Der Duft von Orangen (German Edition)
Johnny unterhieltensich über Sport und Politik, zwei Themen, die leicht zu Streit führen konnten, aber beide schienen einer Meinung zu sein.
Die Lasagne sah nicht sonderlich hübsch aus, aber sie schmeckte fantastisch. Nun, wo alle Leute, die in meinem Leben wichtig waren, um meinen Tisch herumsaßen, war ich doch froh, mich für dieses Abendessen entschieden zu haben. Ab und zu legte Johnny seinen Arm um meine Schultern, drückte mich leicht an sich, hielt meine Hand. Kleine, beiläufige Berührungen, die deutlich machten, dass wir ein Paar waren. Und niemand schien sich daran zu stören.
„Er ist nett.“ Meine Mutter kam in die Küche, wo ich gerade die Reste der Lasagne in eine Tupperdose packte und die Auflaufform zum Einweichen ins Spülbecken stellte. „Sehr nett.“
„Ich weiß, Mom. Johnny ist … toll.“ Sie kicherte und ich drehte mich um. „Was?“
„Ich habe dich noch nie so verrückt nach einem Mann gesehen, das ist alles.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Er ist anders.“
„Das sehe ich. Oh, hör mal. Ich habe dir ein paar Sachen mitgebracht. Wo hat Dad die Tüten hingestellt? Ah, da sind sie ja“, beantwortete sie ihre eigene Frage. „Waschmittel, etwas Putzzeug …“
„Mom, ich gehe selber einkaufen.“
„Ich weiß, ich weiß, aber dein Dad kauft so gerne bei Costco, und es ist viel zu viel für uns, seitdem du nicht mehr zu Hause wohnst. Deshalb hab ich dir was davon mitgebracht. Sieh nur, diese Reinigungstücher.“ Sie hielt sie hoch. „Die sind antibakteriell.“
Ich steckte bis zu den Ellbogen in Spülwasser, drehte mich aber trotzdem lachend zu ihr um und schüttelte den Kopf. „Super. Vielen Dank.“
Antibakterielle Reinigungstücher mit Zitrusduft. Genau das, was ich brauchte.
Zitronen.
Orangen.
Dunkelheit.
21. KAPITEL
N ein. Nein, nein, nein, nein!“ Ich stolpere vorwärts, meine Hände immer noch mit Seifenschaum aus der Spüle bedeckt, die ich zurückgelassen habe. „Oh verdammt, nein.“
Dunkelheit. Ich blinzle schnell, meine Augen justieren sich. Der Geruch von Orangen ist verflogen, ersetzt von einem Hauch Hitze und Chlor und Autoabgasen – vertraute Gerüche. Ich bin wieder in der Welt, die mein Geist für mich kreiert hat, damit ich bei Johnny sein kann.
Aber ich brauche diese Welt nicht mehr. Ich habe ihn jetzt in echt. In meinem wahren Leben. Ich balle die Hände zu Fäusten, beiße die Zähne zusammen und konzentriere mich darauf, zurückzukehren.
Nichts.
Ich stehe im Garten neben Johnnys Haus. Dem Planschen und Lachen nach zu urteilen, das ich von hier höre, muss hinter dem Haus eine Poolparty im Gange sein. Vielleicht drehen sie gerade einen weiteren Film. Ich will hier raus, will wieder aufwachen. In meine eigene Welt zurückkehren.
Ich gehe in die Küche, wo ich Johnny erwarte, aber stattdessen auf Ed treffe. Er sitzt zusammengesackt am Küchentisch, eine Zigarette in der Hand und einen vollen Aschenbecher vor sich. Dazu eine beinahe leere Flasche Wodka. Daneben liegt eine zusammengerollte Stofftasche mit einer Spritze darauf.
„Emm. Emma. Emmaline. Emm.“ Er lallt nicht, obwohl seine Augen blutunterlaufen sind.
Er stinkt. Das rieche ich bis hierher. Ich zucke zusammen. „Ed. Wo sind alle?“
„Schwimmen. Nacktschwimmen. Ficken.“ Sein Lachen verursacht mir Gänsehaut. „Kiffen. High werden. Wo sind sie nur immer? Was tun sie nur immer? Du bist auf der Suche nach Johnny, oder? Er wartet auf dich.“
„Was meinst du damit, er wartet auf mich?“
„Johnny hat gesagt, dass du kommst.“ Ed wedelt mit der Zigarette,und der Rauch weht in meine Richtung. „Johnny sagt, er wartet auf dich. Du wirst auftauchen. Das tust du immer. Er ist ein bisschen betrunken, ein bisschen high, aber er vögelt nicht herum. Warum vögelt er nicht, Emm? Weil er auf dich wartet.“
Ich runzle die Stirn und schlinge meine Arme um meinen Oberkörper, obwohl es in der Küche so heiß ist wie immer, wenn mein Kopf mich hierherbringt. „Danke, Ed. Wo ist er jetzt? Oben?“
„Er ist am Pool. Paul macht Fotos von ihm. Nacktfotos.“ Er lässt ein weiteres so gruseliges Lachen hören, dass mir die Haare im Nacken zu Berge stehen. „Er zeigt wieder aller Welt seinen Hintern. Ich hab dir doch gesagt, sie sind alle betrunken und high.“
„Und vögeln oder eben nicht. Ich verstehe.“ Ich lasse etwas kaltes Wasser ins Spülbecken laufen und spritze es mir ins Gesicht.
Es sieht so aus, als würde ich das hier bis zum Ende durchstehen müssen. Beinahe
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