Der Duft von Orangen (German Edition)
ich nicht. Und was auch immer ich hier tue, es wäre falsch von mir, es weiter zu tun.“
„Was auch immer es ist“, wiederholt Johnny mit einem freudlosen Lachen. „Was ist es für dich?“
„Ich weiß es nicht.“
„Doch, das tust du“, sagt er. „Ich liebe dich, Emm. Und ich will bei dir sein.“
„Du bist bei mir.“ Tränen rinnen mir über die Wangen. Ich schmecke ihr Salz. „Wir sind zusammen. Nur nicht hier. Nur nicht jetzt.“
„Wann dann?“
„In der Zukunft.“ Das klingt verrückt, aber er zieht sich nicht zurück. „Ich bin aus der Zukunft. Ich bin verrückt. Ihr alle seid nur etwas, das ich mir ausgedacht habe.“
„Bleib trotzdem“, sagt Johnny.
Ich versuche noch einmal, wach zu werden. Nichts. Ich versuche, etwas zu verändern. Das Zimmer. Aus seinem Stirnrunzeln ein Lächeln zu machen. Dafür kenne ich nur einen Weg.
„Nur ein kleines bisschen noch“, sage ich. „Ich komme noch für einen Augenblick mit auf die Party.“
Habe ich jemals zuvor jemanden so glücklich gemacht? Johnny umarmt mich. Küsst mich. Er strahlt und nimmt meine Hand. Gemeinsam gehen wir die Treppe hinunter und zur hinteren Tür in den Garten hinaus. Er hält meine Hand, als er mich den Leuten vorstellt, deren Namen mir bekannt sind, auch wenn ich ihre Gesichter nicht kenne. Er küsst mich vor ihnen, bringt mir einen Drink, von dem ich ein wenig angetrunken werde.
Die Zeit vergeht. Der Abend schreitet voran. Die Party wird wilder. Ich sehe Pärchen in seinem Pool vögeln, genau wie er es gesagt hat. Ich sehe Leute, die Hasch rauchen. Ich sehe, wie sich welche einen Schuss setzen, und wende mich schnell ab, denn der Anblick der Nadeln in ihren Venen ist ekelerregend und Furcht einflößend. Ich sehe auf dieser Party vieles, aber wohin ich auch gehe, ich sehe immer Johnny.
Bin ich jemals zuvor so lange hier gewesen? Vielleicht ist etwas zerbrochen, und wenn, dann habe ich dafür gesorgt. Ich habe mich hierzu gezwungen, weil ich versuchen wollte, einen Weg heraus zu finden. Jetzt habe ich langsam Angst, dass ich tatsächlich niemals mehr nach Hause komme.
Menschen sprechen mit mir, und ich antworte ihnen. Wenn sie mich für betrunken halten, liegt das daran, dass ich ein wenig lalle. Mein Gang ein wenig schwankend ist. Ich sehe Johnny auf der anderen Poolseite. Er schaut mich an, leichte Besorgnis im Blick, während eine junge Frau in einem Nickioberteil, in dem ihre Brüste aussehen wie Wassermelonen, erfolglos versucht, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Alles ist leicht verschwommen, als wenn die Welt sich drehen will, es aber nicht tut. Ich kann nicht aufwachen. Ich nehme noch einen Drink, schütte ihn in einem Schluck herunter, wie ich es im echten Leben noch nie getan habe. Er brennt wie Feuer in meiner Kehle.
Ich stolpere durch die Hintertür in die Küche. Ed ist da. Er schaut auf, große Augen, offener Mund.
„Heilige Scheiße. Wo kommst du denn her?“
„Von draußen.“ Ich gucke auf die Flasche vor ihm. Die Zigarette. Die Drogen. Das Notizbuch.
Es ist genau wie beim letzten Mal, nur ist jetzt die Flasche bereits leer, der Aschenbecher quillt über, die Drogen sind mit der letzten sauberen Nadel injiziert worden. Ich blinzle und drehe mich zur Spüle, um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Genau wie beim letzten Mal.
„Heilige verdammte Scheiße“, sagt Ed. „Du warst da, dann warst du weg. Was soll das? Was zum Teufel soll das?“
„Vielleicht bist du high“, sage ich, meine Stimme fließt zäh wie Honig. „Vielleicht bist du verrückt.“
„Ich bin verrückt“, sagt Ed.
Wir schauen einander quer über die Küche an. Hitze flimmert zwischen uns. Das denke ich zumindest. Aber das ist es nicht. Es ist etwas anders. Etwas Unsichtbares zieht mich, zerrt an meinem Bauch, als wäre da ein Bindfaden angebracht. Ich zucke.
„Verdammt verrückt“, sagt Ed. „Du warst da und dann nicht mehr. Weißt du, dass ich ein Gedicht über dich geschrieben habe, Emm?“
„Ja, du hast mir davon erzählt.“
„Du magst es nicht. Du bist nicht beeindruckt.“
Irgendetwas zieht stärker an mir. Ich falle auf die Knie, direkt hier auf dem Küchenboden. Sie schlagen hart und schmerzhaft auf dem Linoleum auf. Ich drücke beide Hände flach auf den Boden, frage mich, ob ich jetzt falle. Mich übergeben werde. Ohnmächtig werde? Wie kann ich ohnmächtig werden, wenn ich bereits bewusstlos bin?
„Oh Scheiße“, höre ich Ed sagen.
Ich schließe die Augen.
Die Erde bebt.
Dann war ich
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