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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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verweigerte, auch wenn der Oberarzt mich förmlich dazu zwingen wollte. Ich hatte viele Jahre Erfahrung im Umgang mit Ärzten und Krankenhäusern und wusste, wie ich mich zur Wehr setzen konnte. Die Tests würden sowieso ergebnislos verlaufen. Man würde mir ein paar Medikamente verschreiben, mich vielleicht noch eine Weile länger hierbehalten. Meiner Krankenversicherung Tausende von Dollars in Rechnung stellen, von denen ich einen Großteil zurückzahlen müsste.
    „Ich will nach Hause“, erklärte ich dem Arzt entschlossen. „Schauen Sie sich meine Akte an. Das ist schon öfter passiert und wird vermutlich auch in der Zukunft wieder passieren.“
    Ich hasste es, das zuzugeben.
    „Und ich habe jemanden, der bei mir bleibt“, fügte ich mit Blick auf Johnny hinzu, der nickte. „Ich fahre kein Auto. Ich unterschreibe gerne auch, dass ich mich entgegen ärztlichem Rat auf eigenen Wunsch entlassen habe, wenn Sie wollen.“
    Der Arzt, der müde aussah und vermutlich nicht viel älter war als ich, rieb sich über die Augen und die Bartstoppeln. Er seufzte schwer. „Na gut. Ich lasse die Entlassungspapiere fertig machen.“
    Er zeigte mit dem Finger auf mich. „Aber wenn Sie sterben, bring ich Sie um.“
    Ich hätte nicht gedacht, dass ich schon lachen könnte, aber ich tat es. „Abgemacht.“
    Meine Eltern erwarteten uns im Eingangsbereich. Mein Dad sah müde aus, und meine Mom war kreidebleich. Ich wappnetemich dagegen, dass sie darauf beharren würde, bei mir zu bleiben oder, schlimmer noch, mich wieder mit zu sich nach Hause zu nehmen. Doch meine Mom zog mich nur fest in die Arme. Sie ließ mich los und schaute Johnny an.
    „Sie werden sich gut um sie kümmern“, sagte sie.
    „Ja, Ma’am, das werde ich.“ Johnny legte einen Arm um meine Schultern.
    Aber das reichte mir nicht. Ich konnte es ehrlich gesagt nicht glauben. Ich folgte meinen Eltern zu ihrem Auto, das neben Johnnys geparkt war. Meine Mom saß schon auf dem Fahrersitz, und Johnny stieg in sein Auto, um es wegen der Heizung schon mal ein wenig laufen zu lassen.
    „Mom“, sagte ich.
    „Emmaline“, erwiderte sie. „DieserMann … Dein Johnny …“
    „Ich kann nicht glauben, dass du mich mit ihm nach Hause gehen lässt.“
    Sie umarmte mich fest. Ich erwiderte die Umarmung.
    „Ich habe keine Wahl“, flüsterte sie mir ins Ohr. Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und hielt es ganz still, damit sie mir tief in die Augen schauen konnte.
    „Warum nicht?“
    Sie schüttelte den Kopf und schaute zu Johnny in seinem Auto hinüber. Dann schüttelte sie wieder den Kopf, runzelte die Stirn und sah mich an. Sie unterdrückte ein Schluchzen und versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu kriegen. Ihr zuzusehen, wie sie die Tränen zurückdrängte, machte es mir nicht leicht, meinen eigenen nicht freien Lauf zu lassen, aber ich schaffte es. Meine Mom kniff mir in die Wangen und ließ mich los.
    „Er ist ein guter Mann. Und auch wenn ich vor Sorge um dich beinahe umkomme, bin ich mir sicher, dass du lieber ihn als mich an deiner Seite hast. Also … ich überlasse dich ihm. Aber du rufst mich gleich morgen früh an, ja?“ Sie drohte mir mit dem Finger und zog mich dann noch einmal in ihre Arme. „Oh, mein süßes Mädchen, es bringt mich um, aber …“
    „Danke, Mom“, flüsterte ich ihr ins Ohr, als wir einander drückten. „Danke.“
    „Ruf mich an.“ Sie löste sich von mir. „Morgen.“
    „Das werde ich.“
    Sie nickte und zog mich ein letztes Mal an sich. Dann stieg sie wieder ein und zog die Tür ins Schloss. Ich sah, dass sie sich mit meinem Vater unterhielt, konnte aber nicht hören, was sie sagten. Johnny stieg aus seinem Wagen, ging zur Beifahrerseite und hielt mir die Tür auf.
    „Was für ein Gentleman“, sagte ich, als er wieder auf dem Fahrersitz Platz nahm.
    Er schaute mich an. „Bist du sicher, dass du nicht hierbleiben willst?“
    Ich nickte. „Ja. Sie können sowieso nichts tun, und ich fühle mich gut. Ich will einfach nur nach Hause in mein eigenes Bett. Morgen ist Samstag, da können wir ausschlafen.“
    Johnny beugte sich zu mir herüber und küsste mich. Er streichelte mir übers Haar. Dann fuhren wir schweigend nach Hause. Ich schaute aus dem Fenster auf die vereisten Straßen, die Schneewehen. Die Scheibe beschlug unter meinem Atem. Ich ballte die Hände in meinem Schoß zu Fäusten, dachte an die Episode, an den damaligen Johnny und den heutigen. Ich fragte mich, wie das alles enden würde. Mir gefiel es gar

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