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Der Duft des Sommers

Der Duft des Sommers

Titel: Der Duft des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Maynard
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Fisch in den Mund.

    Wie ist dein Sandwich?, fragt er mich, aber ich habe den Mund so voll, dass ich nichts sagen kann, nur grinsen.
    Wir trinken Limonade, und zum Nachtisch gibt es Eis in der Waffel. Am Nebentisch sitzt ein Mädchen in einem Strandkleid – es ist Sommer oder höchstens Frühherbst – und leckt auch ein Eis. Jetzt winkt sie mir zu. Sie weiß nichts davon, wie ich an meiner alten Schule gewesen bin, wie meine Mutter früher war und dass sie Frank in der Zeitung abgebildet haben.
    Ich hab gesehen, dass du Prinz Kaspian von Narnia dabei hast, sagt sie. Das ist mein Lieblingsbuch.
    Dann küsst sie mich, aber anders als das Mädchen aus dem Umkleideraum. Dieser Kuss ist langsam, und das Mädchen legt mir eine Hand in den Nacken und streichelt mir mit der anderen die Wange, und ich streiche durch ihr Haar und berühre ganz sachte ihre Brüste, und natürlich habe ich jetzt wieder einen Ständer, aber diesmal ist es überhaupt nicht peinlich.
    Deine Mutter und ich gehen mal ein bisschen am Strand spazieren, mein Junge, sagt Frank zu mir. Und mir fällt auf, was ich am tollsten daran finde, dass er jetzt bei uns ist: Nun bin nicht mehr ich dafür verantwortlich, dass es meiner Mutter gut geht. Den Job übernimmt er von jetzt an. Das lässt mir Raum für andere Sachen. Mein eigenes Leben zum Beispiel.

    Der Kaffee war schon fertig. Das war jetzt den dritten Morgen so, und ich hatte mich fast daran gewöhnt. Auf meinem Laken war natürlich wieder ein feuchter Fleck, aber auch das störte mich weniger als sonst. Meine Mutter beschäftigte sich im Augenblick nicht mit meiner Wäsche. Sie hatte anderes im Kopf.
    Diesmal war sie schon auf, als ich nach unten kam. Die beiden saßen am Küchentisch vor der aufgeschlagenen Zeitung. Eine Familie war am Vortag mit ihrem Boot auf dem Lake Winnipesaukee gekentert, und jetzt suchte man nach der Leiche des Vaters. Eine alte Dame war bei einem Seniorenausflug zu einem Casino in Connecticut im Bus an einem Hitzschlag gestorben. Die Red Sox hielten sich auf dem zweiten Platz und kamen in die Playoffs, und man konnte sich wieder Hoffnungen machen.
    Aber diese Sachen lasen Frank und meine Mutter nicht. Vielleicht hatten sie diesen anderen Bericht gelesen, vielleicht waren sie auch nur bis zur Schlagzeile gekommen: Polizei verstärkt Suche nach entflohenem Häftling. Es war eine Belohnung von zehntausend Dollar ausgesetzt worden für Informationen, die zur Verhaftung des Mannes führten, der am Donnerstag aus dem Staatsgefängnis von Stinchfield geflohen war. Man mutmaßte, dass sich der Mann aufgrund seiner Verletzung und der vorangegangenen Operation sowie den äußeren Umständen des langen Wochenendes womöglich noch in der Region aufhielt und jemanden als Geisel genommen hatte. Ob er bewaffnet war, wusste niemand, aber er wurde dennoch als gefährlich eingestuft. Falls jemand den Mann sah, sollte man unter keinen Umständen versuchen,
ihn selbst zu fassen. Wenden Sie sich an Ihre örtliche Polizeidienststelle, stand da in der Zeitung. Die Belohnung würde ausbezahlt, sowie der Mann festgenommen worden war.
    Ich ging nach nebenan in die Waschküche. Es war ein paar Tage her, seit ich Joes Käfig saubergemacht hatte. Ich holte Joe raus und hielt ihn im Arm, während ich eine frische Zeitung auf dem Käfigboden ausbreitete. Nicht den Teil, auf dem Frank abgebildet war, obwohl der auch da auf dem Stapel lag. Ich nahm den Sportteil.
    Normalerweise drehte Joe um diese Tageszeit seine Runden. Morgens war er immer am muntersten. Aber heute lag er nur keuchend auf dem Käfigboden, als ich reinkam. Vermutlich die Hitze. An einem solchen Tag bewegte sich jeder nur, wenn er musste.
    Ich stand ein Weilchen da und streichelte Joe. Er knabberte leicht an meinem Finger. Durch die Fliegengittertür hörte ich meine Mutter, wie sie mit Frank sprach.
    Ich hab ein bisschen Geld, sagte sie. Nach dem Tod meiner Mutter habe ich das Haus verkauft. Ich hab es auf meinem Sparkonto.
    Du brauchst dein Geld selbst, Adele, sagte er. Du ziehst ein Kind groß.
    Du musst aber an irgendeinen sicheren Ort kommen.
    Und wenn du mitkämst?
    Möchtest du das?
    Ja.

    Beim Mittagessen erzählte uns Frank, dass sich die Operationswunde schon viel besser anfühlte. Er hätte den Arzt
bitten sollen, ihm den Blinddarm in einem Glas aufzubewahren, meinte er.
    Hätte gern gesehen, wie der kleine Bursche aussah, der mir all das hier ermöglicht hat, sagte er. Rauszukommen. Dich kennenzulernen.
    Ich ging davon aus, dass

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