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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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den drei stämmigen Ungeheuern. Der Himmel nahm ein tiefes Blau an, und die Abenddämmerung senkte sich schnell übers Land.
    »Ich sehe sie nicht«, antwortete Lucius. »Verdammt soll McGreenery sein.«
    Camille wrang zitternd den Saum ihres Rocks aus. Sie konnte nicht mehr sehr lange hier so nass sitzen bleiben, ohne krank zu werden.
    »Ich gehe«, erklärte sie und duckte sich unter dem Anleger hervor.
    »Und wohin?«
    Sie drehte sich kurz um. »Irgendwohin, wo es sicher ist.«
    Camille lief den Hafen hinunter und schob sich hinter die Menschenmenge, die noch immer zusah, wie die Juggernaut in der Bucht brannte. Niemand bemerkte sie, als sie tropfnass vorbeihuschte. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Lucius ihr gefolgt war. Sie lief auf Montys Hütte zu und betete, dass Ira und Monty da waren. Doch vielleicht hatten sie die Explosion gehört und waren ans Ufer gelaufen. Es spielte keine Rolle. Sie würde da sein, wenn sie zurückkehrten.
    Alles verschwamm, während sie rannte, und der Drang, sich zu übergeben, kam zurück. Licht erfüllte Montys Hütte, als sie endlich in Sicht kam. Ein Aufblitzen von Hitze durchzuckte sie, und wie in den Sekunden, als sie in dem Beiboot zusammengebrochen war, nachdem die Christina gekentert war, blitzten vor ihren Augen orangefarbene und grellrote Lichter auf. Sie erreichte die Stufen, stolperte hinauf und stieß die Tür weit auf. Wie durch einen herumwirbelnden Tunnel sah Camille die schattenhafte Gestalt eines Mannes.
    Der Mann stand vor Montys Herd. Er kam auf Camille zugerannt, als ihre Knie unter ihr nachgaben. Und dann erloschen die Lichter im Raum.

Kapitel 19

    Starke Arme legten sich um Camille und zogen sie heran. Sie roch Salz und Schweiß und Holz und die Gerüche erinnerten sie an den Trost jeder einzelnen Umarmung ihrer Kindheit. Das schnelle Schlagen seines Herzens drang an ihre Ohren und für einen kurzen Moment war alles gut und richtig. Ihr eigenes Herz schwoll an vor Freude – ihr Vater lebte. Er hatte den Schiffbruch der Christina überlebt und sie endlich gefunden.
    »Natürlich lebe ich.« Ihr Vater besänftigte sie, während sie weinte, und seine heisere Stimme war so vertraut und so nah. Camille grub ihm die Finger in die Schultern und klammerte sich an ihn, während er ihr half, sich hinzulegen.
    »Es ist alles gut, ich bin unverletzt vom Schiff gekommen. Ich lebe«, wiederholte er. Aber seine Stimme klang jetzt verändert. »Ich sagte, ich lebe, Camille. Öffne die Augen und sieh mich an.«
    Camilles Herz zog sich zusammen, als ihre Lider sich flatternd öffneten und sie die Decke von Montys Hütte sah.
    »Camille?« Oscar beugte sich über sie und strich ihr mit seiner schwieligen Hand über die Wange. »Gott sei Dank, du warst fast eine Stunde im Delirium.«
    Tränen liefen über ihre Wangen, als die Wahrheit sie mit neuer Wucht traf. Ihr Vater lebte nicht. Er war wirklich tot. Es war nichts als eine Halluzination gewesen.
    »Warum weinst du? Tut dir etwas weh?«, fragte Oscar und berührte leicht ihre Arme und dann ihren Kopf. Sie lag auf einer Pritsche vor dem brennenden Ofen unter mehreren Decken. Sie kratzten und waren zu schwer. Sie versuchte, sie wegzuschieben.
    »Nein.« Oscar hielt ihre Arme fest. »Tu das nicht.«
    »Warum?«, fragte sie. Ihre Kehle war trocken und wund.
    Oscar wirkte verlegen, als er die Decken wieder fest um ihre Arme und ihren Hals wickelte. »Deine Kleider waren völlig durchnässt. Du hast gezittert und gefiebert.«
    »Wir mussten Sie ausziehen, Schätzchen«, sagte Ira und kam an den Fuß der Pritsche. »Sie haben uns ganz schön erschreckt. Diese Beule an Ihrem Hinterkopf sieht wirklich übel aus.«
    Camille starrte zuerst Ira an, dann Oscar. Die zerplatzte Hoffnung, dass ihr Vater am Leben sein könne, verblasste unter der Hitze ihrer Verlegenheit.
    »Ihr … ihr habt mir mein Kleid ausgezogen?«, flüsterte sie. Oscar wich von ihr zurück, als habe er gerade die Hand über eine offene Flamme gehalten.
    »Nein, nein, ich war das nicht.«
    Sie sah Ira an.
    »Auch wenn es mir eine noch so große Ehre gewesen wäre, der irische Bastard wollte nichts davon wissen. So was von zimperlich.«
    Peinlich berührt und mit immer noch stark schmerzendem Kopf spürte Camille, wie das Blut in ihre Wangen schoss. »Aber, wer war es dann?«
    »Nichts, was ich nicht schon früher gesehen hätte, junge Frau«, brummelte Monty von seinem Platz am Tisch, während er Tabak in eine Pfeife stopfte.
    Camille presste die Lippen

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