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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Marrakesch zurückkehren wird, werde ich auf ihn warten.«
    Er schüttelte bedächtig den Kopf. » Ich werde Sie zur Medina hinausbegleiten«, sagte er und schlüpfte in seine babouches.
    Während wir den Innenhof durchquerten und auf die Straße hinausgingen, wurde mir bewusst, wie egoistisch und rücksichtslos es von mir gewesen war, Aszulay an seiner Arbeitsstelle aufzusuchen und ihn von seinen Pflichten abzuhalten. Er hingegen hatte sich so rücksichtsvoll gezeigt und mich zu sich nach Hause eingeladen.
    Als wir durch die Stadtmauer gingen und die Ville Nouvelle betraten, berührte mich Aszulay leicht an der Schulter. »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie nach Hause zurückkehren, Mademoiselle.«
    » Ja, ich nehme ein Taxi zum …«
    » Nein, das meinte ich nicht. Nach Amerika.«
    Ich sah ihn stirnrunzelnd an. » Aber ich sagte doch, ich werde hier warten, bis Etienne zurückkommt. Ich … ich will ihm helfen.«
    Aszulay schloss einen flüchtigen Moment lang die Augen. » Mademoiselle O’Shea. Ich weiß, dass Sie eine zielstrebige Frau sind. Aber …«
    » Aber was?«
    Er schaute mich an, als wollte er mehr sagen, hob dann aber den Arm und winkte ein Taxi heran, das vor uns hielt.
    Ohne ein weiteres Wort drehte sich Aszulay um und verschwand in der Menge.
    Auf der Fahrt ins Hotel rief ich mir seinen Gesichtsausdruck in Erinnerung, als er mir riet, nach Amerika zurückzukehren.
    Ich wusste ihn nicht zu deuten.

SECHSUNDZWANZIG
    Z urück in meinem Hotelzimmer ging ich zum Schrank und holte den kleineren meiner zwei Koffer vom obersten Regal herunter. Ich langte in das Futter und holte das Bündel mit meinem Pass, dem Schiffsticket mit der offenen Rückfahrkarte und dem Umschlag mit dem Geld heraus, um zu sehen, wie viel Geld mir noch zur Verfügung stand. Nachdem ich die Geldscheine gezählt hatte, war mir klar, dass sie nicht mehr weit reichen würden, sollte ich meinen aufwendigen Lebensstil beibehalten.
    Während ich mit den vor mir ausgebreiteten Unterlagen am Tisch saß, dachte ich über Aszulays Blick nach. Er hatte mich mit seinen blauen Augen so eindringlich angeschaut, als wollte er mir irgendetwas sagen.
    Während die Nacht langsam herabsank, wehte der süße Duft der Rosenbüsche und Orangenbäume durch das offene Fenster herein. Es war April und somit Frühsommer in Marrakesch. In Albany schlugen die Bäume zu dieser Jahreszeit gerade erst aus, die Erde war noch gefroren, und es war noch zu kalt zum Pflanzen. Es regnete viel, der Himmel war grau, aber hie und da spürte man schon die erste Frühlingsbrise.
    Ich dache an Aszulays Rat, nach Hause zurückzukehren.
    Ich stellte mir vor, wie ich die Haustür aufschloss und mir Staubgeruch entgegenschlug, der Geruch von Räumen, die lange nicht gelüftet worden waren. Dann würde ich zu den Barlows hinübergehen und Zinnober abholen. Ich rief mir den Duft ihres Fells und ihre weichen Pfoten in Erinnerung.
    Dann sah ich vor meinem geistigen Auge, wie ich ins Haus zurückging, den Wasserkessel aufsetzte, während Zinnober mir schnurrend um die Beine strich. Ich sah, wie ich in mein Arbeitszimmer ging und meine Bilder betrachtete, die noch immer an den Wänden hingen. Manons wilde Gemälde kamen mir in den Sinn und der ungebändigte Freiheitswillen, den sie ausstrahlten.
    Dann sah ich mich in dieser ersten Nacht nach meiner Rückkehr allein in meinem Bett liegen und an die Decke starren. Ich sah mich am nächsten Morgen zu der Nähfabrik gehen, um mich um Arbeit zu bemühen. Anschließend würde ich ein paar Vorräte kaufen, um mir ein einfaches Abendessen zuzubereiten. Nachdem ich gegessen hatte, würde ich mir einen dicken Pullover anziehen und mich auf die Veranda setzen und zu lesen versuchen. Sobald ein Wagen vorbeifuhr, der eine Staubwolke aufwirbelte oder, falls es geregnet hatte, Spurrillen im Schlamm hinterließ, würde ich gespannt aufblicken. Vielleicht würde ich wieder hineingehen und mich mit dem Pinsel in der Hand vor die Staffelei stellen.
    Was würde ich malen?
    Ich stellte mir vor, wie der Sommer Einzug hielt, wie ich in aller Frühe aufstehen müsste, um zur Arbeit zu gehen, und abends nach Hause kam, müde und erschöpft von der monotonen, öden Arbeit, die mich in keiner Weise forderte. Vielleicht würde ich im Laufe des Sommers ein-, zweimal Mr Barlow bitten, mich nach Pine Bush zu fahren, damit ich im Moor spazieren gehen, nach dem Faulbaumbläuling Ausschau halten und die Natur beobachten konnte.
    Dann würden sich die ersten Anzeichen

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