderten Garten ihrer Mutter beinahe geküsst hätte? Camille hatte Oscars Lippen schon fast auf ihren eigenen gespürt. Sie griff nach der abgenutzten Decke auf der Koje und schüttelte sie aus. Lächerlich. Er hatte wahrscheinlich keinen weiteren Gedanken an den Versuch verschwendet, und wenn doch, wünschte er wahrscheinlich, er hätte es nicht getan.
    Sie ließ sich schwer auf den Strohsack auf der Koje sinken. Vielleicht verbrachte sie einfach zu viel Zeit mit Oscar, und ihr Kopf und ihr Herz wurden verleitet zu denken, es sei akzeptabel, diese romantischen Gedanken über ihn zu haben. Früher, in San Francisco, war sie leicht dazu in der Lage gewesen, sie beiseitezuschieben, wann immer sie kamen. Sie hatte ihren Vater gehabt, Randall und die Augen der Gesellschaft, an die sie denken musste. Nichts davon umgab sie jetzt.
    In der Ecke zischte und spritzte die Öllampe. Camille schaute von der Pritsche auf und sah, wie sich über dem Abzug der Lampe schwarzer Rauch erhob. Aber statt sich aufzulösen, dehnte die Rauchwolke sich aus. Sie bewegte sich hin und her, und Camille wusste sofort, welche Gestalt sie annehmen würde. Die Zähne des Totenkopfs grinsten sie boshaft an, die Kiefer weit geöffnet.
    Camille wich auf der Pritsche zurück, während die Rauchwolke sich in Breite und Höhe verdoppelte und über ihr aufragte, wie die gelbgrüne Welle es im Tasmanischen Meer getan hatte. Die Wolke sprang auf sie zu, und ihre Kiefer schnappten so dicht vor ihrem Gesicht zu, dass sie den Luftzug an den Wimpern spürte. Sie huschte von der Koje herunter, als die Tür zu ihrem Zimmer aufschwang und gegen die Wand krachte. Camille wirbelte herum.
    »Oscar, wir müssen auf der Stelle fortgehen …«
    Der Mann, der in der Tür stand, war nicht Oscar. Seine gewaltige Leibesfülle versperrte den Ausgang und sein langer schwarzer Bart reichte ihm bis zur Mitte seiner Brust. Einer der Gebrüder Hesky kam auf sie zu. Camille schrie und

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