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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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ausländischen Gästen, die zu viele Cocktails tranken und oberflächliche Konversation pflegten. Abgesehen von Mr und Mrs Russell, die Marrakesch wieder verlassen hatten, hatte niemand versucht, Bekanntschaft mit mir zu knüpfen.
    Ich dachte auch daran, wie Aszulay und Badou behandelt worden waren, als sie zu mir kamen, um mich zu trösten, und an das Geflüster hinter meinem Rücken, als ich zum ersten Mal nach ihrem Besuch wieder mein Zimmer verließ.
    Die Tatsache, dass ich es mir nicht länger leisten konnte, in einem solch kostspieligen Haus zu logieren, war nicht der einzige Grund, warum ich fortwollte: Ich fühlte mich ganz einfach fehl am Platz im Hôtel de la Palmeraie.
    Also beschloss ich, mir für die nächsten Wochen, die ich in Marrakesch ausharren würde, eine neue Bleibe zu suchen.
    Ich ging hinaus und fand ein kleines, günstiges Hotel in einer kleinen Seitenstraße in einiger Entfernung von der Hauptstraße der Ville Nouvelle. Es war ein ziemlich heruntergekommenes Haus und nicht besonders sauber. Das Bad würde ich mir mit anderen Gästen teilen müssen, aber dafür verfügte es über eine kleine Gemeinschaftsküche, sodass ich mir selbst Mahlzeiten zubereiten konnte und nicht länger auf das teure Essen im Hotelrestaurant angewiesen war. Einen Garten gab es nicht. Aber es würde mir genügen für die Zeit, in der ich auf Etienne wartete.
    Zwei Tage nachdem ich in das kleine Hotel umgezogen war, begab ich mich wieder in den Majorelle-Garten. Es war mir unangenehm, Aszulay erneut zu belästigen, aber ich musste ihm sagen, dass ich nicht mehr im Hôtel de la Palmeraie wohnte, sondern umgezogen war, damit er Etienne bei seiner Rückkehr informieren konnte, wo er mich fand. Denn eines war mir klar: Manon würde ihrem Bruder gewiss keine Nachricht von mir bestellen.
    Kaum hatte ich den Eingang des Gartens passiert, kam mir Aszulay auch schon entgegen, offenbar hatte er Feierabend.
    » Mademoiselle O’Shea«, sagte er und blickte mich mit einem Ausdruck an, den ich abermals nicht zu deuten vermochte, doch diesmal empfand ich ihn als wohltuend. Fast hatte ich den Eindruck, er freue sich über mein unerwartetes Auftauchen. Seine Stimme allerdings verriet dies nicht. » Sie sind also immer noch in Marrakesch.«
    » Ja.« Ich trat in den Schatten weit ausladender, überhängender Äste, und er tat es mir gleich. » Ich habe das Hotel gewechselt und bin gekommen, um Ihnen meine neue Adresse zu nennen. Ich weiß, dass Sie so nett sein werden, Etienne bei seiner Rückkehr zu sagen, wo er mich finden kann. Ich wohne jetzt im Hôtel Nord-Africain in der Rue …«
    » Ich kenne es«, unterbrach mich Aszulay.
    » Oh, umso besser. Also werden Sie es ihm ausrichten?«
    » Ja.«
    » Und … wie geht es Badou?« Häufig in letzter Zeit hatte ich mich dabei ertappt, wie ich an den kleinen Kerl denken musste.
    » Badou geht es gut. Ich habe gestern in der Sharia Zitoun vorbeigeschaut.« Mit einem Mal klang er kurz angebunden.
    Ich fragte mich, wie Manon es bewerkstelligte, dass ihre Liebhaber sich nicht über den Weg liefen. Ich war mir ziemlich sicher, dass es neben Aszulay und dem Franzosen, den sie Olivier genannt hatte, noch weitere gab.
    » Und Badous Vater, Monsieur Maliki«, sagte ich und war selbst erstaunt, als die Worte heraus waren. » Wo lebt er? Kommt er seinen Sohn manchmal besuchen oder kümmert er sich um ihn?«
    Wieder veränderte sich Aszulays Ausdruck. » Es gibt keinen Monsieur Maliki.«
    » Aber … Manon heißt doch mit Nachnamen Maliki, außerdem nennt sie sich Madame.«
    » Nein, sie ist eine Mademoiselle.«
    » Ach ja?«
    Mit einem Mal begriff ich, dass außer mir niemand sie mit Madame angeredet hatte. Ich war davon ausgegangen, es sei ihr Ehename. » Aber wie kommt das? Wenn sie nicht verheiratet ist … warum heißt sie dann nicht Mademoiselle Duverger?«
    Aszulay wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Wieder sah ich die Spuren roter Erde auf seinen Händen und Handgelenken, den feinen Staub auf seiner dunklen Haut.
    » Aszulay, ich verlange nicht von Ihnen, mir irgendwelche Geheimnisse zu verraten. Ich versuche nur, Manon zu verstehen, um vielleicht so Etienne besser zu verstehen. Manon ist Etiennes Schwester, aber … alles ist so verwirrend. Irgendwie werde ich nicht schlau aus ihr. Ihr Hass auf ihren Vater, und auch ihre Wut auf Etienne. Rührt er daher, dass sie nach dem Tod ihres Vaters beim Erbe leer ausging? Ist sie deshalb so verbittert?«
    » Begreifen Sie es tatsächlich

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