Der Duft des Meeres
aufeinander. Sie sah ihr Kleid an einem Ständer am Feuer hängen.
»W-Was ist passiert?«, fragte sie zitternd. »Ich meine, auf der Juggernaut. Wie sind die Gebrüder Hesky an Bord gekommen?«
»Der Kapitän hat sie heute Morgen angeheuert, um die Fässer in den Frachtraum zu laden«, antwortete eine Stimme, die Camille nicht sofort erkannte. Aber dann drehte sie den Kopf in Richtung der Vordertür und sah Lucius Drake.
Er saß auf einem Stuhl, die Arme hinter sich und die Knöchel an die Stuhlbeine gefesselt. Eine frische Prellung schwärzte die Haut unter seinem linken Auge. Ein Gruß von Oscars Faust zweifellos. Sie wünschte, sie hätte den Kampf sehen können.
»Ihr habt ihn hier hereingelassen?«, fragte sie, dann zuckte sie zusammen. Gott, wie ihr Kopf pulsierte. Sie war sich nicht sicher, ob die Hämmer, die ihren Schädel bearbeiteten, ihre Ursache in dem Schlag von diesem Hesky oder in der Explosion hatten.
»Wir konnten es nicht riskieren, ihn wegzuschicken, dann hätten ihn die Gebrüder Hesky vielleicht gesehen. Er würde uns sofort verraten, um seine eigene Haut zu retten«, antwortete Oscar.
»Sie sind schneller geritten, als wir dachten«, sagte Ira. »Sie sind hier angekommen und haben das einzige Schiff gefunden, das nach Spencer’s Bay fuhr. Nachdem sie mit McGreenery geredet und das Wichtigste von der Karte gehört haben, hat unser Cowboy hier sich gedacht, dass ihr auf dem Schiff sein würdet. Kluger kleiner Bastard.«
Camille schloss die Augen und versuchte, sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren als den Schmerz hinter ihren Schläfen. Die Wunde von dem Sturz gegen den Sekretär auf der Christina hatte ihr tagelang mörderische Kopfschmerzen beschert. Die Narbe hatte gerade erst angefangen zu verblassen. Sie war zwei oder drei Zentimeter lang, geformt wie ein Hufeisen und direkt neben ihrer Augenbraue. Sie hasste sie nicht so sehr, wie sie erwartet hätte. Sie zu haben gab ihr das Gefühl, stark zu sein, ein Beweis dafür, dass sie überlebt hatte. Sie würde auch dies überleben.
»Was jetzt?«, fragte sie.
»Wir könnten ein anderes Schiff finden, das nach Talladay fährt«, schlug Oscar vor.
Monty schaute von seiner Pfeife auf.
»Es gibt keins. Die Juggernaut war das Einzige für die nächste Zeit.«
»Wir können uns nicht in diesem Haus verkriechen«, sagte Camille. »Wir müssen den Stein vor McGreenery erreichen. Er ist bereits aufgebrochen!«
Sie wünschte, ihr Kleid würde schneller trocknen, damit sie unter den Decken hervorkommen konnte.
»Die Mistkerle denken, ihr wärt tot. Geht in die Stadt, und sie werden es noch mal versuchen«, meinte Ira, und er hatte recht.
Sie saßen in der Falle.
»Hört mal, eure Chancen, diesen Stein zu bekommen, sehen ziemlich schlecht aus, Freunde«, sagte er. »Ihr habt immer noch San Francisco. Sie haben einen Hochzeitstermin, zu dem Sie es schaffen müssen, Schätzchen, nicht wahr? Warum kommt ihr beide nicht einfach mit mir zurück nach Sydney? Von dort aus könntet ihr dann nach Hause fahren.«
Camille legte die Hand an ihren Kopf, denn die Übelkeit kam wieder.
»Sydney ist doppelt so weit entfernt wie Melbourne und wir haben kein Geld, Ira.«
Außerdem war sie so weit gekommen. Sie konnte es nicht ertragen, jetzt aufzugeben.
»Spielt keine Rolle. Monty hat einen Segler, der uns dort hinbringen wird«, erklärte Ira.
Sowohl Camille als auch Oscar rissen den Kopf zu dem düster dreinblickenden Monty herum.
»Sie haben ein Schiff?«, fragten sie beinahe gleichzeitig.
Monty verzog das Gesicht.
»Ist nicht die Art Schiff, nach der ihr sucht. Ich habe Ira bereits erklärt, dass die Lady Kate nicht seetüchtig ist.« Monty nahm die Pfeife aus dem Mund und beugte sich vor. »Sie muss abgedichtet werden, die Muscheln abgekratzt, und die Segel müssen geflickt werden. Wir sind zu fünft, und wir müssten mindestens zwei weitere Leute haben, um alle Wachen abzudecken. Man könnte sich keine schwierigere Reise vorstellen.«
Camille stützte sich auf die Ellbogen und versuchte, die Decke so hoch wie möglich am Hals zu halten.
»Aber wir müssen nur bis hinauf nach Spencer’s Bay«, wandte sie ein.
Ira, der mit überkreuzten Armen an einer der Wände gelehnt hatte, stöhnte. »Sie geben diesen verfluchten Stein nicht auf, oder?«
Den Stein aufzugeben bedeutete, ihren Vater aufzugeben. Camille wandte sich wieder an Monty.
»Bitte, Mr. Monty«, sagte sie und bereitete sich darauf vor, ihm eine Entschädigung für seine
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