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Der Duft des Sommers

Der Duft des Sommers

Titel: Der Duft des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Maynard
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geworden.
    Jetzt kann ich endlich zusehen, dass ich meine Figur wiederkriege, sagte sie.

    Stillen ruiniert die Möpse, sagte Mandy. Sie hatte gesehen, wie die von ihrer Schwester aussahen, nachdem Jaynelle sieben Monate dran gehangen hatte. Und wenn sie den Kleinen mit der Flasche füttern würden, könnte Frank ihr auch helfen. Das tat er. Wenn der Kleine nachts schrie, war es Frank, der aufstand, um die Babymilch zu wärmen, und der dann mit seinem Sohn im Dunkeln auf dem Sofa in der Küche seiner Großmutter saß, zusah, wie der Kleine nuckelte, und der anschließend mit ihm herumging und ihm den Rücken rieb, bis er aufgestoßen hatte. Manchmal blieb Frank danach sogar auf und wanderte mit seinem Sohn durchs Haus. Er mochte das Gefühl, mit ihm allein zu sein.
    Bisweilen redete Frank auch mit dem Kleinen. Wenn Mandy gehört hätte, was er da sagte, hätte sie ihn für verrückt erklärt, denn wenn er mit Francis Junior alleine war, erzählte Frank davon, wie man Barsche angelte und Bäume beschnitt und wie sein Großvater ihn einmal, als er vierzehn oder fünfzehn war, zu den halbreifen Kürbissen mitgenommen und ihm gesagt hatte, er dürfe sich einen zum Schnitzen aussuchen. Mit dem Taschenmesser seines Großvaters hatte er die Initialen eines Mädchens, das er besonders gerne mochte, Pamela Wood, in den Kürbis geschnitzt. Er wollte ihn ihr zu Halloween schenken, aber als es so weit war, stellte sich heraus, dass sie mit einem Typen aus der Basketball-Mannschaft liiert war.
    Nachts erzählte Frank seinem Sohn auch, wie es war, wenn man sein erstes Auto besaß, und dass man unbedingt Öl nachfüllen musste, was er vergessen hatte. Und so hatte
er den Motor seines ersten Autos ruiniert, aber sein Großvater hatte es ihm verziehen.
    In einer Nacht, in der sie schon seit Stunden durchs Haus wanderten, erzählte Frank seinem Sohn von dem Unfall. Wie er auf der Rückbank des Kombis saß und nichts tun konnte, während seine Mutter vorne stöhnte. Und er sprach über dieses Dorf, durch das er mit dem Rest seines Zuges gekommen war. Wo eine Granate neben dem Kopf dieses Typen aus Tennessee explodierte, der daraufhin völlig durchdrehte. Die Frau in der Hütte. Das kleine Mädchen, das neben ihr auf der Matte lag. Darüber hatte Frank noch mit niemandem gesprochen, aber in jener Nacht erzählte er es seinem Sohn.
    Mandy zog den Kleinen gerne hübsch an und ging dann mit ihm ins Shoppingcenter zum Einkaufen. Bei Sears ließen sie vor einem Hintergrund mit Bergen ein Familienfoto machen. Frank hatte den Arm um Mandys Schultern gelegt. Francis Junior saß auf ihrem Schoß, die roten Haare zu einer Locke gekämmt. Frank fragte sich besorgt, ob der Blitz wohl seinen Augen schaden könne, aber Mandy lachte.
    Du wirst doch wohl keinen Waschlappen aus ihm machen, oder?, sagte sie. Jungen müssen was aushalten können.

    Kaum war Mandy aus dem Krankenhaus draußen, da bestand sie auch schon darauf, aus dem Haus rauszukommen. Ich werd verrückt, sagte sie, wenn ich den ganzen Tag da sitzen und mir die alten Geschichten von deiner Großmutter anhören muss.
    Deshalb führte Frank seine Frau zum Essen aus – in ein
italienisches Lokal, wo es Wein gab und Kerzen in bauchigen wachsbedeckten Flaschen und wo die Spaghetti erstklassig schmeckten. Als Frank die Rechnung bekam, dachte er sich, dass er für so viel Geld zuhause auch selbst etwas Gutes hätte kochen können. Und dass die Lasagne seiner Oma besser war als hier.
    Er machte sich auch Sorgen, weil seine Großmutter mit Frank Junior alleine war. Im Vorjahr hatte sie einen Schlaganfall gehabt, einen kleinen zwar, aber der Arzt hatte gesagt, es könne eventuell wieder passieren. Und wenn sie dabei nun grade auf den Kleinen aufpasste?
    Deshalb blieb Frank von nun an meist zuhause abends, damit Mandy mit ihrer Schwester oder ihren Freundinnen ausgehen konnte. Sie hatte einen Job gefunden: bei einem Fast-Food-Laden, der an der Autobahn neu eröffnet hatte.
    Als sie einmal zusammen im Shoppingcenter waren, ging ein Pärchen an ihnen vorüber. Die Frau war schwanger, vielleicht im fünften Monat. Der Mann hatte den Arm um ihre Schultern gelegt. Die beiden sahen jung aus, schienen nicht älter zu sein als Frank und Mandy, obwohl Frank sich selbst gar nicht mehr jung fühlte. Der Mann war rothaarig und sah ziemlich gut aus. Ein bisschen wie Ryan O’Neal, allerdings bereits mit Bauchansatz.
    Als das Paar auf sie zukam, merkte Frank, dass Mandy zusammenzuckte und dem Mann

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