Der Duft von Orangen (German Edition)
missachten, was meine Mom mir je beigebracht hatte, machte den Teig noch leckerer. Und ihn zu essen, obwohl meine Jeans sowieso schon ein bisschen zu eng saßen, fand ich fast schon rebellisch.
Als die Kekse fertig waren, zog ein köstlicher Duft durch meine Küche. Mir war ein kleines bisschen übel. Ich nippte an einem Glas Ginger Ale und legte die Kekse auf den hübschen Teller, den ich für kleines Geld bei der Heilsarmee gekauft hatte. Er hatte ein Rosenmuster und einen Goldrand und ich hätte ihn bei eBay für ein Hundertfaches dessen, was ich bezahlt hatte, verkaufen können. Er war ein weiteres Beispiel für meine Secondhandshop-Theorie. Ich war in den Laden gegangen, um nach Haushaltswaren für mein neues Heim zu suchen, und hatte eine ganze Kiste voller nicht zueinanderpassender, aber sich ergänzender Teller für zehn Cent das Stück gefunden.
Ich hatte also ausreichend Teller und konnte gut auf diesen hier verzichten. Andererseits war er aber so hübsch, dass jeder ihn wieder zurückbringen würde …
Manchmal konnte ich richtig raffiniert sein.
8. KAPITEL
H i …“ Der Rest meines Satzes blieb mir im Halse stecken, als Johnnys Tür sich öffnete und nicht er vor mir stand.
Die ältere Frau schaute mich einen Moment lang mit böser Miene an. Als sie schließlich sprach, schüttelte sie dabei den Kopf. „Sie wollen vermutlich zu ihm.“
„Äh, Johnny Dellasandro?“
„Das ist ja wohl der Einzige, der hier wohnt, oder?“ Ihr Pennsylvania-Akzent, der mir zu Hause vertraut erschienen wäre, wirkte hier in der „großen Stadt“ vollkommen fehl am Platz. „Immer hinein in die gute Stube.“
Ich trat über die Türschwelle und trat meine Stiefel sorgfältig an der Fußmatte ab. Ich wollte nicht schon wieder schmutziges Tauwasser auf seinen schönen Holzfußboden tropfen. In einer Hand hielt ich den Keksteller.
Die Frau schaute erst den Teller an, dann mich. „Haben Sie die für ihn gebacken?“
„Ja. Ist er da?“
„Er mag Chocolate Chips Cookies.“ Sie lächelte, was ihr grimmiges Gesicht in das einer strahlenden guten Fee verwandelte. „Kommen Sie erst mal rein. Er ist oben und macht irgendetwas Künstlerisches. Ich hole ihn für Sie.“
„Danke.“ Nervös folgte ich ihr in die Küche.
Sie öffnete eine Tür, die in meinem Haus zu einem Einbauschrank gehörte, hier aber zu einer Hintertreppe führte, und rief nach oben: „Johnny!“
Ihre Stimme hallte nach, aber niemand antwortete. Sie schaute mich an, wie ich da in meinem immer noch zugeknöpften Mantel mit dem Geschenk in den Händen stand, und zuckte mit den Schultern.
„Johnny Dellasandro!“
Immer noch keine Antwort. Sie seufzte und hievte sich auf die unterste Stufe, die im Fünfundvierziggradwinkel aus der Treppe hervorstand. Mit einer Hand stützte sie sich am Türrahmenab und lehnte sich so weit vor, dass ich ihren Oberkörper nicht mehr sehen konnte. Dann rief sie seinen Namen so laut, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurück machte.
„Das hat ihn erreicht“, sagte sie grinsend und nickte. Sie rieb sich die Hände, als hätte sie gerade eine besonders schwere Aufgabe erledigt. „Wenn er arbeitet, ist es, als hätte er sich Watte in die Ohren gesteckt.“
„Ich wollte ihn nicht stören.“ Er hatte sich auch so schon angewöhnt, mich schief anzusehen. Wenn ich ihn nun in seiner Schaffensphase störte, konnte ich mir ungefähr vorstellen, wie seine Reaktion ausfallen würde.
Sie klatschte in die Hände. „Pah. Er arbeitet schon den ganzen Tag. Er braucht mal eine Pause. Und ein paar Kekse von einer hübschen Deern.“
Ich lächelte. „Wie gesagt, ich wollte nicht stören.“
Wir drehten uns gleichzeitig um, als wir Schritte auf der Treppe hörten. Ich sah als Erstes seine nackten Füße. Meine Zehen krallten sich zusammen. Dann den ausgefransten Saum einer verblichenen Jeans. Schließlich hatte Johnny die letzte Stufe erreicht und blieb im Türrahmen stehen. Er sah überrascht aus.
„Was schreien Sie denn so?“
Ah, verdammt, ich liebte diesen Akzent.
„Du hast Besuch. Um Himmels willen, Johnny, zieh dir ein Hemd über!“ Die Frau seufzte und stemmte kopfschüttelnd die Hände in die Hüften.
Meinetwegen nicht, dachte ich. Es fiel mir schwer, ihn nicht anzustarren und meinen Blick von diesen köstlichen Nippeln loszureißen. Verdammt, seine Bauchmuskeln waren auch nicht schlecht. Er war vielleicht nicht mehr jung, aber er war immer noch total fit und in besserer körperlicher Verfassung als die
Weitere Kostenlose Bücher