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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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wieder – oder immer noch – da. Er kam zum Toreingang. » Mademoiselle O’Shea, Sie sind es wieder.« Er lächelte ebenso freundlich wie zuvor Badou.
    » Ja. Als ich gestern wiederkam, hat niemand aufgemacht.«
    Er runzelte die Stirn. » Aber als ich kurz vor zwei ging, sagte Manon, dass sie Sie erwartet.«
    » Jedenfalls war sie nicht da.«
    » Bitte, kommen Sie herein und setzen Sie sich. Manon ruht sich aus«, sagte er. » Wir werden bald zu Mittag essen. Ich hoffe, dass Sie uns heute Gesellschaft leisten.«
    Ich schloss einen Moment lang die Augen. Mir war nicht nach belangloser Plauderei. Außerdem überlegte ich, was ich tun sollte, wenn Manon mich genauso behandeln würde wie bei meinen ersten beiden Besuchen.
    » Ich muss mich für Manons Verhalten entschuldigen. Sie hat oft Kopfschmerzen.«
    Ich dachte an Etienne.
    » Sie ist dann sehr unleidig und wird … na ja, verhält sich so, wie Sie sie erlebt haben. Aber heute müssen Sie unbedingt bleiben. Gastfreundschaft wird in diesem Land großgeschrieben, Mademoiselle. Sie zurückzuweisen wäre eine Beleidigung.«
    Ich nickte und setzte mich auf einen der niedrigen Korkhocker, die nicht besonders bequem waren. Um mein wehes Bein nicht beugen zu müssen, streckte ich es vor mir aus. Aszulay nahm mir gegenüber im Schneidersitz auf dem Sofa Platz. Badou kletterte ihm auf den Schoß, und im Gegensatz zu Manon, die ihren Sohn nie absichtlich berührte, schlang Aszulay die Arme um das Kind.
    L’Homme Bleu. Der Blaue Mann. Unwillkürlich rief ich mir den blau gekleideten Mann in Erinnerung, der wie aus dem Nichts auf der Sandpiste erschienen war, um eine kunstvolle Fliese gegen Brot einzutauschen. Wie er mich beeindruckt hatte, als er groß und aufrecht neben dem Wagen stand und mich eindringlich ansah, um dann würdevoll und anmutig ebenso geheimnisvoll wieder auf der staubigen Sandpiste zu verschwinden, wie er gekommen war.
    » Ich werde Falida bitten, uns Tee zu bringen«, sagte Aszulay, und ich schrak zusammen, als mir bewusst wurde, dass ich ihn angesehen hatte. » Wir werden hier essen, wo es kühler ist als im Haus.« Er stellte Badou auf den Boden und stand auf. » Badou, geh hinein und sag deiner Mutter, sie soll herauskommen und mit uns zu Mittag essen. Bitte, machen Sie es sich bequem«, sagte er zu mir gewandt. » Ich werde gleich wieder zurück sein.«
    Badou huschte die Treppe hinauf, und kurz darauf hörte ich von oben seine zarte Stimme. Ich brannte darauf, mit Manon zu sprechen, zu hören, was sie mir zu erzählen hatte, und gleichzeitig graute es mir davor, erneut mit ihr zu tun zu haben. Etwas Gewalttätiges, seltsam Verdrehtes haftete ihrem Charakter an; ihrem Gesicht war genau abzulesen, wie sehr sie es genoss, mich bitten und betteln zu sehen und mich auf die Folter zu spannen. Ihr mangelndes Interesse an ihrem Sohn war offenkundig, und sie machte nicht einmal den Versuch, es zu verbergen. Außerdem war mir nicht entgangen, wie herzlos sie das junge Dienstmädchen behandelte.
    Wie konnte es sein, dass Etiennes Schwester so anders war als er?
    Aszulay trat, gefolgt von Falida, heraus. Er trug eine tajine in den Händen – eine Kasserolle mit einem hohen, konischen Deckel; ich wusste, dass man hierzulande auf schonende Weise Schmorgerichte darin zubereitete. Falida balancierte ein großes rundes Messingtablett vor sich her. Darauf standen ein Teller mit kleinen Fladenbroten, eine Teekanne, drei bemalte Gläser mit Zinnfassung sowie vier kleine Porzellanschüsseln mit Wasser und einer Zitronenspalte darin.
    Sie stellte es auf den runden Tisch und goss Tee in die drei Gläser. Eines reichte sie Aszulay, ein weiteres mir und ging dann ins Haus zurück. Das dritte Glas, so vermutete ich, war für Manon bestimmt.
    » Bitte, trinken Sie«, sagte Aszulay.
    Ich nickte und nippte vorsichtig an dem Tee – es war der mir inzwischen vertraute Pfefferminztee mit einer gehörigen Portion Zucker – und stellte das Glas wieder ab. Für meinen Geschmack war der Tee zu heiß bei dieser Hitze. Ich sehnte mich nach einem Glas kühlen Wassers.
    Aszulay trank schweigend und offensichtlich ganz entspannt seinen Tee. Das Schweigen war mir unangenehm, und ich überlegte mir, was ich sagen konnte. Was sollte ich mit diesem mir fremden, exotischen Mann reden? Ich fühlte mich in hohem Maße unwohl und räusperte mich, ehe ich das Wort ergriff. » Was machen Sie in Marrakesch?«, fragte ich schließlich.
    Er trank einen Schluck Tee, dann erwiderte er: » Ich

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