Der Duft von Orangen (German Edition)
einmal mit dem Finger an seinen Worten entlang. „Du hast recht. Es bedeutet verfickt noch mal gar nichts.“
Weil er es nicht geschrieben hat. Das war mein Episoden-Gehirn. Und weil ich keine Dichterin bin, ist das Gedicht doof. So sieht die Wahrheit aus. Ich bin die Puppenspielerin, die die Fädenzieht. Die hier alles erschafft und zerstört. Und ich will mit dem Erschaffen endlich aufhören.
Ich will das alles hier zerbrechen.
Und das tue ich auch.
Helles Licht. Stimmengemurmel. Ich blinzelte, zuckte zusammen. Irgendetwas Weiches lag unter meinem Kopf, und etwas stach mir in die Hand. Auf der anderen Hand lastete Gewicht, Finger, die sie festhielten.
„Hey“, sagte Johnny leise vom Rand meines Betts. „Du bist wach.“
„Was?“ Ich versuchte, mich aufzurappeln, der Geruch nach Krankenhaus stieg mir in die Nase. Ich glaubte, zu ersticken.
Das Stechen an meiner Hand kam von einem Tropf. Johnny versuchte, mich zu beruhigen. Ich wurde sofort still und ließ mich in die Kissen zurückfallen. Ich trug immer noch meine Kleidung von der Dinnerparty, also war ich zumindest noch nicht so lange hier, dass man mich ausgezogen und in ein Kran-kenhausnachthemd gesteckt hatte. Meine Kehle war trocken, und bevor ich fragen konnte, hielt Johnny mir einen Becher Wasser mit Strohhalm hin.
Ich nippte vorsichtig. „Was ist passiert? Wo sind meine Eltern und alle anderen?“
„Deine Mom und dein Dad sitzen vermutlich im Wartezimmer. Die anderen sind nach Hause gegangen. Jen wollte dableiben, aber ich habe ihren Freund überzeugt, sie mit nach Hause zu nehmen. Ich rufe sie nachher an und sage ihr, dass es dir gut geht.“
„Mist“, murmelte ich. „Ich bin wieder in die Dunkelheit gegangen, nicht wahr?“
„Ja, Baby, das bist du.“ „Wie lange dieses Mal?“
„Ungefähr drei Stunden. Deine Mom hat nicht so lange gewartet wie ich letztes Mal.“ Johnny schüttelte lachend den Kopf. „Du warst keine zehn Minuten weg, da hat sie schon den Krankenwagen gerufen.“
„Oh Gott“, stöhnte ich und bedeckte meine Augen mit derHand, die am Tropf hing, was ein Fehler war, weil die Bewegung an der Nadel zog, was wehtat. „So ein Mist.“
„Du bist einfach weg gewesen“, sagte Johnny.
Ich schaute ihn durch meine Finger hindurch an. „Einfach? Das ist nicht sehr beruhigend. Außer du findest es besser, als mit Schaum vor dem Mund hinzufallen und sich einzunässen. Verglichen damit ist es bestimmt besser.“
Tränen erstickten meine Stimme, und Johnny stand auf, um mich sanft zu küssen, obwohl ich versuchte, meinen Kopf wegzudrehen. Er küsste mich trotzdem und strich mir das Haar aus der Stirn. Er küsste meine Lippen, meine Wange, dann drückte er meine Hand.
„Sie werden ein paar Tests mit dir machen. Und du musst vermutlich über Nacht hierbleiben.“
„Nein“, sagte ich. „Auf gar keinen Fall.“ „Emm“, ermahnte er mich.
„Ich bleibe nicht. Du weißt, dass sie sowieso nichts tun können, Johnny. Du weißt es.“ Es gab keinen Grund, warum er das wissen sollte, da wir kaum jemals über die Einzelheiten meines Problems gesprochen hatten, aber er nickte dennoch widerstrebend. „Aber dann verliere ich meinen Führerschein. Ich verliere … ich verliere einfach alles.“
„Nicht alles“, sagte Johnny leise. „Mich nicht.“
Ich weinte. Er saß da und hielt meine Hände und reichte mir Taschentücher. Es dauerte nicht lange – ich hatte für Situationen wie diese nicht mehr viele Tränen übrig. Als es vorbei war, küsste er mich erneut. Mir fiel etwas auf.
„Sie haben dich zu mir gelassen? Nicht meine Mom oder meinen Dad?“
„Sie sagten, also deine Mom sagte, ich sollte bei dir bleiben.“
Ich blinzelte mit vom Weinen geschwollenen Lidern. „Du machst Witze.“
„Nein.“ Johnny grinste.
„Sie muss dich wirklich mögen“, flüsterte ich und weinte wieder.
Dieses Mal dauerte es ein wenig länger, und wieder reichteJohnny mir ein neues Taschentuch, wenn das aktuelle durchnässt war und auseinanderfiel. Er reichte mir auch den Becher mit Wasser, hielt ihn für mich, obwohl ich nun wirklich nicht invalide war. Und dann ging er ins Badezimmer und kehrte mit einem nassen Lappen zurück, damit ich mir das Gesicht waschen konnte.
Wie angekündigt, wurde ich diversen Tests unterzogen, die bis tief in die Nacht andauerten. Man nahm mir Unmengen an Blut ab. Ordnete eine Computertomografie an, für die erst der Techniker gerufen werden musste, zu der ich aber meine Zustimmung trotzdem
Weitere Kostenlose Bücher