Der Duft von Orangen (German Edition)
ich trocken. „Badewannenfotos. Total peinlich, aber trotzdem hängen sie da, dass jeder sie sehen kann.“
„Wenn wir deine Eltern mal besuchen, werde ich sie mir genau anschauen.“
Ich verdrehte die Augen. „Das ist ja wohl nicht ganz das Gleiche, oder?“
Johnny guckte auf die Fotos in meiner Hand und nahm sich eines. Ich erkannte es sofort. Die Pose als römische Statue. Ich hatte es schon im Internet gesehen und natürlich in meiner eigenen verdrehten Fantasie. In seiner Hand sah es anders aus. Er schüttelte es ein wenig.
„Nein. Ist es nicht.“ Er beugte sich über die anderen Fotos, die ich in der Hand hielt. „Was siehst du, wenn du die hier anschaust?“
„Ich sehe einen wunderschönen Mann“, erwiderte ich leise. Johnny schnaubte ungläubig. „Ja klar.“
„Ich meine es ernst, Johnny.“
Er schaute mich an. „Und was siehst du, wenn du mich anguckst?“
Ich küsste ihn. „Das Gleiche. Nur erfahrener.“
Er zog mich an sich und vertiefte den Kuss. Seine Hände fuhren über meinen Rücken, um meinen Hintern zu packen. Er zog mich ganz eng an sich.
„Und was siehst du ?“, fragte ich.
Sein Blick glitt zu dem Album, dann zu mir. „Ich sehe ein Kind. Ein junges Kind, das die Nase hochträgt und keine Ahnung vom Leben hat. Ich sehe einen Versager, der bereit ist, für ein paar Dollar seinen Schwanz zu zeigen.“
„So siehst du den Johnny von damals?“ Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen, nahm dann sein Gesicht in meine Hände und schaute ihm in die Augen. Für mich war der damalige Johnny jung, frech und ein bisschen arrogant, aber kein Versager.
Johnnys Blick wurde einen Moment härter, bevor er lächelte. „Sicher.“
„Ich finde das nicht.“
Er betrachtete mich, in seinen grünbraunen Augen rührte sich etwas, von dem ich meinte, ich müsste es erkennen, doch ich konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen. „Du … du hast mich nicht gekannt.“
Ich sank auf die Fersen zurück und zog ihn an der Hand mit zur Couch, damit wir uns aneinanderkuscheln konnten. „Weißt du, was ich denke? Es ist nicht wichtig, was man selber über sich sagt, sondern was andere Leute über einen sagen. Und über Johnny sagen die Leute nicht, dass du ein Loser warst. Dass du keine Ahnung vom Leben hattest.“
„Die Leute“, sagte Johnny leicht verächtlich. „Die haben oft auch keine Ahnung.“
Ich wühlte in der Kiste mit Andenken, die er herausgeholt hatte, und zog ein zusammengefaltetes Filmplakat heraus. Gerade erst war genauso eines bei eBay für mehrere Hundert Dollar versteigert worden, und das hier war sogar vom gesamten Team unterschrieben. „Für Johnny, in Liebe, Marguerite … FürJohnny, der immer einen Witz auf Lager hat, Bud … Johnny, danke für alles, du weißt, was ich meine, Dee.“
Ich schaute ihn an. „Die Menschen mochten dich. Du hast sie magisch angezogen. Und du warst ein großzügiger Freund.“
„Vielleicht etwas zu großzügig“, meinte er, nachdem er das Poster ein paar Sekunden angeschaut hatte.
Ich fragte mich, ob er an Ed dachte, sagte aber nichts. „Du hast noch Kontakt zu ihnen, oder?“
„Zu einigen, ja. Ab und zu.“
„Ihr habt euch getrennt, und jeder hat sein Ding durchgezogen, aber ihr seid alle erfolgreich geworden.“
„Einige von uns mehr als andere.“
Wieder fragte ich mich, ob er an Ed oder Bellina dachte, oder an Candy mit seiner berühmten Fernsehsendung und dem Kochbuchimperium. Oder an sich.
„Ich werde mein Internetstalking aufgeben. Ich habe viel über dich gelesen.“ Ich lachte, als er die Augen verdrehte, legte ihm aber einen Finger auf die Lippen, um ihn davon abzuhalten, etwas zu sagen. „Sehr viel. Von berühmtesten Interviews bis zu langweiligsten Blog-Diskussionen. Und alle sind sich einig, Süßer. Du bist nicht nur göttlich anzusehen, sondern auch clever und talentiert.“
„Dann hast du offenbar die ganzen schlechten Kritiken verpasst“, erwiderte er. „Und jeder, der irgendeinen Scheiß von damals in den Himmel lobt, will sich nur einschleimen.“
Ich lachte laut. „Ja, stimmt, du warst nicht immer der Beste. Aber was macht das schon? Wer ist das schon? Immer wenn es zählt, zeigt sich dein Talent. Deine Kunst.“
Wieder flackerte etwas in seinem Blick, und ich wollte wissen, was das bedeutete. „Es hat mich gerettet.“
Das war nicht die Antwort, die ich erwartet hatte. „Hat es?“
Er küsste mich wieder. Langsam, süß, intensiv. Der Druck auf meine Lippen brachte mich dazu,
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