Der Duft des Meeres
haben. Ich weiß nicht, ob er William zurückbringen wird, aber was haben wir zu verlieren?«
Er ließ vorsichtig seine warmen Hände an ihren Armen hinabgleiten, als erwarte er, dass sie zurückzucken würde. Sie war zu verblüfft, um zu atmen, geschweige denn, sich zu bewegen. Er hatte sie noch nie zuvor so kühn berührt. Er umfasste ihre Hüften und zog sie an sich. Sie folgte ihm willig. Seine Brust und sein Bauch fühlten sich fest und sicher an und doch auch behaglich. Camille atmete flach und erinnerte sich daran, dass sie sich vor dem Schiffbruch gefragt hatte, was Oscar ihr bedeutete. Kein Freund, kein Bekannter, aber irgendetwas dazwischen. Wie zwei Menschen, die nur auf die richtigen Umstände warteten, den richtigen Augenblick. Dieser Augenblick und diese Umstände fühlten sich richtig an.
Oscars Atem wärmte ihr den Hinterkopf, und seine Lippen strichen über ihr Haar, das sich aus dem Zopf gelöst hatte. Er zog ihr eine Locke vom Hals und küsste die Haut direkt unter ihrem Ohrläppchen, wo ihr sich beschleunigender Puls klopfte. Wie vorhin bei der Schwärze außerhalb des Lichtkegels schien es nichts mehr auf der Welt zu geben als seinen Mund, seine Berührung und die Flut von Hitze, die sie verzehrte.
Mit einem sanften Schubs drehte Oscar sie zu sich um. Er sah sie so an, wie er es auf der Wiese in den Grampians getan hatte – als sei sie die begehrenwerteste Frau, der er je begegnet war. Und unter seinem Blick fühlte sie sich auch begehrenswert. Fesselnd … gewollt. Er zeichnete mit den Lippen ihr Kinn nach und küsste zärtlich die Wölbung ihres Halses, als sei er sich nicht sicher, ob sie ihn ebenfalls wollte. Camille überwand die wenigen Zentimeter zwischen ihnen und drückte sich an ihn. Die Muskeln in seinem Oberkörper und seinen Armen spannten sich an. Er wurde gewollt, und sie musste ihm zeigen, wie sehr sie ihn wollte. Niemand war da, um sie zu beobachten, niemand, um zu richten oder ihr zu sagen, dass die Lippen, die sie liebkosten, nicht würdig waren, ihre Haut zu kosten.
Mit ebendiesen Gedanken löste Oscars Griff sich. Seine Lippen zogen sich zurück.
»Das ist nicht recht«, flüsterte er und rang nach Luft.
Camille starrte ihn an, ihre Kränkung und Enttäuschung waren ihr deutlich anzusehen.
»Du bist verlobt, Camille.« Er schaute sich im Raum um. Sein Blick fiel auf das Bett. »Ich sollte nicht hier bei dir sein.«
Ganz plötzlich verabscheute Camille Randall vollkommen und absolut. Der gute, süße, wohlmeinende Randall erzürnte sie mit seiner bloßen Existenz, mit seinem großen Saphirring und seinem Heiratsantrag und seiner strahlenden, wohlhabenden Zukunft als Retter von Rowen & Company. Sie wollte nichts von alledem, wenn es bedeutete, dass sie Oscars Küsse nicht haben konnte, die Berührung seiner Hände und seinen Körper, der sich dicht an ihren drängte.
»Aber ich will dich hier haben«, sagte sie, doch ihre Worte waren nicht imstande, das Begehren auszudrücken, das ihre Sinne bestürmte.
Oscar leckte sich über die Lippen, trat jedoch zur Tür. »Ich kann nicht. Wenn du Randall heiraten wirst … «
Camille brachte ihn zum Schweigen. »Nein, nicht. Bitte, sag das nicht.« Sie wollte Randalls Namen nicht von Oscars Lippen hören, nicht wenn sie sich so verzweifelt wünschte, sie zu küssen.
»Er ist nicht hier. Und du bist es, und … was wäre, wenn du bleiben würdest?«, fragte sie, außerstande zu glauben, dass die Worte aus ihrem Mund gekommen waren. Er lockerte seine angespannten Schultern und starrte sie ungläubig an.
»Natürlich nichts Ungehöriges«, fügte sie hastig hinzu. »Was wäre, wenn du einfach bleiben würdest, bis … bis ich eingeschlafen bin?«
Citrus und Nelken betörten ihre Sinne und ließen sie schwindeln, als Oscar in den Raum zurückkehrte.
Er legte den Kopf schräg und sah sie von der Seite an. »Nur bis du eingeschlafen bist?«
Sie nickte. Ihre Kehle war zu zugeschnürt vor Nervosität, um etwas zu erwidern.
Oscar hängte seine Jacke über die Rückenlehne eines Stuhls und öffnete die ersten Knöpfe seines karierten Hemds. Camilles Finger zitterten, als sie nach der Lampe auf der Ankleidekommode griff, die Stellschraube drehte und den Docht herabsenkte, bis das Licht, das die Lampe verströmte, das einer kleinen Kerzenflamme war. Sie setzte sich aufs Bett und die andere Seite der handgestopften Matratze neigte sich unter Oscars Gewicht. Sie wusste nicht, wie sie ihn ansehen sollte, ob sie sich hinlegen sollte
Weitere Kostenlose Bücher