Der Duft von Hibiskus
– als er sich überzeugt zu haben schien, dass es ihr wirklich besser ging – lächelte er zurück.
Umgehend korrigierte Emma im Stillen ihre Einschätzung seines Äußeren. Er sah nicht sehr gut aus. Er sah umwerfend aus! Vor allem, wenn er sie so anlächelte wie im Moment.
Oskar brach den Bann, indem er neben Scheerer trat und Emma fragte: »Geht’s wieder, meine Liebe? Dann steig auf deine Mähre. Ich helfe dir. Den Proviant habe ich schon umgeladen, mein Fuchs schafft das, denke ich.«
Scheerers Lächeln verschwand. Er maß Oskar mit einem schwer zu deutenden Blick und sagte: »Ihre Hilfe kommt etwas spät, Crusius. Achten Sie bitte in Zukunft besser auf das Befinden Ihrer Verlobten, möglichst bevor sie in Ohnmacht fällt. Ich darf Sie daran erinnern, dass Sie die alleinige Verantwortung für Fräulein Röslin tragen. Das war die Bedingung dafür, dass wir sie mitnehmen, Sie erinnern sich?«
Er drehte sich um, ohne Oskar Zeit für eine Erwiderung zu lassen, und ging zu Pagel und Krüger zurück. Erst jetzt wurde Emma gewahr, dass die beiden Forscher die ganze Szene gespannt beobachtet hatten. Pagel hielt die Ochsen in Schach, Krüger die Pferde an den Zügeln, und alle, Männer wie Tiere, äugten stumm und neugierig zu ihnen herüber.
Wenigstens wird den Herren mit mir nicht langweilig, dachte sie sarkastisch und stand auf, um sich von Oskar aufs Pferd helfen zu lassen. Als sie in den Sattel sank, rutschte ihr, wie schon am Morgen, das Kleid über die Knie.
Doch diesmal war es ihr egal. Sie war die Belustigung der ganzen Gruppe, jedermann sah ihre Beine, sie trug hässliche Stiefel ohne Absatz und saß im unzüchtigen Herrensitz – doch was tat’s? Ihre wunden Füße mussten nicht mehr laufen, die brave Stute würde sie geduldig tragen, und Scheerer schickte sie nicht zurück nach Brisbane.
Nichts anderes zählte.
7
A m späten Nachmittag erblickten sie nicht weit entfernt das glitzernde Band eines gewundenen Flusses. Emmas Lebensgeister erwachten. Wasser!
Magisch davon angezogen verdoppelten auch die Pferde und Ochsen ihre Anstrengung. Schon trabten sie durch die fruchtbare Uferzone, in der saftiges Grün und Buschwerk sprossen. Scheerer befand, dass dieser creek sich wunderbar als Lagerplatz eignete und sie deshalb in der Nähe ihre Zelte aufbauen würden. Doch zuerst sollten sie sich alle erfrischen.
Die Forscher führten ihre Pferde und die Ochsen an eine seichte Uferstelle, wo die Tiere gierig tranken. Auch Princess strebte dem Wasser zu. Steifbeinig stieg Emma ab und ließ das Pferd vorauslaufen.
Sie unterdrückte ein Stöhnen, als sie ihm ans Wasser folgte. Jeder Knochen, jeder Muskel schmerzte, als sei sie windelweich geprügelt worden. Ihr war klar, dass das vom Reiten kam, und sie hoffte nur, dass ihr Körper sich mit der Zeit daran gewöhnen würde. Heute jedenfalls rebellierte er energisch: Kaum erlaubten die Beine es ihr, sie bis zum creek zu tragen.
Als sie endlich das Ufer erreicht hatte, beugte sie sich hinunter, schöpfte das Wasser mit der hohlen Hand und trank. Selten, so kam es ihr vor, hatte sie etwas Köstlicheres getrunken als dieses von Schlammpartikeln durchsetzte Flusswasser. Nach kurzem Zögern befeuchtete sie auch ihr erhitztes Gesicht. Sofort ging es ihr besser!
Aufatmend ließ sie sich auf einem großen Stein am Ufer nieder.
Sie sah, dass Oskar, Pagel und Krüger einige Schritte von ihr entfernt bis zu den Knien im creek standen. Die Männer scherzten und lachten, sie spritzten sich gegenseitig nass wie die Kinder, und während Emma sie beobachtete, stieg der Wunsch in ihr hoch, es ihnen gleichtun zu dürfen. Aber sie war ja leider eine Dame.
Obgleich, dachte sie selbstkritisch, man mir das im Moment kaum ansieht.
Seufzend löste sie das Band ihres Strohhutes und legte ihn neben sich auf den Stein. Wenigstens den Nacken wollte sie sich kühlen. Sie trat wieder ans Wasser, befeuchtete mit der Hand ihren Hals und dann den Haaransatz, wo sich die blonden, aufgesteckten Locken schweißfeucht kringelten. Wie gut das tat! Noch etwas mehr Wasser auf den Nacken und aufs Haar, wodurch sich ihre Frisur endgültig auflöste. Sie zog die Spangen aus dem Haar, und ihre Locken fielen weich über ihre Schultern.
Weich und leider sehr warm. Ob sie ihr Haar …?
Sie bückte sich und tauchte kurz entschlossen ihren Kopf unter Wasser. Prustend richtete sie sich wieder auf, die nassen Haare kühlten herrlich ihren Oberkörper. Aaaah, wie wunderbar! Endlich ließ das Pochen
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