Der Duft des Sommers
nachsah.
Kennst du den?
Ach, der kommt nur manchmal ins Restaurant.
Dann fing sie an, abends Bowling zu spielen. Und Bingo. Und traf sich mit ihrer Schwester auf Drinks, und einmal,
als er früher als sonst aus der Scheune hereinkam, hörte er sie am Telefon lachen und in einem Tonfall sprechen, den er nicht kannte bei ihr.
Eines Abends, als Mandy angeblich beim Bowling war, ließ er Frank Junior bei seiner Großmutter und fuhr zur Moonlight Lanes-Bowlingbahn. Die Frauen-Liga spielt dienstags nicht, sagte ihm der Mann am Empfang. Da müssen Sie was verwechselt haben.
Darauf fuhr Frank zum Wagon Wheel, und als er Mandys Wagen nicht auf dem Parkplatz sah, versuchte er es bei Harlow’s. Sie saß in einer Ecknische, und ein Typ mit einem T-Shirt der Philadelphia Phillies saß neben ihr und hatte ihr die Hand aufs Knie gelegt.
Wir reden nicht hier darüber, sondern zuhause, sagte Frank.
Er fuhr mit seinem Pick-up zurück und wartete auf sie, aber Mandy kam weder an diesem noch am nächsten Abend nach Hause. Francis Junior ging es gut ohne sie, und Frank dachte sich, wenn sie ihm nur den Kleinen daließ, käme er schon klar mit der Situation. Am dritten Tag kurz vor dem Abendessen hielt ihr Wagen schließlich vor dem Haus. Nach einem Blick auf sie und Frank sagte seine Großmutter: Ich kümmere mich um den Kleinen. Oben konnte er sie kurz darauf mit Francis Junior sprechen hören. Sie ließ Wasser in die Wanne ein.
Mandy verließ ihn. Sie habe einen echten Mann kennengelernt, sagte sie. Einen, der sie hier rausholen würde. Was glaubte er wohl, was für eine Zukunft sie hier haben würde, mit ihm und seinen Christbäumen?
Ich hab’s dir nie gesagt, weil ich dir nicht weh tun wollte, sprach sie weiter. Aber immer wenn ich so getan hab, als hätte ich Spaß im Bett, war das nur vorgetäuscht.
Da war noch mehr, aber das bräuchte man jetzt nicht alles auszubreiten. Der Hauptgrund war jedenfalls, dass sie ihn nicht liebte und nie geliebt hatte. Er hatte ihr einfach nur leidgetan, weil er da im Krieg sein musste und ihn danach niemand willkommen geheißen hätte außer einer schrulligen alten Frau, die Kürbisse züchtete.
Warum er diese Frage gestellt hatte, war ihm selbst ein Rätsel. Er musste es gar nicht wissen, weil es an seinem Verhältnis zu seinem Sohn nichts geändert hätte. Aber irgendetwas bewog ihn dazu, sie zu fragen, ob sein Sohn auch wirklich von ihm war.
Sie lachte. Wenn sie nicht schon so viel Alkohol getrunken gehabt hätte, dann hätte sie vielleicht anders reagiert. Aber so warf sie den Kopf zurück und lachte lauthals, bevor sie antwortete.
Und da hatte er sie geschubst. Er wollte ihr weh tun, richtig weh tun, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass sie stürzen würde. Ihr Kopf schlug auf der Betonschwelle an der Haustür auf. Ein kleines Blutrinnsal lief aus ihrem Ohr, mehr war nicht zu sehen. Aber sie hatte sich das Genick gebrochen.
Weil Frank zu ihr lief und ihren Kopf in die Hände nahm, merkte er erst ein paar Minuten später, dass von oben immer noch das Rauschen zu hören war. Die Wanne musste übergelaufen sein, denn jetzt tropfte Wasser durch die Decke. So viel Wasser, dass es nach einem Rohrbruch aussah.
Wie manchmal diese heftigen Schauer im Dschungel, nur in seinem eigenen Haus.
Frank lief die Treppe hinauf und stürzte ins Badezimmer. Auf dem Boden lag zusammengesunken noch eine Frau: seine Großmutter. Ihr Herz hatte ausgesetzt.
Und in der Wanne trieb leblos Francis Junior. Seine roten Haare hafteten ihm am Kopf, seine Glieder waren schlaff, und in seinen Augen lag ein staunender Ausdruck, als sähe er eine Himmelserscheinung.
Als Frank vor Gericht gebracht wurde, erklärte der Anwalt, es handle sich eindeutig um Mord.
Frank war schuld an Mandys Tod, sagte er. Er habe seine Frau vielleicht nicht umbringen wollen, habe es aber getan. Das war eine unleugbare Tatsache, und dafür würde er seine gerechte Strafe bekommen.
Dann geschah etwas, womit Frank und sein Verteidiger nicht gerechnet hatten: Mandys Schwester sagte aus, das Kind sei nicht von Frank gewesen, und als Frank das erfahren habe, habe er seinen eigenen Sohn umgebracht.
Und meine Großmutter?, wandte er ein. Der Arzt hatte einen Herzinfarkt festgestellt. Es war ein Unfall gewesen.
Das war richtig, entgegnete der Staatsanwalt. Welche alte Frau mit schwachem Herzen würde keinen Herzinfarkt bekommen, wenn sie ihren Urenkel tot auffinden würde, von ihrem eigen Fleisch und Blut ermordet?
Der Staatsanwalt
Weitere Kostenlose Bücher