Der Duft des Sommers
Stützpunkt abholte?
Er konnte sich absolut nicht daran erinnern, sie jemals gefragt zu haben, ob sie seine Freundin sein wolle, aber genau das schien jetzt plötzlich einfach so passiert zu sein, so wie Heidelbeersträucher die Wurzelfäule bekommen und Hühner abends von selbst den Weg in den Stall finden. Und da er sowieso nichts Besseres vorhatte – wieso nicht?
Sie hatte ihn am Stützpunkt erwartet, als er aus dem Flugzeug stieg. Ein bisschen rundlicher um die Taille, als er sie in Erinnerung hatte, aber erfreulicherweise auch obenherum etwas üppiger. Er hatte in Saigon ein paar Mädchen gehabt und einmal auf Urlaub in Deutschland, aber seit diesen beiden Briefen von Mandy hatte er beschlossen, zu warten, bis er zuhause bei ihr war.
Seine Großmutter hatte ihm hinten in ihrem Haus einen Raum mit eigenem Badezimmer, einem kleinen Kühlschrank und einer Kochplatte eingerichtet, so dass er fast das Gefühl hatte, eine eigene Wohnung zu haben. Mandy brachte ihn dorthin, und seine Großmutter erwartete ihn schon. Sie war sichtbar gealtert. Als er reinkam, lief der Fernseher: Let’s Make A Deal. Als die Zuschauer laut schrien, hätte Frank sich am liebsten die Ohren zugehalten.
Können wir das ausschalten, Oma?, sagte er. Aber es nützte nichts. Draußen auf dem Feld dröhnte ein Mähdrescher, die Waschmaschine schleuderte offenbar gerade, und in der Scheune hörten sich die Feldarbeiter den Bericht von einem
Baseball-Spiel im Radio an. Ohrenbetäubender Lärm. Dabei war sich Frank nicht mal sicher, ob die anderen den auch hörten – oder ob nur er ihn wahrnahm.
Ich hab dir was zu essen gemacht, Frankie, sagte seine Großmutter. Hab mir gedacht, du hast bestimmt Hunger.
Später, Oma, sagte er. Ich muss mich erst ein bisschen ausruhen. Und vielleicht ’ne Dusche nehmen oder so.
Das hatte er ernst gemeint, aber als er mit Mandy in sein Zimmer kam – sie hielt sich an seiner Uniform fest, wie die Frauen in Let’s Make A Deal sich immer an Monty Hall klammerten –, schloss sie sofort die Tür ab und zog die Jalousien runter.
Endlich ist es so weit, sagte sie.
Er wollte ihr eigentlich sagen, dass er zu erschöpft war und erst später oder morgen richtig Lust dazu hatte, aber sie knöpfte schon seine Jacke auf. Dann kniete sie sich hin und schnürte seine Stiefel auf. Im Handumdrehen hatte sie ihre Bluse aufgeknöpft und ihren BH abgenommen, der vorne aufging, so dass ihre Brüste regelrecht herausfielen, größer, als er sie in Erinnerung hatte, und mit runden dunklen Brustwarzen.
Du bist bestimmt schon ganz ausgehungert, mein Schatz, sagte sie. Hast wahrscheinlich nur gelbe Mädchen gehabt, was? Hast bestimmt ganz vergessen, wie sich ’ne amerikanische Muschi anfühlt, wie?
Er hatte sich gefragt, ob er überhaupt einen hochkriegen würde, aber dafür sorgte sie schon.
Leg dich einfach hin und genieß es, sagte sie. Ich mach alles.
In fünf Minuten oder vielleicht noch schneller war alles vorbei. Danach war sie aus dem Bett gesprungen und hatte ihr Make-up überprüft. Ausgerechnet jetzt hab ich ’n Pickel, sagte sie.
Es stellte sich heraus, dass sie Kleider zum Wechseln dabeihatte. Auch Unterwäsche, Deo, Lockenwickler, Shampoo, Haarfestiger, sogar ihr Nagelnecessaire. Als sie abends wieder zusammen in sein Zimmer kamen, fragte sie, ob er es noch mal machen wolle, aber als er meinte, er sei noch müde vom Flug, ließ sie es dabei bewenden.
Ich sollte dich vielleicht lieber warnen, sagte sie. Du warst so erregt heute Nachmittag, dass ich nicht dran gedacht habe, dir ein Gummi überzuziehen. Hoffen wir, dass es nicht grade der kritische Zeitpunkt war. Meine Schwester ist gleich beim ersten Mal schwanger geworden, von Jay. Hat sich aber als Segen erwiesen. Das Baby ist meine kleine Nichte, Jaynelle.
Ein paar Wochen später sagte sie ihm, dass ihre Periode ausgeblieben war. Und ein paar Tage darauf verkündete sie, dass der Test positiv ausgefallen war. Scheint, als würdest du Papa, sagte sie. Dabei hörte sie sich an, als habe sie diesen Satz vorher eingeübt. Vielleicht unterwegs im Auto. Sie hatte sich auch schon eine Umstandsbluse gekauft mit der Aufschrift Baby an Bord.
Ich glaube, deine Spermien waren dreimal so kraftvoll wie normale, weil sie so lange angestaut waren, sagte sie.
Das war das Wort, das sie benutzte. Spermien.
Und plötzlich, als hätten sie schon die ganze Zeit auf jemanden wie die Assistentin Carol Merrill aus Let’s Make a
Deal gewartet, um auf die Bühne gerollt zu
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