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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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nicht erzählen willst, kann ich das vermutlich verstehen. Es geht mich nicht wirklich etwas an. Ich meine, du hattest schon ein ganzes Leben, bevor wir uns kennengelernt haben …“
    „Du auch“, sagte er. „Ein ganzes Leben. Das hatten wir beide. Meins war nur länger.“
    „Aber du weißt nur Sachen über mich, die ich dir erzählt habe!“ Die Worte kamen lauter und vehementer heraus, als ich geplant hatte. Wir zuckten beide zusammen. Ich rieb mit meiner Hand über sein Herz, fühlte es schlagen. „Tut mir leid.“
    „Muss es nicht. Mir tut es leid, dass dich das so sehr stört. Was auch immer du wissen willst, frag mich einfach. Ich werde es dir sagen, okay? Wenn du es wirklich wissen musst.“
    Ich zögerte. Wollte ich das? In meinem Kopf kreisten so viele Gedanken, Gerüchte, Versatzstücke seiner Geschichte, alles vermischt mit dem, was meine Vorstellungskraft erschuf, wenn ich in der Dunkelheit war.
    „Ich will dich nur kennenlernen“, flüsterte ich. „Dich wirklich kennen. Mehr nicht.“
    „Ach, Emm. Glaubst du, das tust du nicht?“ Er ließ seine Hand zu meinem Nacken gleiten, umfasste ihn. Seine Finger massierten mich leicht. Er schaute mich mit ernster Miene an.
    „Ich weiß es nicht“, seufzte ich unglücklich. „Es fühlt sich so ungleich an.“
    „Das mit uns?“ „Ja.“
    Er zog mich an sich. Ich drückte meine Wange gegen seine Brust. Der stete Schlag seines Herzens war tröstlich. Genau wie sein Geruch und das Gewicht seiner Hände auf meinem Rücken.
    „Ich liebe dich“, sagte er leise.
    Ich schlang meine Arme um ihn und hielt ihn fest. „Ich liebe dich auch.“
    „Ich erzähle dir alles, was du wissen willst. Du musst nur fragen. Okay?“
    „Was ist 1978 passiert?“
    Er seufzte. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Oder vielleicht war es auch mein Herz. Er drückte mir einen Kuss auf den Scheitel.
    „Damals war alles verrückt. Wir lebten zusammen in dem Haus. Es war mein Haus, aber alle wohnten dort. Candy, Bellina, Ed. Paul kam alle paar Wochen vorbei, um seine verdammten Filme zu machen, weißt du?“
    „Ja, das weiß ich.“
    „Er wollte der nächste Warhol werden oder so’n Scheiß. Was ganz Großes. Und die Filme, die waren Kunst, verstehst du? Siewaren Kunst “, wiederholte er. „Das sind sie immer noch. Ich schäme mich nicht für das, was wir damals getan haben, Emm.“
    „Das solltest du auch nicht.“
    „Sandy und ich hatten uns getrennt. Sie wurde durch die Drogen und alles immer verrückter und brachte auch Kimmy mit diesen Sachen in Berührung. Irgendwann sagte ich ihr, sie müsse das Kind entweder in meiner Obhut lassen oder es zu ihrer Mutter geben.“
    Ich lehnte mich zurück, um ihn anzusehen. „Das hast du getan? Aber ich dachte, du wärest für Kimmy nicht so da gewesen, wie du es hattest sein wollen.“
    „Ja, das war ich auch nicht. Ich sagte Sandy zwar, dass ich sie wollte, aber das tat ich nicht wirklich, weißt du? Ich war ein Kind. Ein dummes, verdammtes Kind, das high war von der ganzen Aufmerksamkeit, die es bekam. Mein Leben drehte sich so schnell, und alle Leute sagten mir ständig, wie fabelhaft ich war. Mein Gott, was hätte ich da mit einem Kind anfangen sollen?“
    Ich konnte mir dieses Leben nicht einmal ansatzweise vorstellen. Ich hatte es in meinen Episoden gesehen, aber es war mir nicht real vorgekommen. Doch für ihn war es das gewesen.
    „Was hat sie gemacht?“
    „Sie hat Kimmy Gott sei Dank zu ihrer Mutter gegeben. Und ist dann ein Jahr nach Indien gereist, um irgendeinem Maharadscha oder sonst einem Guru zu folgen. Sie kehrte ganz abgemagert und voller Parasiten zurück. Aber das war später. Und vielleicht … Mist.“ Er seufzte. „Vielleicht ist sie selber ein wenig verrückt geworden. Ich denke, das wurden wir alle. Ed war nur der Erste.“
    Bei der Erwähnung seines Namens wurde mir eiskalt. „Der Autor.“
    „Ja. Verdammt brillanter Geist. Nur … so verdammt über uns allen stehend. Wir drehten verfickte kleine Filme, zeichneten unsere billigen kleinen Akte …“
    „Sie waren nicht billig“, warf ich ein.
    Johnny schaute mich lange an. „Du hast keine Ahnung von Kunst, Baby.“
    Technisch gesehen hatte ich auch nie eine seiner Zeichnungen gesehen. Ich konnte mich nur auf die Recherchen im Internet beziehen und auf das, was ich von seiner heutigen Kunst wusste. „Nichts, was du je gemacht hast, könnte billig sein, das weiß ich.“
    Er lächelte schwach. „Wenn ich mich nicht verbessert hätte, wäre ich

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