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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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ebenfalls.
    „Ich muss nach Hause. Es ist schon spät. Und wenn wir morgen zu lang schlafen, schaffen wir es nicht rechtzeitig in den Coffeeshop und verpassen ihn womöglich.“
    „Oh, Emm.“ Jen blinzelte feierlich. „Ich habe dich angesteckt, oder?“
    „Wenn es eine Krankheit ist“, erwiderte ich, „dann will ich kein Gegenmittel dafür haben.“
    Jen wohnte so nah, dass ich eigentlich zu Fuß zu ihr hätte gehen können. Tagsüber oder bei gutem Wetter war das auch kein Problem. Aber mitten in einem extrem kalten Winter und in einer Nachbarschaft, die nicht gerade zu den besten der Stadt zählte, war ich die paar Blocks lieber mit dem Auto gefahren. In meiner Straße angekommen, war mein üblicher Parkplatz besetzt, vermutlich von der Freundin des Typen, der auf der anderen Straßenseite wohnte. Grummelnd fuhr ich die Straße hinunter, umjemand anderem den Parkplatz wegzunehmen. Ich hoffte, dass ich am nächsten Tag keine fiese Nachricht unter meinem Scheibenwischer finden würde. Da es hier nur eine sehr begrenzte Anzahl von Parkplätzen gab, konnte der Kampf um sie manchmal recht brutale Züge annehmen.
    Das Schicksal meinte es aber anscheinend gut mit mir, denn als ich aus dem Auto ausstieg, erkannte ich, dass ich beinahe direkt vor Johnny Dellasandros Haus geparkt hatte. Im zweiten Stock brannte noch Licht. Die meisten Häuser in dieser Straße hatten den gleichen Grundriss. Wenn er im Inneren nicht umfassende Umbauten vorgenommen hatte, musste das eins der Schlafzimmer sein. Ich hatte vor, dieses Zimmer in meinem Haus irgendwann zum Hauptschlafzimmer mit angeschlossenem Bad umzubauen. Da er mit dem Umbau seines Hauses schon fertig war, nahm ich an, bei ihm war es schon so.
    Johnny Dellasandro in seinem Schlafzimmer. Ich fragte mich, ob er wohl nackt schlief. Ich war mir nicht sicher, ob das, was ich fühlte, dem gleichkam, was Jen als Surfen auf ihren eigenen Körpersäften beschrieben hatte, aber ich verspürte definitiv ein leichtes Pochen in meiner Klit. Auf dem Weg zu meinem Haus gab ich mich fröhlich meinen Fantasien über Johnny hin.
    Es gab keinen bestimmten Rhythmus oder Grund für eine Episode. Die Sachen, die bei anderen Leuten Anfälle, Migräne oder Narkolepsie auslösten, waren für mich nur zufällige Trigger. Was gut war, weil ich so nicht darauf achten musste, intensive Gefühle zu vermeiden oder keine Schokolade zu essen oder sonst irgendetwas. Schlecht war nur, dass ich eben nicht wusste, was genau eine Episode auslöste und so jedes Mal ohne Vorwarnung von ihr erwischt wurde. Ich konnte ihre Auslöser nicht vermeiden, selbst wenn ich es gewollt hätte.
    Seit knapp zwei Jahren hatte ich keine Episode mehr gehabt. Doch jetzt verriet mir der Duft von Orangen, dass ich die dritte innerhalb von vierundzwanzig Stunden erleben würde.
    Ab ins Badezimmer. Zähne putzen. Ich starrte mein Spiegelbild an, doch was ich sah, war Johnnys Gesicht, während er eine Frau liebte, die die gleiche Haarfarbe hatte wie ich. Die gleichenAugen. Meine Brüste unter seinen Händen, meine Klit unter seiner Zunge.
    Ich starrte in den Spiegel und glitt dann, wie die Alice aus Lewis Carrolls Roman, … hindurch …
    „Pass doch auf, was du tust. Du hast meinen Kaffee verschüttet.“ Ich sage das mit einem starken Akzent. Es ist nicht meine eigene Stimme, aber sie fühlt sich auch nicht fremd an. Sie passt bequem auf meine Zunge und meine Lippen und meine Zähne. Sie fühlt sich sexy an.
    „Tut mir leid, Ma’am.“ Der Kellner tupfte meinen Oberschenkel mit einem weißen Handtuch ab. Seine Finger streifen zu nah an meinem Bauch entlang, verweilen dort einen Tick zu lang. „Lassen Sie mich das sauber machen.“
    „Ich denke, dafür musst du mich entschädigen.“ Ich verziehe bei diesem Satz keine Miene und werfe mein dickes, dunkles Haar über die Schulter.
    „Ma’am?“ Er ist nicht dumm, dieser junge Mann in der weißen Kellnerjacke.
    Der Zug unter uns vibriert.
    „Komm später in meine Kabine und sei darauf vorbereitet, mich angemessen zu entschädigen.“
    Seine Antwort ist ein Lächeln. Ich beende mein Mahl ebenfalls lächelnd, was es etwas schwierig macht, das Essen zu genießen. Ich habe aber sowieso keinen Appetit mehr. Zumindest nicht auf Abendessen.
    Deshalb stehe ich auf und begebe mich in meine Kabine, wo ich auf ihn warte. Es klopft. Als ich die Tür öffne, steht er davor. Nicht in seiner Kellneruniform, sondern in einer dunklen Hose und einem verwaschenen Leinenhemd. Die Bekleidung eines

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