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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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man jemanden schubst, der dann fällt und plötzlich nicht mehr aufsteht?«
    Seine Stimme war nur ein Flüstern. Er starrte weiter in die Ferne. Seine Finger hatten sich ineinander verkrallt, und er kratzte mit den Nägeln an seiner blassen, schuppigen Haut.
    »Ja, das würde man wohl einen Unfall nennen«, erwiderte Alice, denn sie ahnte, dass er dies hören wollte.
    »Er muss sich den Kopf angestoßen haben. Ich wollte nichts weiter als die Kette von ihm. Und als ich hörte, dass er von Hans Bohremann hinausgeworfen worden war, da war ich so wütend wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich dachte, ich könnte hier in Palenque endlich etwas erreichen, jemand sein, den man ernst nahm, weil er eine bedeutende Entdeckung gemacht hatte. Dass hier in der Ruinenstadt noch Schätze verborgen sind, davon war und bin ich überzeugt. Und dann zerstörte Ihr Bruder alles, nur weil ihm eine kleine Indianerschlampe den Kopf verdrehte.«
    Alice presste die Hand auf den Mund. Ein paar tiefe Atemzüge halfen ihr, die Fassung zu wahren. Sie musste versuchen, dieses Gespräch auf vernünftige Weise fortzuführen, auch wenn sie am liebsten geschrien und um sich geschlagen hätte.
    »Wenn es so war, dann sind Sie kein Mörder«, erklärte sie ruhig. Sie wusste, dass dies stimmte, obwohl sie nicht genau sagen konnte, wie ein Richter das Maß von Dr. Scarsdales Schuld einschätzen würde. Dass er so lange geschwiegen und es hingenommen hatte, dass ein anderer Mann an seiner Stelle verdächtigt wurde, spräche sicher gegen ihn.
    »Dr. Scarsdale«, fuhr sie fort, »wir können jetzt alle zu Hans Bohremann zurückkehren. Dann erzählen Sie ihm, wie es wirklich war. Er wird sicher froh sein, wenn diese unangenehme Geschichte geklärt ist. Ich werde einfach den nächsten Dampfer nach Europa nehmen. Ohne Anklage gibt es auch keinen Prozess.«
    Im Augenblick war ihr Wunsch nach Sicherheit tatsächlich größer als jedes Verlangen, Dr. Scarsdale für seine Tat büßen zu lassen. Aber er war ein zu kluger Mann, um sich auf ein Versprechen zu verlassen. Während er eisern schwieg, kam ihr eine rettende Idee.
    »Selbst wenn ich jemandem von unserem Gespräch erzählen würde, dann könnten Sie es einfach leugnen, denn es hat niemand anderer zugehört«, schlug sie vor. »Ich bestätige einfach die Unschuld von Andrés, und dann reise ich ab. Ich habe dieses Land sowieso allmählich satt.«
    Der letzte Satz war gelogen. Es war inzwischen selbstverständlich für sie, in Mexiko zu sein. Sie liebte die feuchte duftende Luft, die Wärme und das Strahlen der Farben. Außerdem waren ihr einige Menschen ans Herz gewachsen.
    Dr. Scarsdales Lachen war kurz, trocken und derart bitter, dass sie fast versucht war, Mitgefühl zu empfinden.
    »Wenn es nur so einfach wäre, wie Sie mir hier weismachen wollen. Ich habe mir so oft gewünscht, es könnte alles so wie vorher sein, als wäre in jener Nacht nichts geschehen. Manchmal, wenn ich mich auf meine Arbeit konzentrierte, kam es mir tatsächlich so vor. Aber dann tauchten Sie wieder irgendwo auf, um Ihre Nase in diese Angelegenheit zu stecken!«
    Seine Hände verkrampften sich so stark ineinander, dass die Adern blau hervortraten. Alices eben noch zaghaft aufkeimendes Verständnis wurde von einer Welle des Zorns hinweggespült. Wollte er ihr die Schuld für sein schlechtes Gewissen zuschieben?
    »Ich denke, wenn Sie offen über das Ereignis reden, dann können Sie besser damit leben«, sagte sie knapp. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er aufstand. Kurz zog sich ihr Magen angstvoll zusammen, denn nun hatte er einen noch viel gewichtigeren Grund, sich ihrer entledigen zu wollen. Aber er ging schweigend ein paar Schritte in Richtung des Tempels der Inschriften, wo einige Männer laut fluchten. Es war wohl nicht leicht für Andrés, jene Capataces zu befehligen, die ihn noch in der vergangenen Nacht gefesselt hatten.
    Ihr fiel ein, dass sie Dr. Scarsdale erneut hätte darauf hinweisen sollen, dass hier immer noch die Möglichkeit zu einer großartigen Entdeckung bestand. Schnell stand sie auf, um ihm zu folgen, da hallte plötzlich eine Stimme die Stufen der Pyramide hoch.
    »Jefe! Sieh, wen ich gefunden habe!«
    Sie fröstelte, denn sie wusste, es war Martin. Er kam auf die Tempel zu und zerrte den gefesselten Julio hinter sich her. Alice stockte der Atem. Panisch erwog sie, in das Dickicht des Dschungels hinter den Ruinen zu fliehen, aber das hätte bedeutet, dass sie nicht nur Andrés im Stich ließ,

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