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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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versuchte, an ihm vorbeizurennen, aber er streckte einen dicken, schmuddeligen Arm aus und stieß sie gegen die Wand. Sie spürte einen scharfen Schlag auf dem Hinterkopf. Schmerz durchzuckte sie und dann wurde alles schwarz.
    Es war feucht und dunkel, als sie zu sich kam. Ihre Arme schmerzten und ihr Kopf pulsierte. Bevor sie auch nur die Augen öffnete, roch sie den berauschenden Geruch von Whiskey und noch etwas anderem. Etwas Überwältigendem. Rauch. Ihr Blick schärfte sich sofort. Ihre mit einem Seil gefesselten Handgelenke hingen an einem Deckenhaken im Frachtraum der Juggernaut und sie schwebte in der Luft. Ihre Zehenspitzen baumelten mindestens dreißig Zentimeter über dem Boden. Neben ihr hingen zwei weitere schlaffe Gestalten, und hinter ihnen stand ein Stapel Fäs-ser, die sie in dem flackernden orangefarbenen Schein sah.
    »Oscar!«, versuchte sie an die größere der beiden Gestalten gewandt zu rufen. Ihr geknebelter Mund ließ nicht mehr als ein Ächzen zu. Sie schaute abermals zu etwas hinüber, bei dem es sich um einen Haufen brennenden Segeltuchs zu handeln schien. Keine Segel an Bord eines Schiffs waren jemals ungeölt, jede Oberfläche eines Boots war gegen Feuer geschützt – es sei denn, das Feuer wurde gelegt. Die Gebrüder Hesky. Sie hatten es gelegt. Sie versuchten wirklich, sie zu töten.
    »Oscar!«, rief sie erneut und zappelte an ihrem Haken. Überall um sie herum waren Fässer mit Alkohol hoch aufgestapelt und zum größten Teil mit Seilen und Netzen gesichert. Während Camille von einer Seite zur anderen schwang, bemerkte sie einige frei stehende Fässer, eins dicht hinter ihr. Mit nicht gerade anmutigen Bewegungen schaffte Camille es, die Zehen in den Rand des Fasses zu klemmen. Wenn sie das Seil nur über den Haken heben konnte, würde sie frei sein. Sie spannte sich an und streckte die Arme aus, bis ihre Muskeln brannten, und wippte auf dem Fass. Sie fiel vorwärts, frei von dem Haken, und krachte zu Boden.
    Camille riss sich den Knebel aus dem Mund und eilte zu Oscar, der immer noch bewusstlos war. Das wachsende Licht des Feuers beleuchtete Striemen um seine Augen und Lippen. Sie schüttelte ihn heftig, aber er stöhnte nur.
    »Oscar, wach auf, wir müssen hier weg!« Sie sah sich nach einem weiteren Fass um, aber als sie versuchte, mit immer noch gefesselten Händen eines der Fässer zu seinen Beinen hinüberzustoßen, wich es keinen Zentimeter von der Stelle. Es war zu schwer, genau wie Oscar.
    »Ich bekomme dich nicht runter!«, rief sie und schaute zurück zu den Flammen. Sie leckten an den Spanten des Frachtraums und krochen näher auf die etlichen mit Netzen umwickelten Whiskey-Fässer hinüber.
    Ein gedämpftes Ächzen hinter Oscar veranlasste sie, sich umzudrehen. Die andere Gestalt strampelte mit den Beinen hin und her, der Mann baumelte ebenfalls an einem Haken.
    »Lucius!« Camille lief zu Lucius Drake hinüber und packte ihn an den Beinen. Mit einem kleinen Ruck fiel er zu Boden. Sie zog ihm den Knebel aus dem Mund.
    »Sie!«, sagte sie, aber sie hatte keine Zeit, wütend auf ihn zu sein. »Helfen Sie mir, Oscar runterzuholen!«
    Lucius stand auf und streckte die Hände aus. »Binden Sie mich zuerst los. Hier wird alles in die Luft fliegen, wenn die Flammen die Fässer erreichen!«
    »Schnappen Sie sich einfach seine Beine. Sofort!«
    Lucius schnaubte und tat wie geheißen. Gemeinsam hoben sie Oscar weit genug hoch, um ihn von dem Haken zu bekommen. Ihre Muskeln gaben nach und alle drei fielen sie auf die Bretter.
    »Oscar!« Camille schlug ihm auf die Wange. »Wach auf!«
    Lucius rappelte sich hoch und rannte zur Leiter.
    »Sie müssen mir mit ihm helfen!«, brüllte Camille, aber Lucius kletterte nur weiter die Leiter hinauf. »Feigling!«
    Sie schüttelte Oscar an den Schultern und schlug ihm auf die Wangen. Endlich flatterten seine geschwollenen Lider.
    »Steh auf!« Die Hitze von den sich ausbreitenden Flammen überzog Camilles Gesicht mit Schweiß. Sie bemerkte, dass das trockene Segeltuch in einer langen Linie zu den Whiskey-Fässern ausgelegt worden war. Die Gebrüder Hesky mussten genug Zeit gehabt haben, um von der Juggernaut zu fliehen.
    »Wir werden gleich in die Luft fliegen!«, rief sie, und Oscar kam endlich zu sich. In einem Moment war er auf den Beinen und zog sie mit sich hoch. Sie erreichten die Leiter, als jemand begann, sie herunterzuklettern.
    »Los, runter vom Schiff!«, rief Oscar ihm zu. »Laufen Sie, es wird gleich explodieren!«
    Sie rannten

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