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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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lachten beide so laut, dass einige ihre Köpfe zu uns umdrehten, aber das war uns egal. Dafür waren Freunde da – für raues, heiseres Lachen in Coffeeshops. Jen brach noch ein Stück von ihrem Brownie ab, und ich aß meinen Apfelmuffin auf.
    „Ich bin so nervös wegen der Vernissage“, gestand sie mir. „Ich meine, mal im Ernst, er ist Johnny D, verstehst du?“
    „Du musst nicht nervös sein. Johnny liebt deine Sachen. Und das sagt er nicht nur, weil du meine Freundin bist. Ich gehe zwar mit ihm ins Bett, aber Kunst nimmt er sehr ernst. Er würde nicht mit dir spielen, Jen. Die Vernissage wird toll.“
    „Es ist meine erste Ausstellung.“ Sie zeigte auf die leeren Stellen an der Wand, wo ihre Bilder gehangen hatten. „Das hier zählt nicht. Das bei Johnny ist echt. Wichtig. Ich will es nicht vermasseln, verstehst du?“
    Ich nickte. „Ich weiß.“
    „Nicht dass ich glaube, ich hätte eine großartige Karriere vor mir oder so“, sagte sie hastig. „Ich erwarte nicht, dass ich demnächst meinen Job aufgeben kann. Ich will nur, dass die Leute meine Sachen sehen und sie mögen. Es geht mir nicht ums Geld.“
    „Ich beneide dich. Und Johnny. Ich habe nicht die kleinste kreative Ader …“ Ich halte inne und denke an die komplizierten Geschichten, die mein Gehirn sich ausdenkt. „Zumindest keine, mit der sich etwas anfangen lässt.“
    „Was soll ich sagen? Ich kann ohne Taschenrechner weder addieren noch subtrahieren. Ohne Menschen, die Mathe können, würde die Welt aufhören, sich zu drehen.“
    „Aber ohne Leute, die Schönes erschaffen können, genauso“, erwiderte ich. „Deine Vernissage wird super, glaub mir. Ich kann es kaum erwarten.“
    Sie zog kurz eine Grimasse, lächelte dann aber. „Ich schätze, ich auch nicht.“
    Wir quatschten noch ein wenig und tranken unseren Kaffee aus. Dabei benoteten wir die Klamotten von jedem, der das Café betrat. Nach einer Weile schaute ich auf die Uhr und seufzte.
    „Ich sollte mich langsam auf den Weg machen. Ich habe Johnny versprochen, heute Abend zu kochen, und hab mir leider etwas Besonderes ausgedacht. Ich Dummerchen.“
    „Du bist so vollkommen verknallt“, sagte Jen.
    „Nein“, widersprach ich nicht sonderlich vehement.
    „Du wirst diesen Mann so was von heiraten“, zog sie michauf. „Und ehe du dich versiehst, öffnest du ihm abends die Tür in Pumps und Perlenkette und mit einer kleinen Schürze um und kochst ihm einen herzförmigen Hackbraten.“
    Das war gar keine so schlechte Idee. Nicht die Pumps und die Perlen, nicht mal der Hackbraten, obwohl ich fand, dass das süß klang. Aber die Vorstellung, häuslich zu sein.
    „Ich hätte nie gedacht …“, fing ich an und unterbrach mich dann selber, weil ich zu meinem Entsetzen feststellte, dass ich kurz davorstand, in Tränen auszubrechen.
    Jen, ganz die gute Freundin, die sie war, wurde ernst. „Was hättest du nicht gedacht?“
    „Dass ich das jemals haben würde. Irgendetwas davon. Ich dachte, ich würde für immer bei meinen Eltern leben müssen.“ Ich atmete zitternd ein und kämpfte gegen die Tränen an. „Tut mir leid.“
    „Hey, Mädchen, du musst dich nicht entschuldigen. Wie geht es dir in letzter Zeit überhaupt?“ Sie drehte mit ihrem Finger kleine Kreise neben ihrer Schläfe.
    „Mit meinem Wahnsinn?“ Ich drückte es extra so aus, weil ich wusste, dass sie es nicht so meinte. „Seit dem Tag, an dem wir es zusammen versucht haben, hatte ich keine Episode mehr. Ich traue dem Frieden allerdings noch nicht. Ich warte ständig darauf, dass es wieder passiert.“
    „Das wird sich vermutlich nicht mehr ändern, oder?“
    Damit hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. „Ja. Das denke ich auch. Obwohl ich ja vor meinem Umzug hierher auch ein paar Jahre beschwerdefrei war. Aber selbst damals habe ich wohl unterschwellig immer gewartet. Ich war nur hoffnungsvoller.“
    Jen nickte. „Das kann ich mir vorstellen. Vielleicht verschwinden sie ja jetzt auch für eine Weile.“
    „Ja, das wäre schön.“ Aber ich war weit davon entfernt, das mit Sicherheit sagen zu können.
    „Tust du mir einen Gefallen?“ „Was für einen?“
    Sie lachte leise und sah mich verlegen an. „Versuch nicht nochmal, eine herbeizuführen, okay? Ich dachte, Johnny würde mich umbringen.“
    „Er hat sich nur Sorgen gemacht. Er ist nicht böse auf dich.“
    Jen schüttelte den Kopf. „Du hättest ihn sehen sollen. Er war wahnsinnig vor Angst. Nicht wie an dem Abend, als wir bei dir zum Essen

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