Der Duft von Orangen (German Edition)
Aufmerksamkeit fesseln konnte. Ich schickte eine SMS an Jen, die zurückschrieb, dass sie mit Jared abhing und ob ich rüberkommen und ihnen dabei Gesellschaft leisten wollte.
Wollte ich nicht.
Ich ging allein und schlecht gelaunt zu Bett und konnte daran niemand anderem die Schuld geben als mir.
Johnny floh nicht schreiend vor meinen Launen, so wie ich es an seiner Stelle getan hätte. Er war unglaublich geduldig mit mir. Fuhr mich zur Arbeit, holte mich ab, saß schweigend neben mir auf der Couch, wenn ich mir schlechte Filme ansah, schlief neben mir im Bett, anscheinend ohne sich daran zu stören, dass ich ihm jeden Abend den Rücken zudrehte.
Ich wollte kein asexuelles, gereiztes Jammerbündel werden. Im Gegenteil, ich hasste mich dafür, konnte mich aber irgendwie nicht daraus befreien. Mit Jen zusammen zu sein half auch nicht. Sie war bis über beide Ohren in Jared verknallt, der genauso verliebt wirkte. Natürlich freute ich mich für sie, aber nun, da aus unserem Samstagmorgenduo im Mocha ein Quartett geworden war, konnte ich unmöglich mit ihr über das reden, was in mir vorging.
Carlos schien etwas zu ahnen. Eines Morgens, Johnny wartete im Auto, und ich huschte schnell in den Coffeeshop, um uns zwei Kaffee zu holen, fing er mich ab. „Ärger im Paradies, hm?“
„Was redest du da?“
„Du guckst so miesepetrig. Was ist los? Willst du ihn nicht mehr, jetzt, wo du ihn hast?“
Ich blieb stehen, zwei Pappbecher in den Händen, die so heiß waren, dass ich die Hitze sogar durch meine Handschuhe hindurch spürte. „Ich weiß nicht, was du meinst.“
Carlos schnaubte. „Du siehst einfach nicht glücklich aus, das ist alles.“
„Das hat nichts mit Johnny zu tun“, erwiderte ich.
„Ach ja? Na ja, wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich dafür sorgen, dass er das auch weiß.“ Carlos warf einen bedeutungsvollen Blick zu dem Auto, das mit laufendem Motor am Bürgersteig wartete. „Ich meine, ein Kerl wie er muss sich diesen Mist nicht antun, weißt du?“
Ich wusste es. Als ich ins Auto stieg und Johnny seinen Kaffee reichte, beugte ich mich zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss. Er sah mich erstaunt an.
„Wofür war das?“
„Es tut mir leid“, sagte ich, „dass ich so eine Zicke war.“
Er lachte und küsste mich. „Ach ja? Ich finde, dazu hast du ein wenig Anrecht. Außerdem wusste ich, dass es nicht ewig anhalten würde.“
Wenn einem verziehen wird, vor allem etwas, von dem man weiß, dass es nicht richtig gewesen ist, hebt das die Laune ungemein. „Ach ja? Das wusstest du?“
„Ja“, sagte er nur und fädelte sich in den fließenden Verkehr ein.
„Woher? Was, wenn ich mich für alle Zeiten zu einer Supermegazicke entwickelt hätte?“
Lächelnd schüttelte er den Kopf und warf mir einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. „Nein. Ich sagte es doch. Ich wusste, dass es besser wird.“
Ich setzte mich so hin, dass ich ihn anschauen konnte, ohne vom Gurt stranguliert zu werden. „Woher?“
Er seufzte. „Weil du es mir erzählt hast, Emmaline.“
„Ich hab es dir erzählt?“ Ich runzelte die Stirn. „Wann?“
Johnny zögerte und griff nach meiner Hand. „Einmal, als …“
„Ich rede, wenn ich in der Dunkelheit bin?“ Das war bisher nur selten passiert.
„Ja.“ Er zögerte, nickte aber.
„Was habe ich noch gesagt?“
„Nichts. Aber es ist gut, Honey. Ich bin einfach froh, dass es dir besser geht.“
Dass er es mir so leicht machte, hatte ich nicht verdient, und das sagte ich ihm auch. „Das ist keine gute Entschuldigung, Johnny.“
Er bog gerade auf den Parkplatz der Genossenschaftsbank und drehte sich erst um, als das Auto zum Stehen gekommen war. „Nein, das ist es nicht. Aber es ist in Ordnung. Glaub mir, ich habe mich oft genug wie ein Arschloch aufgeführt. Deshalb bin ich der Letzte, der mit Steinen werfen sollte.“
„Ich liebe dich.“ Ich küsste ihn, bevor die Worte, die mir da entschlüpft waren, peinlich werden konnten. „Ich meine …“
„Ich liebe dich auch, Emm“, sagte Johnny und küsste mich.
Dieser Kuss war intensiver und dauerte wesentlich länger. Wir verschlangen uns mit unseren Mündern, ließen unsere Hände gierig über den Körper des anderen wandern, bis die Fenster beschlugen.
Für eine Sekunde lehnte ich meine Stirn gegen seine Schulter. Ich hatte nie ein Mädchen sein wollen, das fragte: „Wirklich? Liebst du mich wirklich? Ganz ehrlich?“ Und lustigerweise hatte ich bei
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