Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate
sie raffiniert frisiert und ihr übliches Make-up aufgelegt.
Mit finsterem Blick musterte sie meinen haik, während ich, eine Hand auf der Klinke, am offenen Tor stand.
» Warum bist du noch hier?«, fragte sie barsch. » Was machst du noch in Marrakesch?«
Ich antwortete nicht.
Falida reichte ihr den Korb. » Kniescheibe und Zahn, Herrin«, sagte sie. » Gut?«
» Bring es ins Haus hinein«, sagte Manon schnell und warf einen flüchtigen Blick zu ihrem Liebhaber. Der stand auf und ergriff sein Jackett. » Du musst doch noch nicht gehen, Olivier?«, sagte sie und legte ihm ihre schmale Hand auf den Arm.
Er rollte die Ärmel hinunter. » Na ja, die Kinder sind wieder da. Außerdem hast du Besuch.« Er deutete mit einer Kinnbewegung zu mir.
» Sie ist nicht willkommen«, sagte Manon, » und die Kinder kann ich wieder wegschicken. Sag, dass du noch ein wenig bleibst, Olivier«, sagte sie mit säuselnder Stimme.
Doch der Franzose schüttelte den Kopf. » Ich muss ohnehin wieder zur Arbeit zurück.«
» Wann kommst du wieder, mon cher?«
» Nächste Woche zur selben Zeit.«
Er kam auf das Tor zu, und ich trat zur Seite, um ihn vorbeizulassen. Manon folgte ihm, nahm seine Hand. » Nächste Woche reden wir weiter, nicht wahr, mon cher?« Er drehte sich zu ihr um und fuhr mit dem Handrücken über ihre Wange.
» Aber sicher.« Er nickte, die Andeutung eines Lächelns auf den Lippen.
Als das Tor hinter ihm ins Schloss fiel, wirbelte Manon zu mir herum. » Warum bist du gekommen? Du hast mich bei einer wichtigen Unterhaltung gestört. Es gibt keinen Grund mehr für dich, hier zu sein, weder hier in meinem Haus noch in Marrakesch. Du vergeudest nur deine Zeit.« Sie spuckte die Worte geradezu aus. » Geh jetzt, ich will dich hier nicht mehr sehen. Zwischen uns ist alles gesagt.«
Badou, der sein neues Boot über den Brunnenrand fahren ließ, beobachtete uns.
Manon drehte sich um und ging mit wehenden Gewändern ins Haus.
Ich trat auf die Straße hinaus. Was hatte ich erwartet, als ich die Kinder zurückbegleitete?
Ein Stück weiter waren Kinderrufe zu hören, und ich erblickte vier Jungen, die Fußball spielten.
Hinter mir hörte ich leise Schritte, und als ich mich umdrehte, bemerkte ich Badou, der mir folgte. Er trat zu mir und drückte das Boot an die Brust, während er zu den Jungen hinübersah. Zwei waren größer als er, einer ungefähr gleich alt und der vierte etwas kleiner. Der hielt sich zurück und trat nur gelegentlich den Ball, wenn er zufällig in seine Richtung rollte.
» Sind das deine Freunde?«, fragte ich Badou.
Er sah mich an und schüttelte den Kopf. » Ich kenne nur Ali. Er ist sechs wie ich. Er wohnt dort.« Er deutete zu dem gegenüberliegenden Tor.
» Warum spielst du nicht mit ihnen?«
» Maman sagt, ich darf nicht, weil es nur Araber sind.« Wieder blickte er sehnsuchtsvoll zu den Jungen. » Sie sagt, es ist besser, wenn ich ihr helfe. Ein Sohn muss seiner Mutter helfen.«
Mir ging durch den Kopf, dass er seine ganze Zeit im Haus und Innenhof verbrachte, indem er Falida zur Hand ging und sich von Manon rumscheuchen lassen musste. Nie hatte ich ihn mit einem anderen Kind spielen sehen, und Spielzeug schien er ebenfalls keines zu haben, abgesehen von einem Faden oder ein paar Holzstöcken, oder gelegentlich einem vom Nachbarjungen geborgten Welpen.
» Ich bin Mamans Sohn«, sagte er. » Kommst du wieder einmal zu uns?«
» Ich weiß nicht, Badou. Vielleicht … vielleicht, wenn Onkel Etienne wieder da ist. Weißt du, ob er bald zurückkehrt? Oder war er vielleicht schon da, um deine Mama zu besuchen?«, fragte ich und schämte mich sogleich, weil ich dabei war, ein kleines Kind auszufragen. Dennoch: Vielleicht war Etienne ja bereits in Marrakesch, ohne dass Aszulay davon wusste.
» Nein«, sagte Badou. » Ich muss wieder hineingehen, sonst wird Maman böse.«
» Ist gut, Badou.« Ich beugte mich zu ihm hinab und umarmte ihn, und er erwiderte meine Geste, indem er seine dünnen Arme um meinen Hals schlang.
Inzwischen trug ich stets Kaftan, haik und Kopfschleier, wenn ich das Hotel verließ und mit meiner gewebten Tasche Einkäufe erledigte. Die Französinnen, die in den Straßencafés in der Ville Nouvelle saßen, nachlässig eine Zigarette rauchten und an einem Aperitif nippten, sah ich nun mit neuen Augen. Auch auf dem Dschemma el Fna oder in den Souks beobachtete ich sie, wenn sie um den Preis eines Teppichs oder einer Teekanne feilschten und geflissentlich die Bettler
Weitere Kostenlose Bücher