Der Duft von Orangen (German Edition)
wünschte sie das. Ich wünschte mir das auch. Genau wie meine Eltern und Freunde. Und Johnny. Aber niemand von uns würde jemals eine Erklärung finden, also musste ich es so akzeptieren, wie es war.
Meine Mom hatte mich zu Dr. Gordon gefahren. Nicht weil Johnny nicht konnte, sondern weil wir heute einen Mutter-Tochter-Tag machen wollten. Nach meinem Termin gingen wir gemeinsam Mittagessen, schauten uns danach einen Film an und fuhren schließlich zurück zu mir nach Hause, wo meine Mutter meinen Kleiderschrank durchging, ob ihr irgendwelche von den Sachen, die ich nicht mehr anzog, passten.
Ganz schön deprimierend, der eigenen Mutter abgelegte Sachen zu geben, weil sie Gewicht verliert, während man selber … es nicht tut.
Ich freute mich jedoch für sie, als sie sich vor mir drehte, sodass der lange Zigeunerrock, den ich im Ausverkauf erstanden, aber nie getragen hatte, sich um ihre Beine aufbauschte. Ich würde ihn sowieso nie tragen – und zwar nicht, weil er nicht meine Größe hatte. Es war ein Impulskauf gewesen, er hatte die falsche Farbe, das falsche Material. Aber an meiner Mom sah er großartig aus, was ich ihr auch sagte.
„Oh, findest du?“ Sie strich den Rock mit den Händen glatt und drehte sich noch einmal vor dem Spiegel hin und her. „Mir gefällt er, obwohl ich ihn mir niemals ausgesucht hätte.“
„Ich weiß. Vielleicht war es Schicksal, dass ich ihn an dem Tag bei Marshalls gesehen habe.“
Wie ich schon vermutet hatte, schaute sie aufs Preisschild. „Ich gebe dir das Geld dafür.“
„Nein, tust du nicht.“ Ich schüttelte meinen Kopf und drohte ihr mit dem Finger. „Auf gar keinen Fall.“
Sie seufzte. „Emmaline.“
„Nein, Mom.“ Ich fand eine passende Bluse in meinem Schrank und reichte sie ihr. „Probier die mal dazu an.“
Sie hielt sie sich an und warf mir über die Schulter einen Blick zu. „Oh, bevor ich es vergesse, ich habe im Kofferraum noch ein paar Kisten für dich. Dein Dad hat sie auf dem Dachboden gefunden, als wir ihn für den Kirchenflohmarkt ausgeräumt haben.“
„Ich hole sie eben.“ Ich warf den Rest der Klamotten, die ich aussortieren wollte, aufs Bett und schnappte mir ihre Autoschlüssel.
Die Kisten hatten Deckel und Henkel, sodass sie einfach zu tragen waren, doch ihr Inhalt machte sie ganz schön schwer. Ich stellte sie alle ins Wohnzimmer und ließ die Haustür offen stehen, damit durch die Fliegentür ein wenig frische Luft hineinkam. Inzwischen hatte meine Mom sich wieder umgezogen und kam in ihren Sachen die Treppe hinunter.
„Was ist das alles?“ Ich nahm den Deckel von einer Kiste und fand einen Stapel Papiere, Bücher und kleine Spielzeuge.
„Ach, nur Sachen, die du zurückgelassen hast.“
Ich schaute sie an. „Hast du mal daran gedacht, dass ich sie zurückgelassen habe, weil ich sie nicht brauche?“
Sie verdrehte die Augen. „Dann wirf sie weg. Ich kann zusätzlichen Müll genauso wenig gebrauchen wie du.“
Ich wusste, sie meinte es nicht so, aber die Worte trafen mich trotzdem. Ich merkte, wie es in meinem Gesicht zuckte. Meine Mom sah es auch, denn sie setzte sich neben mich und nahm mir den Deckel aus der Hand.
„Emm, so habe ich es nicht gemeint.“ „Ist schon okay“, sagte ich.
„Nein. Sieh mich an.“
Ich wollte sie nicht anschauen; ich wusste, ich würde sofort anfangen zu heulen. Diese tränenreiche Reaktion auf Gefühle können nur Mütter und Töchter beieinander auslösen.
„Ach Süße.“ Meine Mom umarmte mich und streichelte mir übers Haar. „Was ist denn los? Fühlst du dich wieder krank? Ist was mit deinem Mann?“
Lustig, wie sie ihn die ganzen Wochen über Johnny genannt hatte, aber jetzt, beim ersten Verdacht, dass er mich zum Weinen gebracht hat, meinen Mann nannte. „Nein. Er ist toll. Ich meine, du und Dad, ihr wisst nicht so recht, was ihr davon halten sollt, aber an ihm liegt es wirklich nicht.“
„Es stimmt nicht, dass ich nicht weiß, was ich von ihm halten soll“, widersprach meine Mom. „Ich frage mich nur manchmal, wie es sein wird, einen Schwiegersohn zu haben, der vom Alter her mein Ehemann sein könnte.“
Ich lachte unter Tränen. „Heiraten ist bei uns derzeit kein Thema, Mom. Mach dir also keine Sorgen.“
Sie schnaubte; ein vertrauter Ausdruck dafür, dass sie es besser wusste. „Das werden wir ja sehen.“
„Auf jeden Fall liegt es nicht an ihm. Ich habe in letzter Zeit auch keine größeren Probleme. Ganz im Gegenteil. Dr. Gordon hat ein weiteres CT
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