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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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doch, ich finde alleine heraus.“
    Johnny schaute mir in die Augen und griff um mich herum, um die Tür aufzuschließen. Meine Lider flatterten wegen seiner Nähe. Der Hauch seines Atems auf meinem Haar, die Wärme seines Körpers. Ich war nicht so wütend, als dass ich das nicht unglaublich aufregend gefunden hätte, obwohl ich mich dafür hasste. Noch mehr hasste ich es, dass er diese Lust auf meinem Gesicht sehen konnte. Er mochte daran gewöhnt sein – ich war es nicht.
    Das Türschloss klickte. Eine ganze, unendliche Sekunde lang rührte Johnny sich nicht. Dann trat er zurück und machte mir den Weg frei.
    „Das sind gute Kekse“, sagte ich ausdruckslos. „Auch wenn Ihnen das wahrscheinlich egal ist.“
    Meine Stimme klang hart. Er blinzelte. „Ich bin sicher, sie sind fabelhaft.“
    „Gern geschehen.“ Ich öffnete die Tür.
    Kalte Luft strömte herein, eisig genug, um mir Tränen in die Augen zu treiben. Vielleicht lag das aber auch gar nicht an der kalten Luft. Ich straffte die Schultern und zwang mich, mit erhobenem Kopf loszugehen. Die Stufen hinunter und auf den Bürgersteig, der immer noch frei von Eis war.
    Da die Tür sich nicht gleich hinter mir schloss, schaute ich zurück. Johnny stand im Türrahmen, golden umrahmt von dem Licht, das aus dem Haus fiel. Eine Hand hatte er hoch oben an den Türrahmen gestützt, die andere lag auf seiner Hüfte. Mit den nackten Füßen und ohne Hemd unter dem Sweatshirt musste er frieren, aber er ging trotzdem nicht rein.
    „Wissen Sie, ich dachte, Sie sprechen mit niemandem, weil Sie vielleicht ein wenig schüchtern oder sehr vorsichtig sind.“
    Er neigte den Kopf. „Ach ja?“
    Ich stemmte meine Hände in die Hüften. „Ja. Ich meine, ich kann mir vorstellen, dass es nervig ist, ständig von Fremden angesprochen zu werden, wenn Sie doch nur einen Kaffee trinken und einen Muffin essen wollen.“
    „Ja, das kann wirklich nerven“, sagte er langsam.
    Ich kniff die Augen zusammen und wünschte, ich könnte seinen Gesichtsausdruck erkennen. „Aber wissen Sie was?“
    „Was?“ Ich hatte das dumpfe Gefühl, er klang amüsiert.
    „Ich glaube nicht, dass es an Ihrer Schüchternheit liegt oder daran, dass zu viele Leute Sie nerven. Denn seien wir mal ehrlich, die meisten Menschen kennen Sie heutzutage doch gar nicht mehr. Oder es ist ihnen scheißegal.“
    Seine Schultern hoben und senkten sich – ein Lachen oder Schulterzucken? Da sein Gesicht im Schatten lag, konnte ich es nicht sagen. „Was ist mit Ihnen?“
    „Ich weiß, wer Sie sind“, sagte ich.
    „Ja“, erwiderte er. „Aber bin ich Ihnen scheißegal?“
    Bei diesen Worten drehte ich mich um, die Hände zu Fäusten geballt. Dann schaute ich wieder zu ihm und zwang mich, zu antworten. „Nein, sind Sie nicht.“
    „Warum?“
    Ich wusste es nicht. Es war mehr als der Arsch, das Gesicht, der lang vergangene Ruhm. Es war nicht seine Kunst. Es war nicht sein Haus, sein Geld. Nicht einmal sein Mantel oder der lange Schal, den ich so liebte.
    Es war die Hitze des Sommers und sein Geschmack, von dem ich wusste, dass ich ihn unmöglich kennen konnte. Es war das Gefühl seiner Haare zwischen meinen Fingern und seines Schwanzes tief in mir, und es war der Klang seiner Stimme, wenn er beim Orgasmus meinen Namen rief.
    Es war der Duft von Orangen.

9. KAPITEL
    I ch schaffte es noch nach Hause, bevor es mich übermannte. Meine Finger hatten Schwierigkeiten, den Schlüssel ins Schloss der Haustür zu bekommen. Ich betete normalerweise nicht, aber jetzt wandte ich mich flehend an welche Gottheit auch immer zuhören mochte, dass ich bitte noch ins Haus kam, bevor ich mich in der Dunkelheit verlor.
    Ich öffnete die Tür.
    Und es wurde alles andere als dunkel.
    Helles Sonnenlicht blendet mich. Ich schirme meine Augen mit einer Hand ab und schlittere über einen Boden, der glatt ist von Bohnerwachs, nicht von Schnee. Ich atme Hitze ein, eine Kakofonie aus Geräuschen und Gerüchen stürmt auf mich ein.
    Ein Hauch von Hasch und der stechende Geruch von Zigarettenrauch verdrängen den Duft von Orangen. Ich höre Lachen und Musik und das Weinen eines Kindes. Blinzelnd reibe ich mir die Augen.
    Dieses Mal bin ich direkt in Johnnys Haus gelandet. Die Tür hinter mir steht offen. Habe ich überhaupt geklopft? Wenn ja, hat niemand darauf geantwortet. Es scheint überhaupt niemandem aufzufallen, dass ich da bin.
    Ich schließe die Augen, um mich zu beruhigen. Dann schlüpfe ich, so schnell ich kann, aus meinem Mantel und

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