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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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Kaffee und schaute Carlos an. „Jen sagt, zu dir war er mal nett.“
    „Vielleicht weil er weiß, dass ich nicht mit ihm vögeln will. Oder selbst wenn, ist es nicht das Gleiche, als wegen seiner Vergangenheit in ihn verliebt zu sein.“
    „Warum nicht?“ Ich wusste, dass Johnny bei der Wahl seiner Sexualpartner nicht wählerisch gewesen war, aber er hatte nie behauptet, schwul oder bisexuell zu sein.
    „Wer weiß. Vielleicht empfindet er Männer als nicht so bedrohlich. Vielleicht sind wir leichter abzuwehren. Oder vielleicht hatte er an dem Tag einfach nur gute Laune. Ich weiß es nicht.“
    So nahe Carlos’ Einschätzung der Wahrheit auch kam, sie schmerzte trotzdem. „Ich habe nie gesagt, dass ich in ihn verliebt bin. Außerdem bin ich letzte Woche vor seinem Haus mit ihm zusammengestoßen, und er hat mich zum Tee eingeladen.“
    „Zum Tee? Hör mir auf!“ Carlos wedelte sich mit der Hand Luft zu.
    „Das stimmt wirklich.“ Ich hatte mir keine Papiermanschettefür meinen Becher geholt, und langsam wurde er in meiner Hand zu heiß. Ich wechselte die Hände, wobei ich beinahe meinen Muffin zerquetscht hätte. „Ich saß in seiner Küche und habe seinen Tee getrunken, und heute kann er nicht mal Hallo sagen? Das ist einfach nur … peinlich, finde ich.“
    Carlos zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder seinem Laptop zu. „Was soll ich sagen, der Mann hat Probleme. Wenn es dir hilft, es liegt nicht an dir.“
    Das machte es nicht besser. Ich wollte von Johnny nicht so behandelt werden wie alle. Ich wollte … etwas Besonderes für ihn sein.
    „Bis später“, rief Carlos mir hinterher, obwohl ich ohne Tschüss zu sagen einfach gegangen war. „Und mach dich nicht verrückt nur wegen eines Kerls, Emm.“
    Aber das tat ich. Mein Kaffee schmeckte bitter, weil ich vergessen hatte, Zucker und Milch hineinzugeben. Mein Muffin hatte sich in kleine Krümel aufgelöst. Und zur Arbeit kam ich auch zu spät.
    „Ich habe doch nur Hallo gesagt“, murmelte ich vor mich hin.
    Ich dachte den ganzen Tag darüber nach, während ich vor meinem Computer saß und Daten in Tabellen eintrug, Telefonate annahm und E-Mails beantwortete. Ein paar Feuer löschte. Und vermutlich auch ein paar entzündete, ohne es zu bemerken, weil ich zu abgelenkt war.
    Nur durch einen Zufall war ich im Bankgewerbe gelandet. Ich hatte in meiner Heimatstadt das Lebanon Valley College besucht, damit ich zu Hause wohnen und wenn nötig zu Fuß zum Campus gehen konnte. Annville ist eine kleine Stadt, die im Norden und Süden von Farmen umsäumt wird und im Osten und Westen mit den anderen Kleinstädten verschmilzt. Die Möglichkeiten, einen Nebenjob zu haben, waren begrenzt – nichts, was mehr als einen Fußmarsch von meinem Elternhaus entfernt lag. Pizzeria, Tankstelle, Kino … Bank. Die Bank hatte die besten Arbeitszeiten, die beste Bezahlung, die besten Sozialleistungen, und ich musste nicht immer meine Eltern fragen, ob sie mich fahren können. Die ganze Collegezeit über habe ich dort gearbeitetund auch danach, als mein Fahrverbot meine Arbeitsmöglichkeiten noch mehr einschränkte.
    Nach ein paar Jahren war ich zur Managerin der Bank aufgestiegen. Die Arbeit gefiel mir. Ich mochte Zahlen. Und mein aktueller Job bei der Pennsylvania State Employee’s Credit Union gefiel mir sogar noch besser.
    Aber nicht heute.
    Heute zählte ich die Minuten, bis ich nach Hause gehen und in meinem Briefkasten nachschauen konnte, ob die DVD von Nacht der hundert Monde schon angekommen war. Leider war der Briefkasten wieder leer. Ich schaute sogar zweimal nach, als ob sich das Päckchen in dem schmalen Kästchen irgendwo verstecken könnte. Enttäuscht schloss ich die Tür zu meinem dunklen, kalten Haus auf.
    Ich hatte nicht einmal eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Das war nicht ungewöhnlich, aber heute störte es mich. Die meisten Leute, die mit mir sprechen wollten, riefen mich auf dem Handy an, wenn sie mich zu Hause nicht erreichten. Offensichtlich war ich heute nicht einmal dafür gut genug.
    Ich nahm eine lange, heiße Dusche, mit gesenktem Kopf ließ ich den harten Wasserstrahl auf meine verspannten Schultern und meinen Nacken prasseln. Ich sehnte mich nach starken Händen, die die Knoten in meinen Muskeln wegmassierten. Leider gab es niemanden, der mir diesen Gefallen getan hätte. Meine aufgeschürften Knie brannten, als ich mit dem Rasierer über sie hinwegglitt.
    Natürlich dachte ich wieder an Johnny.
    Was zum Teufel hatte er für

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