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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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fassungslos ansah.
    »Das sind Indios, Mademoiselle Wegener, einfache Bauern. Wir machen ihnen eine Freude, denn sie werden großzügig dafür bezahlt, dass sie uns bewirten.«
    Alice nahm diese Erklärung hin, und nach genaueren Überlegungen befand sie, dass es doch recht anstrengend gewesen wäre, sich mit diesen fremden Leuten unterhalten zu müssen. So betrachtete sie die bunt bestickte Kleidung und den Schmuck der jungen Mädchen, deren runde Gesichter mit den schmalen Augen asiatisch anmuteten.
    »Es mögen gewöhnliche Bauern sein, aber ihre Tracht gefällt mir«, meinte Alice beiläufig, doch Juan Ramirez winkte sofort eine der älteren Frauen herbei, die nach kurzer Unterhaltung loslief, um mit einem Stapel von Stoffbündeln zurückzukehren. Lange Röcke und kurze farbenprächtige Blusen wurden neben Alice auf einer Decke ausgebreitet. Die Frau hob energisch ein Stück nach dem anderen hoch, um es ihr hinzuhalten. Sie roch nach Schweiß, ihre Hände waren von Schwielen bedeckt, und unter den kurzen Nägeln konnte Alice schwarze Halbmonde erkennen. Sie schämte sich, weil sie instinktiv vor den Zeichen der Armut zurückgewichen war, doch die Indio-Bäuerin schien daran nichts Schlimmes zu finden. Sie fuchtelte mit den Händen und redete auf ihre exotische Besucherin ein. Eines der jungen Mädchen kam kurz darauf mit einem Strohsack angelaufen, aus dem sie Ketten und Ohrringe schüttelte. Zwei dunkle, mandelförmige Augen sahen Alice mit einer Mischung aus Hoffnung und Neugier an. Alice wurde klar, dass sie nun ein paar Dinge kaufen musste, um nicht unhöflich zu sein.
    Nach längeren Überlegungen, die von dem ebenso energischen wie unverständlichen Gerede der älteren Bäuerin unterbrochen wurden, entschied sie sich für einen blauen, mit weißer Kreuzstickerei verzierten Rock zum Umwickeln und für eine Bluse voller farbenfroher Blüten. Dank der Erklärung von Juan Ramirez lernte sie, dass diese von allen Indio-Frauen getragenen Oberteile Huipil hießen, ein Wort aus der alten Maya-Sprache. Gemeinsam mit einem Paar Muschelohrringen verstaute sie die erworbenen Kleidungsstücke in einem Jutesack, den die Indio-Frau ihr anbot. Juan Ramirez hatte den Preis auf fünf mexikanische Pesos heruntergehandelt, was ihr ein lächerlich geringer Betrag für all die prachtvolle Handarbeit schien, aber die Indios lächelten unbeirrt weiter und brachten neuen Tequila.
    »Diese Leute haben mit Ihnen das Geschäft ihres Lebens gemacht«, kommentierte Juan Ramirez den Vorfall belustigt, als sie wieder auf dem Rückweg zum Boot waren. »Ich muss sagen, Sie sind eine charmant verrückte Frau.«
    »Was meinen Sie damit?« Alice spazierte zufrieden durch kniehohes Gras. Der Ausflug hatte ihr gefallen.
    »Nun, ich meine, dass keine Mexikanerin, die etwas auf sich hält, die Kleidung einer Indio-Bäuerin anziehen, ja auch nur erwerben würde.«
    Alice zuckte mit den Schultern.
    »Die Farben sind wunderschön«, verteidigte sie ihre Entscheidung. »Ich würde gern Bilder von diesen Menschen malen.«
    Wieder lachte ihr Begleiter auf freundliche Weise.
    »Wenn Sie glauben, dass irgendjemand im kultivierten Europa sich für unsere Ureinwohner interessiert, dann können Sie es ja versuchen. Sie haben Mut, das muss man Ihnen lassen.«
    Alice blieb unter der sengenden Sonne stehen. Schweißtropfen liefen an ihren Schläfen, ihrem Nacken und ihrem Rücken herab.
    »Wie ich schon sagte, der Alltag, die Schönheit kleiner Details ist mir wichtig«, erklärte sie. »Für einen Menschen, der Europa noch nie verlassen hat, ist dieses Land ein Rausch aus Farben und Gerüchen. Ich habe nicht wirklich damit gerechnet, dass mir Mexiko gefallen würde, aber nun bin ich sehr froh, hier zu sein.«
    Juan Ramirez verharrte an ihrer Seite. Sie spürte das Funkeln seiner schwarzen Augen wie ein Knistern auf ihrer Haut.
    »Und ich, Mademoiselle Wegener, habe nicht damit gerechnet, wie viel Vergnügen es mir bereiten würde, Ihnen meine Heimat zu zeigen. Als mein Schwager mich losschickte, eine deutsche Dame zu unterhalten, da erwartete ich eine hochnäsige Person, die ununterbrochen klagt und alles hier fürchterlich primitiv findet. Aber Sie sind, wie ich schon sagte, eine reizende Verrückte.«
    Alice vermochte sich nicht zu regen. Sie war glücklich, endlich einmal nicht als unnahbar bezeichnet zu werden, sondern verschwitzt und mit staubigen Schuhen unter einer brennenden Sonne zu stehen, während ein immer noch tadellos schöner Mann sie bewundernd

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