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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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hänge ihn zusammen mit meinem Schal an die Garderobe. Ich schüttle mein Haar, überprüfe meine Kleidung – eine Bootcut-Jeans und eine Bluse. Nicht gerade die Sommermode der Siebziger. Unter der Bluse trage ich ein Top. Die Stimmen aus der Küche werden lauter und leiser, als ich mich der Bluse entledige, nach kurzem Nachdenken auch meinen BH ausziehe und beides in einen Ärmel meines Mantels stopfe.
    Keinen BH zu tragen fühlt sich seltsam an. Meine Nippel drücken sich gegen den weichen Stoff meines Tops. Ich fühle mich frei, aber auch etwas befangen.
    Ein Baby, nur mit einer Windel und einem weißen Body bekleidet,krabbelt so schnell den Flur hinunter, wie es nur kann. Ihm folgt eine lachende Frau, deren lange, dunkle Haare ihr bis zur Taille reichen. Sie trägt einen Overall mit kurzen Hosen aus hellgelbem Nickistoff. Sie hebt das Baby hoch und pustet auf seinen Bauch, bis es vor Lachen quietscht. Ich stehe verlegen daneben und fühle mich irgendwie ertappt.
    „Oh, hey“, sagt sie lässig, als sie mich sieht. „Wer bist du?“
    „Emm.“
    „Sandy.“ Sie setzt das Baby auf ihre Hüfte und hält mir eine schlaffe Hand hin. „Cool.“
    Ich bin mir nicht sicher, ob das eine Begrüßung ist oder ein Kommentar zu meiner Kleidung oder eine rein philosophische Betrachtung. „Äh, ich suche Johnny.“
    „Oh, ja, das ist super … Außer er schuldet dir Geld oder so. Er ist hinten, in der Küche.“ Sie hat eine seltsame, nasale Stimme und einen ähnlichen Akzent wie er, nur dass er an ihr nicht so charmant wirkt.
    „Danke.“ Ich will mich nicht an ihr vorbeidrängen, vor allem weil sie mich jetzt von oben bis unten mustert.
    „Was haste noch mal gesagt, wie du heißt?“
    „Emm.“
    „Emm.“ Einen Moment schaut sie mich ausdruckslos an. „Wir kennen uns noch nicht, oder?“
    „Nein, ich glaube nicht.“
    Sie zuckt mit den Schultern und rückt das Baby auf ihrer Hüfte zurecht. Der Geruch seiner vollen Windel weht mir entgegen, und ich trete unwillkürlich einen Schritt zurück. Sandy rümpft die Nase.
    „Mein Gott, dieses Kind kann nur essen, schlafen und scheißen. Ich schätze, ich sollte sie lieber baden.“ Sie geht an mir vorbei die Treppe hinauf, dabei spricht sie in Babysprache auf das Kind ein.
    Ich gehe mit klopfendem Herzen zur Küche. Meine Handflächen sind feucht. Mein vorfreudiges Lächeln wird breiter, als ich ihn erblicke. Er sitzt auf der Fensterbank, eine braune Bierflasche an den Lippen, eine Zigarette zwischen den Fingern. Sein Haar wird heute von einem roten Bandana aus dem Gesicht gehalten.
    Er ist so schön, dass es schmerzt, ihn anzuschauen.
    Als er mich sieht, hält er mitten im Lachen inne und springt vom Fensterbrett. Er stellt sein Bier ab und steckt die Zigarette in den Flaschenhals. Schweigen senkt sich über den Raum. Alle drehen sich zu mir um. Candy ist da, dieses Mal steht er nicht am Herd. Ich sehe Bellina. Dazu eine Gruppe von Leuten, die ich nicht kenne. Ed fixiert mich mit einem intensiven Blick und unterbricht seine Rede kurz, bevor er sich wieder der Frau zuwendet, mit der er gesprochen hat. Seltsam, aber ich schenke ihm kaum Beachtung.
    „Johnny“, sage ich atemlos.
    „Emm.“ Er kommt auf mich zu, als wären wir ganz allein.
    Seine Hand passt perfekt in meinen Nacken. Er schmeckt nach Bier und Rauch, und irgendwie ist es eklig, aber irgendwie auch genau richtig. Seine Zunge schnellt vor und zurück; meine Knie werden weich. Es ist mir egal, dass wir nicht allein sind. Es ist mir egal, dass seine Hand auf meinem Hintern liegt und er mich immer enger an sich zieht.
    „Hey.“ Er klingt selber ein wenig atemlos.
    Unsere Gesichter sind nur wenige Millimeter voneinander entfernt. Ich versinke in der Tiefe seiner Augen und schwimme dort ein wenig herum, während alles um uns aufhört und wieder anfängt. Er lächelt. Ich lächle auch.
    „Du bist wieder da“, sagt er. „Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen.“
    Ich habe darauf keine gute Antwort, also küsse ich ihn einfach wieder. „Freust du dich, mich zu sehen?“
    „Himmel, ja. Du bist letztes Mal so schnell davongelaufen, dass ich nicht mal nach deiner Nummer fragen konnte.“
    „Oh …“ Ich zögere. Die Leute haben sich wieder ihren Unterhaltungen zugewandt und schenken uns keine Beachtung. „Ich habe keine Nummer.“
    Johnny zuckt mit den Schultern. „Oh, klar, cool. Unser Telefon ist auch vor ein paar Tagen abgeschaltet worden. Paul sagt, von der Bezahlung für seinen nächsten Gig

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