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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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anhören konnte, ohne von Trauer erdrückt zu werden. Sie würde von nun an einen klaren Kopf brauchen.
    »Reiste er denn allein?«, fragte sie.
    »Nein«, mischte Rosario sich ins Gespräch. »Er hatte ein Mädchen dabei, eine … Eingeborene von einem der Indio-Stämme, die in der Nähe von Palenque leben und die er dort traf. Sie kochte und sorgte für ihn. Indios kennen sich mit allen Pfaden sehr gut aus, daher diente sie ihm auch als Führerin.«
    Alice bemerkte, mit welch entschiedenem Taktgefühl verschwiegen wurde, was dieses Mädchen noch für Patrick gewesen war. Darin glich Rosario ihrer Tante Grete. Ungehörige Zustände gab es nicht, solange niemand von ihnen sprach.
    »War nicht auch Andrés Uk’um dabei?«, fragte Hans Bohremann. Rosario schluckte.
    »Wir fürchten, dass es so war. Ihrem Bruder wurde vermutlich eine Falle gestellt, Fräulein Wegener.«
    Alice nahm einen weiteren Schluck Kaffee. Allmählich fiel ihr dieses Gespräch immer schwerer, doch sie musste damit irgendwie fertig werden.
    »Er zog also mit zwei Leuten los, die ihn unterwegs umgebracht haben sollen«, fasste sie die bisherigen Erkenntnisse zusammen, ohne sie besonders überzeugend zu finden.
    »Die beiden allein waren es mit Sicherheit nicht«, erwiderte Hans Bohremann. »Wir vermuten, dass Ihr Bruder an eine geheime Opferstätte gelockt oder verschleppt wurde. Es gibt Gerüchte über solche Orte, doch wo sie liegen, ist nur den Indios bekannt, die darüber eisern schweigen. Wir fanden ihn auf einer flachen, breiten Stelle auf einem Pfad, der zur Plantage führt, aber dort wurde er nicht getötet, denn wir sahen kaum Blut. Jemand hatte seinen Leichnam dorthin gebracht. Wir können Ihnen die Stelle natürlich zeigen, wenn Sie wollen, aber ich fürchte, das wird Sie nur unnötig aufregen.«
    Sein Blick war besorgt, beinahe väterlich. Alice presste ihre Füße auf den glatt polierten Parkettboden.
    »Ich werde die Aufregung ertragen, keine Sorge. Doch was veranlasst Sie zu der Annahme, dass dieses Mädchen und dieser … dieser Mann, der mir als Patricks Mörder genannt wurde, auch wirklich schuldig sind? Die Beweise scheinen mir dürftig.«
    Hans Bohremann runzelte die Stirn, und Alice wurde klar, dass sie durch ein zu forsches Auftreten alle seine Sympathien zu verlieren drohte. Rosario wechselte wieder Blicke mit ihrem Bruder, als mache sie ihn für das Verhalten dieser Fremden verantwortlich, die er hierhergebracht hatte.
    »Sie sind nach seinem Tod beide verschwunden«, erwiderte die Hausherrin mit Nachdruck, als seien damit alle Fragen beantwortet.
    »Aber sie können doch auch entführt oder ebenfalls getötet worden sein«, widersprach Alice. Zu ihrem Erstaunen sah sie ein Lächeln über die Lippen von Juan Ramirez huschen, als fände er Gefallen an ihrer Hartnäckigkeit.
    »Dann hätten wir Leichen gefunden oder wenigstens Gerüchte gehört«, widersprach Hans Bohremann. »Diese Gegend erscheint Ihnen vielleicht unzivilisiert, aber ich habe auf meinem Land für ein Mindestmaß an Ordnung gesorgt. Das Mädchen mag in den Augen seines Stammes entehrt worden sein, als es sich mit einem Weißen einließ, doch es gab für die Indios keinen Grund, Andrés Uk’um zu töten, der ein Aufwiegler und Unruhestifter war.«
    »Warum?« Alice hatte sich vorgebeugt und lauschte angespannt. Endlich erfuhr sie etwas über die Hintergründe.
    »Weil er unter den Arbeitern für Unruhe sorgte, indem er ihnen von … von Politik erzählte, die zu begreifen sie gar nicht in der Lage sind«, fuhr Rosario energisch dazwischen. »Dies sind Dinge, die hierzulande auf angemessene Weise erledigt werden und bei denen fremde Einmischung unerwünscht ist.«
    Selbst Hans Bohremann sah staunend zu seiner Angetrauten. Falls er Frauen allesamt für zarte, zerbrechliche Wesen hielt, so schien er den Menschen an seiner Seite gerade wirklich kennenzulernen. Rosario schalt sich vermutlich bereits dafür, derart gegen die Regeln der Höflichkeit verstoßen zu haben.
    »Wenn die Indios Politik nicht verstehen, dann hätten sie auch nicht aufgewiegelt werden können«, fuhr Alice hartnäckig fort, obwohl in ihrem Kopf eine leise Stimme flüsterte, dass sie sich unklug verhielt. Rosario musterte sie mit unverhohlener Abneigung. Alice wurde unwohl. Sie hatte sich diese Frau nicht zur Feindin machen wollen, doch Harry schien sie mit seiner respektlosen frechen Art gegenüber den Reichen und Mächtigen dieser Welt angesteckt zu haben.
    »Es ist einfach so, Miss

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