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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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betraten weitere Leute den winzigen Raum, ein junger Mann, auf dessen Gesicht sich die Züge der alten Ix Chel spiegelten, gefolgt von einer hübschen Frau mit leuchtend roten Bändern in ihren Zöpfen. Sie trugen beide große Körbe auf ihren Rücken, die mit einem ledernen Band an ihrer Stirn befestigt waren und die sie in einer Ecke des Raumes abstellten. Geplauder in der fremden Sprache erklang, die Mädchen drängten sich um die junge Frau, die ihnen übers Haar strich, bevor sie begann, der alten Ix Chel beim Zubereiten der Tortillas zu helfen. Kleine Teigbällchen wurden mit den Händen geformt, dann flach gedrückt und in die Pfanne gelegt. Die Bohnen waren bereits in eine tönerne Schale gefüllt worden. Alice beobachtete das Vorgehen fasziniert. Bisher hatte sie sich kaum fürs Kochen interessiert, doch nun, da sie die energischen, geübten Bewegungen der Frauen beobachtete, schien es ihr plötzlich ein durch jahrelange Übung eingespieltes Ritual, das sie gern gezeichnet hätte. Im Augenblick wäre aber ihre Mithilfe angebracht. Zögernd streckte sie ihre Hände in Richtung der Schüssel, aus der die Frauen die Teigbällchen holten. Die kleinen Mädchen musterten sie staunend, ihre hübsche Mutter stieß ein Kichern aus, doch die alte Ix Chel zeigte Alice, was sie zu tun hatte. Trotzdem blieb ihre erste Tortilla ein unförmiger Klumpen, der unangenehm an ihren Handflächen klebte, bis eines der Mädchen ihr half, ihn abzustreifen. Es war schwieriger, als es aussah, stellte sie fest, doch gleichzeitig stachelte dies ihren Ehrgeiz an.
    »Comal!«, hörte sie die Alte rufen und auf die Pfanne weisen. Alice ließ den Teigfladen hineinfallen. Eines der Mädchen wendete ihn nach einer Weile geschickt. Als eine richtige, von ihr selbst geschaffene Tortilla vom Comal geholt wurde, überkam Alice ein Gefühl von Stolz. Durch den ersten Erfolg ermutigt, griff sie noch mal in die Teigschüssel. Ihre Bewegungen wurden allmählich sicherer, doch das Herstellen der Tortillas war eine unerwartet anstrengende Tätigkeit. Allein die aufmunternden Blicke der alten Ix Chel trösteten sie über den stechenden Schmerz in ihren Schultern und Armen hinweg. Sie fühlte sich an jene Zeit erinnert, als sie zehn Stunden täglich Tabletts mit Kaffeetassen und Kuchentellern herumgetragen hatte, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Eigentlich hatte sie gedacht, dieser Plackerei endgültig entkommen zu sein. Nach einer Weile schien es ihr, als sei sie tatsächlich Teil dieser Gemeinschaft aus Teig knetenden und Tortillas bratenden Frauen geworden, auch wenn sie deren Unterhaltung nicht verstand.
    Der einzige anwesende Mann, der Sohn der alten Ix Chel, hatte eine Weile zwischen zwei schlafenden Hunden in der Ecke gesessen. Nun blickte er zur Eingangstür und begrüßte den Kaziken, der die Hütte betrat. Hinter diesem erblickte Alice Andrés. Sie sah das Staunen in seinem Blick und war stolz auf ihre neu erworbenen Fähigkeiten.
    Die Männer verteilten sich in der Runde, als die alte Ix Chel fertige Tortillas mit Bohnen bedeckte und auf die bereitstehenden Holzteller legte. Alice stellte fest, dass selbst ihre abendlichen Gelage mit Dr. Scarsdale sehr förmlich gewesen waren im Vergleich mit dieser schmatzenden, mit vollem Mund sprechenden Gruppe. Die alte Ix Chel gestikulierte heftig und unterbrach den Kaziken, dessen Frau sie war, mehrfach. Er runzelte zwar die Stirn, nahm es aber hin. Die hübsche Schwiegertochter schien zurückhaltender, doch auch ihr Mann redete nicht so viel, trank stattdessen oft aus einer Flasche, die vermutlich Aguardiente enthielt. Alice wurde bewusst, dass dies der Bruder jener jungen Frau sein musste, nach der sie suchten. Aus den Augenwinkeln versuchte sie, Blicke mit Andrés zu wechseln. Er lächelte sie kurz an. Auf einmal sehnte sie sich danach, dass er seine Hand nach ihr ausstrecken und vor der versammelten Runde deutlich machen würde, wie sie zueinander standen, doch seit dem Betreten dieses Dorfes wahrte er wieder respektvollen Abstand von ihr. Sie vermutete, dass er es für notwendig hielt, doch sie staunte, wie stark ihr Verlangen nach einer Berührung von ihm war.
    Das Gerede zog sich noch eine Weile hin, dann räumten die kleinen Mädchen das Geschirr weg, und Matten wurden in der Hütte ausgerollt. Alice wurde ein Platz dicht an der Wand zugewiesen. Die zwei Ehepaare schliefen nebeneinander, und sie fragte sich, ob in derart engen Hütten neue Kinder in unmittelbarer Nähe von bereits

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