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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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kannte und die dort einkauften oder als Verkäuferinnen arbeiteten.
    Im Herbst kehrte ich die abgestorbenen und mit schwarzen Frostflecken übersäten Blätter und Stängel zusammen und bedeckte die empfindlichen Pflanzenwurzeln mit Stroh, damit sie heil den Winter überstanden. Ich gab weitere Knollen und Blumenzwiebeln in die Erde und sehnte den nächsten Frühling herbei, um zu sehen, wie sie aufgingen. Den Winter über blätterte ich in Gartenbüchern und zeichnete Pläne für neue Blumenbeete, die ich anlegen wollte und die inzwischen den größten Teil des Vorder- und Hintergartens einnahmen. Sobald die letzten Schneereste im Frühjahr geschmolzen waren, ging ich über die Kieswege, die mein Vater auf meine Bitte hin angelegt hatte, und freute mich über die ersten Krokusse und Schneeglöckchen, und etwas später über die Tulpen und Narzissen. Und ich konnte es kaum erwarten, dass sich die ersten zarten rosa Triebe der Pfingstrosen nach der warmen Luft reckten.
    Im Sommer bat ich meinen Vater erneut, Mr Barlows Lastwagen auszuleihen und mit mir zum nahe gelegenen Pine-Bush-Moor zu fahren, wo ich die Flora und Fauna skizzierte, um zu Hause anhand meiner Kohleskizzen Aquarelle zu malen.
    Und all die Jahre über hielt ich meinen Schwur. In meinen endlosen Gebeten hatte ich gelobt, nie wieder unreine Gedanken zu hegen, wenn ich nur wieder gehen könnte. Seit meinem ersten Gebet waren einige Jahre vergangen, und obwohl ich wusste, dass meine Genesung vor allem meiner körperlichen Robustheit und meiner Willenskraft zuzuschreiben war, redete mir eine winzige abergläubische Stimme ein, eines Tages dafür bezahlen zu müssen, sollte ich mein Versprechen nicht halten.
    Es gelang mir, meinem körperlichen Begehren Einhalt zu gebieten, auch wenn es mir nicht leichtfiel. Noch immer wünschte ich, einen Mann kennenzulernen und herauszufinden, wie es wäre, berührt und geliebt zu werden.
    Gleichzeitig wusste ich, dass ich nie jemandem begegnen würde, wenn ich mein gewohntes Leben beibehielt, hatte jedoch keine Ahnung, wie ich es hätte ändern sollen. Und ganz bestimmt würde nie ein Mann an die Tür unseres Hauses in der Juniper Road klopfen und nach Sidonie O’Shea fragen.
    Kurz nach meinem einundzwanzigsten Geburtstag wurde meine Mutter krank. Es begann mit einer Bronchitis, gefolgt von einer tückischen Lungenentzündung, die sich wieder legte, nur um erneut aufzuflammen. Ich pflegte sie, wie sie mich einst gepflegt hatte, fütterte sie, kämmte ihr das Haar, massierte sanft ihre Hände und Füße, um die Schmerzen zu lindern, half ihr auf die Bettpfanne und machte ihr heiße Brustwickel. Gelegentlich, an Tagen, wenn sie sich mit dem Atmen leichter tat, sang sie mit heiserer, leiser Stimme noch immer ihre französischen Lieder – Momente, in denen mein Vater und ich uns nicht anschauen konnten.
    Ein weiteres Mal schaffte mein Vater die Liege von der Veranda in die Küche, doch diesmal lag meine Mutter darauf, im Rücken von einem Berg Kissen gestützt. Sie sah mir beim Kochen zu, doch am meisten freute sie es, wenn sie mich beim Ausschneiden von Schnittmustern und Nähen meiner Kleider beobachten konnte.
    Nach einem neuerlichen Rückfall sagte der Arzt, es sei nunmehr eine Frage der Zeit; ihre Lungen würden nicht mehr lange arbeiten.
    Nachdem der Doktor an jenem Abend gegangen war, saßen mein Vater und ich an ihrem Bett. Mein Vater redete mit ihr, und auch wenn sie nicht antworten konnte, lasen wir an ihren Augen ab, dass sie ihn verstand. Ihre Brust hob sich, begleitet von schmerzhaftem Rasseln, das sich anhörte wie das Knistern von Papier. Hin und wieder summte Vater ihr eine Melodie ins Ohr. Und was tat ich die ganze Nacht lang? Ich ging in ihrem Schlafzimmer auf und ab und hatte das Gefühl, dass sich meine Lungen ebenfalls mit Flüssigkeit füllten, dass ich Gefahr lief unterzugehen wie meine Mutter. Mein Hals brannte schmerzhaft, und ich konnte kaum schlucken. Mein Mund tat weh. Ebenso meine Augen.
    Und plötzlich begriff ich. Ich hatte das Bedürfnis zu weinen. Seit acht Jahren hatte ich nicht mehr geweint, zum letzten Mal mit sechzehn.
    Ich wusste nicht einmal mehr, wie das ging, das Weinen. Das Gefühl in Augen, Lippen, Hals und Brust war so überwältigend und so beengend, als ob sich etwas daraus befreien, zerbersten wollte. Mein Herz oder mein Geist.
    Ich begab mich zum Bett meiner Mutter, setzte mich auf den Rand und ergriff ihre verkrümmte Hand. Wieder einmal rief ich mir in Erinnerung, wie ihre

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