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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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unbehaglicher zumute. Ihr Anblick war mir unheimlich: Mit etwas Schminke hatte sie ihr Aussehen völlig verändert. Die attraktive, wenngleich nicht mehr ganz junge Frau hatte sich in eine irdene Schönheit verwandelt, üppig, aber auch vergänglich wie eine Rose, deren Blüte sich dem Ende zuneigte, aber noch immer äußerst verführerisch war. Sie war eine exotische Kreatur dieses Landes. Das einzig Französische an ihr war ihr perfektes Französisch.
    » War jemals ein Mann verrückt vor Verlangen nach Ihnen, Mademoiselle O’Shea?«, fragte sie. Ihre Stimme klang sarkastisch.
    Ich antwortete nicht. Konnte sie sich etwa nicht vorstellen, dass Etienne mich begehrt hatte? » Und wo ist Ihr Mann, Madame Maliki? Ist er bei der Arbeit?«, fragte ich, teils weil ich wütend war, aber auch weil ich instinktiv spürte, dass ihr diese Frage nicht gefallen würde.
    Und ich irrte mich nicht. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, ihre Augen wurden schmal.
    » Ihr Mann, wo ist er?«
    Doch Manon schenkte mir keine Beachtung mehr, sondern verstaute geflissentlich ihre Schminkutensilien in dem Stoffbeutel. Dann hob sie das Kinn und sah Badou an, indem sie fragend die Augenbrauen wölbte.
    » Nun?«, sagte sie.
    » Du bist wunderschön, Maman«, sagte er. Seine Antwort klang einstudiert.
    Falida, die noch immer neben mir stand, senkte den Kopf. » Très belle, Madame.« Wahrscheinlich die einzigen französischen Worte, die sie kannte.
    Dann sah Manon mich auf dieselbe Weise an wie zuvor Badou. Offensichtlich erwartete sie auch von mir ein Kompliment. Manon Maliki war eine Frau, die es gewohnt war, Komplimente zu empfangen.
    Ich sagte nichts.
    Ärgerlich zog Manon die Kordel des Beutels zu und warf ihn auf das Kissen neben sich. Falida nahm ihn auf und verstaute ihn wieder in der Kommode. Dann setzte sie sich im Schneidersitz neben Badou auf den Boden. Manon sah zu ihnen hinab, dann zu mir. Sie erinnerte mich an eine Königin mit ihren Untergebenen.
    » Ich werde Sie nun zum letzten Mal bitten – von Ihnen verlangen – zu gehen«, sagte sie. » Von mir aus können Sie in einer Stunde wiederkommen. Und Sie können sich glücklich schätzen, wenn ich Sie nochmals empfange, so wie Sie mich aufgebracht haben.«
    » Madame Maliki«, sagte ich irritiert. » Welchen Unterschied macht denn diese eine Stunde? Können Sie nicht einfach …«
    » Manon?«
    Wir blickten alle gleichzeitig zum Eingang. Ein Mann stand dort; er war so groß, dass er mit dem Turban den Türsturz berührte. Er war mit einer dunkelblauen Baumwoll- dschellaba mit gelber Zierstickerei am Kragen bekleidet. Das eine Ende seines leuchtend violetten Turbans hatte er um den Hals und die untere Hälfte seines Gesichtes geschlungen. Da er mit dem Rücken zum Licht stand, konnte ich seine Augen nicht erkennen. Er trug einen Korb unter dem Arm.
    Augenblicklich fiel mir der Mann auf der Karawanenpiste wieder ein . L’Homme Bleu.
    Badou rannte zu ihm, küsste ihm respektvoll die Hand, wie es unter jüngeren Arabern gegenüber einer älteren Person üblich war, und schlang dann die Arme um die Beine des Mannes. » Aszulay«, sagte er.
    Onkel?, überlegte ich. Aber Etienne war doch sein Onkel. Er musste wohl der Bruder von Manons Mann sein.
    Ich blickte verstohlen zu Manon, die dem Mann ein kokettes Lächeln schenkte. Plötzlich wurde mir klar, dass Manon mich nicht hier haben wollte, weil sie ihn erwartet hatte.
    Oder war er vielleicht ihr Mann? Nein, das konnte nicht sein, nicht nur weil Badou ihn Onkel nannte, sondern auch wegen der Art, wie sie ihn ansah. Nicht wie eine Frau, die ihren Mann begrüßte, sondern … Ich dachte daran, wie ich Etienne begrüßt hatte, wenn er zu mir in die Juniper Road gekommen war. Manon sah ihn an, als wäre er ihr Geliebter.
    » Assalam aleikum, Badou«, sagte der Mann und lächelte warmherzig, während er ihm übers Haar strich. Er stellte den Korb auf den Boden und sah zu uns herüber.
    Manon, die nicht länger lächelte, sagte beiläufig: » Das ist Mademoiselle O’Shea, aber sie wollte gerade gehen.«
    Ich blieb noch immer sitzen.
    Der große Mann musterte mich einen Moment lang, dann beugte er höflich den Kopf. » Guten Tag, Mademoiselle O’Shea.« Sein Französisch war ziemlich gut, wenngleich er mit starkem arabischen Akzent sprach.
    » Ich heiße Aszulay, Mademoiselle«, sagte er. Ehe er den Raum betrat, zog er seine babouches aus, und kaum hatte er die Schwelle überquert, zog er das Ende seines Turbans herunter, das seine untere

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