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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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meine Mutter oder mein Vater den Rollstuhl über die hohe Türschwelle schob, konnte ich bei schönem Wetter auf der Veranda sitzen.
    Damit besserte sich auch meine Laune. Eines warmen Abends amüsierte ich mich über Zinnober, die einen hohen Satz vollführte, weil eine große Grille ihr über die Pfoten gehüpft war und sie in Angst und Schrecken versetzt hatte. Meine Eltern erschienen in der Tür, und ich erzählte ihnen von Zinnobers Mätzchen.
    Mein Vater kam heraus, stellte sich hinter mich, legte mir seine Hand auf die Schulter und drückte sie. » Es ist das erste Mal, dass wir dich lachen gehört haben, seit …« Er unterbrach sich unvermittelt, wandte sich um und ging ins Haus zurück.
    In diesem Augenblick begriff ich, wie sehr sich meine Eltern diese schlichte und doch so menschliche Regung von mir erhofft, ja ersehnt hatten: mein Lachen. Ich begriff, wie sehr sie sich gewünscht hatten, dass ich lächelte, über alltägliche Dinge redete, mit Leidenschaft malte. Sie wünschten sich so sehr, mich glücklich zu sehen.
    In diesem Jahr war ich siebzehn geworden. Auch wenn ich mich niemals mit meinem Schicksal abfinden würde, so könnte ich wenigstens ihnen zuliebe so tun, als fände ich noch immer Gefallen an meinem Leben. Das wenigstens war ich ihnen schuldig.
    Am nächsten Tag bat ich Mutter, mir das Nähen mit der Nähmaschine beizubringen. Dann könnte ich ihr, so sagte ich, ein paar der Näharbeiten abnehmen, wenn sie müde war. Ihr Mund zitterte, und sie bedeckte ihn rasch mit ihrer Hand, deren Finger inzwischen ganz verkrümmt waren. Ich bemerkte auch, dass ihr Haar nahezu weiß war: Wann war dies geschehen?
    Auch meine Pinsel nahm ich wieder zur Hand und bat meine Mutter, mir aus der Bibliothek Garten- und Botanikbücher mitzubringen.
    Und im Laufe weniger Monate lernte ich etwas sehr Wertvolles: dass in einem unbemerkten Moment etwas, wozu man sich bislang hatte zwingen müssen, zur ungezwungenen Routine werden konnte.
    Da saß ich nun mit meiner Mutter am Küchentisch und sang mit ihr ihre alten französischen Lieder. Seit ihr die Hände furchtbare Schmerzen verursachten, erledigte ich das Nähen, und mit dem Verdienst durch die Heimarbeit konnten wir uns den ein oder anderen kleinen Wunsch erfüllen.
    Wir sprachen über den großen Krieg, davon, dass unsere jungen Männer nun nach Europa geschickt wurden, und sie erzählte mir Neuigkeiten von meinen ehemaligen Schulkameraden – von denen einige bereits die Schule verlassen hatten.
    Gegen Ende des zweiten Jahres meiner Erkrankung bewies ich dem Arzt – und Schwester Marie-Gregory –, dass sie sich in ihren Prognosen getäuscht hatten. Wahrscheinlich waren vielerlei Gründe für die überraschende Wendung verantwortlich. Möglich, dass der Arzt aufgrund seiner Überlastung eine zu voreilige Diagnose gestellt hatte, aber es lag wohl auch an der Widerstandskraft meines Körpers, verbunden mit der Unermüdlichkeit meiner Mutter, mit der sie meine Beine bewegte und massierte, und schließlich daran, dass ich mir in den Kopf gesetzt hatte, den verhassten Stuhl zu verlassen. Und, so sagte ich mir selbst, vielleicht auch ein wenig an den vielen Gebeten.
    Ich bekam Metallschienen angepasst, die von den Fesseln bis zu den Oberschenkeln reichten. Sie drückten mir ins Fleisch, verhinderten jedoch, dass meine Beine einknickten. Und mithilfe von Krücken war ich nun in der Lage, mich aus dem Rollstuhl zu erheben. Zunächst konnte ich die Beine quasi nur hinter mir herziehen, während meine Arme stark und muskulös wurden und meine Achseln schwielig vom Druck der Krücken, da sie mein ganzes Gewicht tragen mussten. Doch mit der Zeit gelang es mir, die Beine aus der Hüfte heraus zu bewegen und die Füße auf den Boden aufzusetzen. Mein rechtes Bein war nun kürzer als mein linkes, und deshalb mussten orthopädische Stiefel mit verschieden hohen Absätzen für mich gefertigt werden. Meine Art zu gehen war im Grunde eine Parodie des normalen Gangs, doch immerhin stand ich wieder aufrecht auf eigenen Füßen und war in der Lage, mich fortzubewegen, wenngleich sehr langsam.
    Auch in anderer Hinsicht bekam mein Leben eine Wendung. Noch immer weigerte ich mich, Haus und Garten zu verlassen. Meine alten Freundschaften hatte ich nie aufgefrischt, denn nach mehr als zwei Jahren – ich wurde bald neunzehn – hatten all meine Klassenkameradinnen die Holy-Jesus-and-Mary-Schule verlassen. Weder Margaret noch Alice Ann waren nach New York gezogen, wie wir es uns einst

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