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Der Duft des Sommers

Der Duft des Sommers

Titel: Der Duft des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Maynard
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werden, tauchten diese ganzen Babysachen auf: eine Swingomatic-Schaukel und ein Laufstall, ein Wickeltisch, ein Babystuhl, noch mehr Umstandsblusen und Hosen mit Gummieinsatz und Creme gegen Schwangerschaftsstreifen, die er ihr auf den Bauch reiben sollte, um sich einbezogen zu fühlen in die Schwangerschaft, wie sie es ausdrückte.
    In einem Katalog hatte sie eine Wiege, einen Kinderwagen und ein Mobile bestellt, und dann fertigte sie eine Liste mit Mädchennamen an, die ihr gefielen. Wenn es ein Junge wurde, sollte er natürlich nach Frank heißen. Fast ihre gesamte Habe hatte sie schon in dem Zimmer bei seiner Großmutter untergebracht: Ihre Kleider nahmen den Schrank und fast alle Schubladen der Kommode bis auf eine in Beschlag, an der Wand hing ihr Poster von Ryan O’Neal, dem bestaussehendsten Mann auf der Welt außer ihm, sagte sie. Und dann schlug sie vor, dass sie sich vielleicht ein bisschen ausbreiten könnten im Haus, wenn man bedachte, dass seine Großmutter alleine und alt war. Ihr Nähzimmer zum Beispiel wäre ideal für das Baby. Und sie könnten sich einen Fernseher mit größerem Bildschirm anschaffen.
    Der Gedanke kam ihm erst später. Da waren sie schon verheiratet. Zu diesem Zeitpunkt war Mandy im siebten Monat. Das Baby wurde zum Valentinstag erwartet, obwohl ihr Sohn dann schon im Dezember auf die Welt kam. Frank stand im Badezimmer vor dem Spiegel und rasierte sich. Auf dem Regal über der Toilette und am Rand des Waschbeckens waren zahllose Kosmetiksachen aufgereiht. Er sann gerade darüber nach, wie viele Dinge Frauen – das
galt natürlich nicht für seine Großmutter – offenbar brauchten, bevor sie sich in die Welt hinausbegaben. Diese ganze Ausstattung, die Mandy an dem ersten Tag nach seiner Rückkehr angeschleppt hatte: Hygieneartikel, Make-up, Haarpflegeprodukte, Cremes und Sprays, Wimpernzange, Bleichmittel für die Oberlippe, Enthaarungscreme, Slipeinlagen und Intimdeo.
    Nur eines hatte sie nicht dabeigehabt. Das war ihm aufgefallen, als ihre Schwester bei ihnen zu Besuch war und von der Couch aufstand und sagte: Huch, hast du vielleicht ’ne Binde, Mandy?
    Unter all den vielen Sachen, die Mandy zu Anfang mitgebracht hatte, waren keine Binden und keine Tampons gewesen. Als hätte sie von vornherein gewusst, dass sie beides eine ganze Weile nicht brauchen würde.

    Meine Mutter und Frank saßen am Küchentisch, als er ihr die Geschichte seiner Ehe erzählte, und ich beschäftigte mich dabei mit meinem Rätselbuch. Als Frank die Sache mit der amerikanischen Muschi erwähnte, schaute meine Mutter zu mir herüber, als erinnerte sie sich plötzlich daran, dass sie ja einen Sohn hatte, aber ich beugte mich über das Rätsel, kaute an meinem Bleistift und tat, als sei ich vollkommen auf das Buch konzentriert. Entweder glaubte sie, ich höre sowieso nicht zu oder verstünde nicht, wovon die Rede war. Oder aber sie wusste, dass ich sehr wohl kapierte, worum es ging, mich aber nicht dafür interessierte. Tatsächlich hatte meine Mutter schon lange, bevor Frank vom Pricemart mit zu uns nach Hause gekommen war, Dinge
mit mir besprochen, die andere Mütter niemals erwähnt hätten. Ich war ebenso im Bilde über das Prämenstruelle Syndrom wie darüber, dass die Telefongesellschaft uns wegen unbezahlter Rechnungen drohte, das Telefon abzustellen. Ich hatte auch die Geschichte von dem Mann gehört, der sie beinahe vergewaltigt hätte, als sie das Restaurant in Boston verließ, in dem sie in der Zeit, bevor sie meinen Vater kennenlernte, als Kellnerin arbeitete. Doch gerade im rechten Moment war der Koch rausgekommen und hatte sie gerettet – nicht ohne dann seinerseits etwas dafür haben zu wollen.
    An diese Art von Geschichten war ich also gewöhnt. Die von Frank war eigentlich recht ähnlich, nur aus männlicher Sicht. Deshalb hatte ich auch den Ausdruck »amerikanische Muschi« noch nie gehört.
    Entschuldige meine Ausdrucksweise, sagte Frank, als er zu diesem Teil der Geschichte kam. Wobei er das nicht nur wegen mir, sondern auch wegen meiner Mutter sagte.

    Frank und seine Großmutter saßen im Wartezimmer, als Mandy in die Klinik ging. So machte man das damals, sagte er.
    Ich habe das Gefühl, dass ich mich nicht genug um dich gekümmert habe, Frankie, sagte seine Großmutter an diesem Tag zu ihm. Es ging alles so schnell, als du zurückgekommen bist. Ich wollte doch, dass du aufs College gehen kannst. Dass du eine Weile überlegen kannst, was du eigentlich willst, bevor du so

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