Der Duft von Orangen (German Edition)
Schokoriegeln zu gewähren, und schob meinen Wagen dann weiter den Gang hinunter. An der Kasse fühlte ich es erneut, als die Kassiererin meine Biotomaten abwog und dabei mit dem Jungen quatschte, der die Einkäufe einpackte. Ich bezahlte und setzte mir den Rucksack mit meinen Einkäufen auf den Rücken, um nach Hause zu gehen. Die Welt neigte sich, drehte sich. Es war wie das Zucken des Vorhangs auf der Bühne kurz vor der Vorstellung. Wie eine Hand, die an die Tür klopfte.
Die Frage war nur: Würde ich darauf reagieren?
29. KAPITEL
M ein Gehirn traf seine Entscheidung selber. Ich verbrachte meine Tage mit Johnny, ohne in die Dunkelheit abzudriften. Wenn es an der Zeit war, ins Bett zu gehen, und ich im Dunkeln neben ihm lag, schlief ich ganz normal ein. Und träumte.
Von Johnny.
Ich stolperte nicht mehr in lusterfüllte Fantasien voll feuchter, heißer Haut, langen Haaren, Sommerhitze. Es war immer noch der Johnny von damals, das gleiche Haus. Der gleiche Sommer. Aber etwas war anders.
Es scheint sinnlos zu sein, in Träumen auf eine Uhr, einen Kalender zu achten, aber wenn ich daran dachte, versuchte ich immer, einen Blick darauf zu werfen. Es war ein paar Wochen vor der verhängnisvollen Party, die sie alle auseinandergerissen hatte, und ich war froh, dass mein Geist mich dorthin schickte. Sie waren alle glücklich. Sie waren high, hatten Sex, diskutierten über Politik und Kunst. Und sie aßen. Immer aßen sie die köstlichen Gerichte, die Candy zubereitete.
In ihrer Mitte war Johnny, der meine Hand hielt. Mich beiläufig küsste. Seine Finger in meinem Haar vergrub und es im Nacken anhob, damit ein wenig kühle Luft an meinen Hals kam. Er ließ mich aus seiner Bierflasche trinken, von seiner Gabel essen. Wir lagen in seinem Garten auf dem Rasen, ich bettete meinen Kopf in seinen Schoß und er malte meine Gesichtszüge mit den Fingern nach, während ich in den blauen Sommerhimmel schaute.
„Ich wünschte, du würdest bleiben“, sagte Johnny und zog an seinem Joint, den er mir dann reichte.
Ich lehnte dankend ab. Er schüttelte den Kopf und steckte ihn sich wieder zwischen die Lippen. „Ich kann nicht, und das weißt du.“
„Ich weiß, dass du es behauptest.“
Ich war zufrieden, der Traum war zuckersüß. Ich lachte, einfach weil es sich gut anfühlte, zu lachen. Ich drehte mich ein wenigauf dem grünen Gras und schaute weiter in den blauen Himmel. Und in das Gesicht des Mannes, den ich liebte.
„Was ist so lustig?“, fragte er.
„Nichts. Ich bin nur … glücklich.“
Er beugte sich vor, um mich zu küssen. Sein Atem roch nach Hasch, aber nicht unangenehm. „Ich bin froh, dass du glücklich bist, Emm.“
„Bist du es nicht?“
Er runzelte die Stirn. „Manchmal.“
Ich setzte mich auf und spielte mit. „Oh, armer Johnny! Was ist los?“
Er zuckte mit den Schultern. „Wie schon gesagt, ich wünschte, du könntest hierbleiben.“
„Glaub mir, wenn ich es täte, fändest du es nicht mehr so toll.“ Mir war ganz schwindelig vor Freude und von der Freiheit meines Traumes.
„Doch, fände ich wohl.“
„Nein. Du würdest meiner genauso schnell überdrüssig werden wie all deiner Frauen.“
Johnny lachte. „Ich werde Frauen nie überdrüssig, Baby. Dafür liebe ich sie zu sehr. Und genau das ist mein Problem.“
„Siehst du? Ich will nicht nur einfach eine deiner Frauen sein.“
Er schüttelte langsam den Kopf und schaute mir in die Augen. „Das bist du auch nicht, Emm. Niemals.“
Ich legte mich wieder in seinen Schoß und spürte seine nackte Haut an meiner Wange. Er trug ganz fürchterliche rote Shorts mit weißen Nähten, was ein weiterer Beweis dafür war, dass es sich hierbei um einen Traum handelte. Mein Johnny würde in so etwas nicht einmal tot überm Zaun hängen wollen – zumindest heute nicht. Damals in den Siebzigern waren die Shorts vermutlich superheiß.
„Vertrau mir, du solltest froh sein, dass ich nicht die ganze Zeit bei dir bin“, sagte ich.
„Tja, bin ich aber nicht.“ Er legte den Joint beiseite und stützte sich hinter seinem Rücken mit den Händen ab, um in den Himmel zu schauen.
Ich wurde ein wenig nüchterner. „Wir würden uns streiten.“
„Worüber?“, fragte er, als wenn es ihm nichts ausmachen würde.
„Über irgendetwas. Ich weiß nicht. Irgendwann kommt immer der Punkt, an dem sich zwei Menschen streiten … Ich kann eine ziemliche Furie sein.“
Er lachte. „Du meinst, damit kann ich nicht umgehen?“
„Nein, ich meine, du
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