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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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später, wenn Leben hier vorbei. Wenn Traum vorbei.«
    Verwirrt schüttelte Alice den Kopf. Sie wünschte sich, Andrés wäre wieder an ihrer Seite, um ihr die Bedeutung dieser verworrenen Aussage zu erklären.
    »Patrick jetzt bei unsere Volk«, mühte Ix Chel sich weiter ab, denn sie schien zu bemerken, dass sie nicht verstanden worden war. »Ich das wollen, deshalb Zeremonie. Auch mit mir. Mit Frauen. Danach ich nehme andere Mann.«
    Ohne es wirklich zu wollen, runzelte Alice die Stirn. Ix Chel, die ihr kaum bis zur Schulter reichte, hob das Gesicht, in dem Bemühen, sie eindringlich anzusehen. Ihre großen braunen Augen flehten förmlich um Verständnis.
    »Ich noch jung. Wollen Kinder. Aber Patrick jetzt immer hier. Später, wenn ich ganz bei ihm, ich wieder seine Frau.«
    »Du meinst, nach deinem Tod seid ihr dann wieder zusammen? Und damit das möglich ist, musste es diese Zeremonie geben?«
    Ix Chel strahlte.
    »Mit ihm zusammen, wenn Traum vorbei.«
    Es gab nur die eine Erklärung, dass Ix Chel ihr irdisches Leben als einen Traum betrachtete, überlegte Alice. Dies schien ihr eine sehr verwirrende religiöse Vorstellung, die völlig ihrem eigenen Realitätsempfinden widersprach. Sie hatte aber nicht viel Gelegenheit, darüber nachzudenken, denn Ix Chel ergriff ihre Hand und zog sie mit erstaunlicher Energie von den inzwischen in Trance versunkenen Menschen weg und hinter eine der Wohnhütten, wo sie unbeobachtet waren. Ix Chel grub eine Weile in der Erde und förderte schließlich ein Ba’ay zutage, wie jene Tragenetze aus Baumrinden hießen, die von den Frauen geflochten wurden. Mit flinken Fingern entfernte sie alle Erdklumpen, die noch daranhingen.
    Der Sonnenuntergang ließ Rottöne durch das Geäst der Bäume schimmern. Nebelschwaden hingen in den Zweigen. Im Dickicht des Dschungels begannen die strahlend weißen Blüten der Nachthyazinthen einen betörend intensiven Duft zu verbreiten.
    Alice starrte sprachlos auf die Pracht der großen, unebenen, zu einer Kette aufgereihten Edelsteine, die Ix Chel ihr entgegenhielt. Sie hatte keine Zweifel mehr, dass dieses Schmuckstück uralt sein musste, denn es strahlte jene archaische Ästhetik aus, die sie an den Ruinen von Palenque kennengelernt hatte. Zunächst zögerte sie, die Kette zu berühren, denn vielleicht könnte ein Kunstwerk, das Jahrhunderte überlebt hatte, allein durch ihre Ungeschicklichkeit plötzlich zu Staub zerfallen.
    »Ich haben von meine Mutter«, erklärte Ix Chel. »El doctor es wollen.«
    »Aber er sagte, dass er die Kette niemals gesehen hat«, erwiderte Alice. Sie wusste nicht, ob Ix Chel sie verstehen konnte, doch dies war unwichtig. Ihr fiel ein, dass ein Mann, der ihren Bruder getötet hatte, sicher auch in der Lage gewesen wäre, sie anzulügen.
    »Wollte Dr. Scarsdale die Kette von Patrick haben? Und der weigerte sich, sie ihm zu geben? Kam es deshalb zum Streit?«
    Ix Chel nickte. Ihre Augen blitzten erfreut, dass sie so schnell verstanden worden war. Alice erinnerte sich, mit welcher Faszination der Archäologe Patricks Zeichnung betrachtet hatte. Sehr wertvoll, hatte er gesagt, eine bedeutende Entdeckung. Auf einmal begriff sie, was geschehen sein musste.
    »Was wollte Patrick mit der Kette machen?«, fragte sie langsam und deutlich. Ix Chel hatte nicht viel Zeit gehabt, von Patrick Deutsch zu lernen, aber ihre Entschlossenheit, ihm zur Seite zu stehen, hatte sie vielleicht besonders aufmerksam gemacht. Sie rang nach Worten, machte ein angestrengtes, manchmal sogar verzweifeltes Gesicht, aber schließlich begann sie zu berichten.
    »Patrick sagen, Kette mein. Soll bleiben bei mir. Ich nicht mögen el doctor. Kranke Seele, immer allein, nicht glücklich. Nicht wollen ihm geben Kette.«
    Es passte zu Patrick, dass er die Wünsche seiner Geliebten respektiert hatte. Er musste jedoch unvorsichtig genug gewesen sein, die Existenz der Kette gegenüber Dr. Scarsdale zu erwähnen. Auch dieses Vertrauen in seine Mitmenschen entsprach seinem Charakter. Sogar ihr strenger, stets unzufriedener Vater hatte es nicht aus ihm herausprügeln können. Vielleicht hatte Patrick sich auch aus Trotz dagegen gewehrt, den Glauben an das Gute im Menschen aufzugeben – und dafür mit dem Leben bezahlt.
    Alice wischte sich Tränen aus den Augen. Sie spürte Ix Chels Finger an ihrem Handgelenk. Obwohl sie es nicht mochte, von Fremden berührt zu werden, wich sie nicht zurück.
    »Chan K’in sagen, dein onen Quetzal. Seltene Vogel. Und schön.«
    Sie

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